Flughafenchef Michael Garvens„Da bin ich nur der Michael“

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Entspannung pur im Overather Golfclub: Für Michael Garvens ein Stück Lebensqualität.

Entspannung pur im Overather Golfclub: Für Michael Garvens ein Stück Lebensqualität.

Bergisch Gladbach – Sein Job ist es, Menschen weit weg zu bringen. Michael Garvens ist Chef des Flughafens Köln/-Bonn und damit ein Global Player. Er kennt die Welt, knüpft Netzwerke und bewegt Millionen. Doch seine Brötchen kauft Michael Garvens am liebsten in der Bäckerei Eilers am Wickenpfädchen in Refrath. Denn Brötchen kaufen, das bedeutet: ganz privat sein. „Die werden hier vor Ort von Hand gemacht“, erklärt er und zeigt in die Backstube.

Die Serie

Prominente Einwohner zeigen uns in der Serie „Das ist mein Zuhause“ ihren Stadtteil oder ihr Dorf und erzählen, warum sie dort leben und nirgendwo anders. Den Anfang macht Flughafenchef Michael Garvens. (ksta)

2009 hat der 57-Jährige mit seiner Familie gleich um die Ecke ein Haus gekauft. „Ich war gerade noch mal Papa geworden, und wir wollten ’raus aus der Mietwohnung in Dellbrück.“ Das Haus war Liebe auf den ersten Blick, sagt Garvens, der sich selbst sogar als „Landei“ bezeichnet, weil er in der norddeutschen Provinz großgeworden ist.

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Refrath ist „gediegener Stadtteil mit interessanten Menschen“

So richtig tief auf dem Land ist man in Refrath zwar nicht, aber für den Manager ist die Distanz zu seinem Berufsleben groß genug, um Privatmensch zu sein. „Das soziale Umfeld ist wichtig für mich. Wir haben hier schnell Freunde und Nachbarn gefunden, die mit meinem Job nichts zu tun haben und mich auch nicht danach fragen“, erklärt der Airport-Chef. „Da bin ich nur der Michael.“ Tochter Hannah, 2008 als Nesthäkchen geboren, erdet die Familie zusätzlich. „Neulich hatten wir Pyjama-Party mit fünf Freundinnen meiner Tochter.“ Machte insgesamt sieben Mädels im Haus. „Ich denke auch an spätere Zeiten. Viele Manager fallen in ein schwarzes Loch, wenn sie nicht mehr im Job sind“, weiß Garvens. „Die kennen niemanden außer ihren Geschäftspartnern. Das wird mir nicht passieren.“

Refrath ist ein gediegener Stadtteil mit „interessanten Menschen“, wie Garvens findet. Natürlich hat er es nicht weit zu seiner Arbeitsstätte. Mit der Bahn ist er schnell in der Stadt, und auf dem Rad geht es zum Beispiel zur Lieblings-Eisdiele von Patrizio Pianon auf der Dolmanstraße.

„Ich bin quasi auf dem Golfplatz aufgewachsen“

„Alles selbstgemacht“, sagt der italienische Chef stolz, reicht seinem Stammgast ein Hörnchen mit Vanille und Schoko herüber und preist seine Spezialität, das Rhabarbereis.

Das Pianon liegt auf dem Weg zum Refrather Golfclub, in dem Michael Garvens schon Mitglied war, als er noch nicht hier wohnte. „Es ist eine der schönsten Anlagen Deutschlands“, schwärmt er von dem 80 Hektar großen Terrain mit seinem alten Baumbestand, das vom Golf- und Landclub Köln – so der offizielle Name – in den 50er-Jahren angelegt worden ist. Golf ist Garvens’ Sport. Handicap neun, erstklassig für einen Freizeitspieler. „Ich bin quasi auf dem Golfplatz aufgewachsen“, ist die Erklärung. „Der lag direkt neben meinem Elternhaus.“

Zur Person

Michael Garvens, 57 Jahre alt, leitet die Flughafen Köln/Bonn GmbH seit 2002. Seitdem haben sich Passagierzahl und Frachtvolumen verdoppelt. Der studierte Betriebswirt aus Niedersachsen (Hittfeld) ist seit 1986 im Flugbetrieb tätig, zunächst als Controller bei Hapag Lloyd, dann mehr als zehn Jahre in verschiedenen Positionen bei der Lufthansa. Garvens ist verheiratet, hat zwei Söhne und eine Tochter. (eck)

Schon mit acht Jahren schwang er den Schläger. Tochter Hannah, acht Jahre alt, führt die Familientradition fort. Samstags ist Kindertraining: „Wenn es geht, bringe ich meine Tochter hin und spiele dann eine Runde.“ Auf der Terrasse mit Blick auf den Teich wird Garvens fast poetisch. „Eine Oase“ nennt er den romantischen Ort. Auch hier gilt: berufliches Netzwerken nicht erwünscht. Ehrenamtlich engagiert er sich vorwiegend in Köln, kennt und schätzt aber die maßgeblichen Politiker im Kreis und vor allem in den dem Flughafen angrenzenden Gemeinden, wo der geplante Ausbau des Airports und der Fluglärm immer wieder Thema ist. Darüber wollen wir diesmal nicht reden. Wir haben keinen politischen Termin.

Leidenschaft fürs Fliegen

Obwohl er abends in Köln noch ein Treffen mit dem UPS-Chef hat, wirkt er entspannt. Bald fliegt er in den Urlaub, nach Sylt. Er fliegt selbst, eine einmotorige Rockwell Commander. Und das, obwohl sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. „Ich werde oft erstaunt gefragt, ob ich denn kein gebranntes Kind sei“, sagt Michael Garvens. „Nein, bin ich nicht. Die Leidenschaft fürs Fliegen liegt offenbar in der Familie.“ Sogar seine Frau hat er im Flugzeug kennengelernt. Wenn das keine Bestimmung ist.

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