PorträtMit Kunst etwas wagen

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In seiner Werkstatt bearbeitet der Bergisch Gladbacher Künstler Helmut Brands die Oberflächen der großen Domspitzen, wie hier der Rost-Look.

In seiner Werkstatt bearbeitet der Bergisch Gladbacher Künstler Helmut Brands die Oberflächen der großen Domspitzen, wie hier der Rost-Look.

Bergisch Gladbach – Die beiden Domspitzen sind das entscheidende Motiv. Ihre Machart ist unterschiedlich, ihr Aussehen jeweils einzigartig und besondere Wirkung erlangen sie erst auf einer Metallplatte. Mit seinen Köln-Bildern realisiert der Bergisch Gladbacher Künstler Helmut Brands eine neue Kunst-Idee. Er produziert Einzelstücke, die er inzwischen mit Erfolg vermarktet. „Ich bin mit diesem Werk ein Künstler für jedermann“, sagt Brands. Ursprünglich ist er aber genau das nicht. Schon mehr als zwanzig Jahre ist der 48-Jährige als freischaffender Künstler aktiv. Er provoziert gern, will wachrütteln. Sein Atelier in der Wachendorff-Fabrik in Gronau ist gefüllt mit den Arbeiten vieler Jahre – dazwischen nun die kleinen Domspitzen. Eine ganz andere Seite seines Könnens zeigt Brands mit dieser Köln-Kollektion.

Für Metall, Holz und diverse Fundstücke hat Brands eine Vorliebe. Er gestaltet aus ihnen spielerisch und experimentell seine Objekte. „Das Material muss Charakter haben“, beschreibt es Brands. Und das hat es für den Künstler, wenn es vorher in irgendeiner Art eine Funktion hatte und gebraucht ist – beispielsweise eine alte Brücke. Abbruchstücke wie Moniereisen und Steine kombiniert Brands mit Scherben des Gesichts einer Schaufensterpuppe.

Skulpturen aus speziellem Kunstharz

Typisch für den Gladbacher Künstler sind auch seine Skulpturen, bei denen er mit speziell hartem Kunstharz experimentiert. Mit der Kettensäge bearbeitet er große Holzklötze und erschafft daraus Skulpturen. Meist ist es der Mensch, der im Mittelpunkt der Kunstwerke steht.

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Der gebürtige Kölner, der in Bergisch Gladbach aufwächst, beginnt 1986 eine Ausbildung im Metallhandwerk. Mit dem Abschluss seiner Lehre erreicht Brands 1989 auch seine Künstleranerkennung an der Kölner Akademie. Dann spezialisiert er sich in seinem Handwerksberuf auf Materialkunde und wird als freischaffender Künstler aktiv. Damals ist ihm klar: „Von Kunst kann man nicht leben.“ Also arbeitet er trotz brotloser Kunst selbstständig in seiner Werkstatt, baut je nach Auftrag Möbel, Geländer und „was so anfällt“. Seit April 2005 hat er sein Atelier mit Werkstatt auf dem Wachendorff-Gelände. Privat lebt Brands mit seiner Frau in Herkenrath.

Gesellschaftspolitische Themen angesprochen

„Kunst ist eher ein Wagnis“, stellt Brands fest und wagt sich. Er macht in den Jahren 2003 bis 2009 auf sich und seine Kunstwerke aufmerksam, bei Ausstellungen wie „Kunst im Park“ im Technologie Park Bergisch Gladbach, „Kunst vor Ort“ in Schloss Eulenbroich Rösrath sowie mehrfach im Olivandenhof in Köln. Mit seinen Installationen spricht er gesellschaftspolitische Themen an: „Die Leute sollen innehalten und nachdenken“, erklärt er zur Intention seiner Werke. Dies bezweckt auch die Skulptur, die Brands vor drei Jahren im Kreisel am Driescher Kreuz als Straßenkunst platziert: eine Schaufensterpuppe mit einem dicken Wecker in der Hand. Die Zeiger stehen auf fünf vor zwölf. Das Werk will auch Verwirrung stiften. Doch am Ende des Tages greift die Polizei ein und räumt die Puppe ab. „Auf der Wache habe ich sie dann abgeholt. Es gab kein Nachspiel“, erzählt der Künstler, der seit Jahren mit einem schwarzen Pick-up, auf dessen offener Ladefläche Puppenbeine in die Höhe ragen, durch die Straßen rollt.

Bunt, einfarbig, mit Herz oder Wappen, in Gold oder Silber, dezent oder auffällig – den Dom gestaltet Brands mit Emaillierungen, als Siebdruck oder mit Oberflächen aus Edelmetall. Die kleinen Rohlinge mit eingebautem Magneten sind mit dem Laser ausgeschnitten und werden geliefert. „Das muss exakt passen. Auch die Ausschnitte auf den Platten sind gelasert“, erklärt der Künstler. In seiner Hand liegen die Bearbeitung und die Gestaltung von Platten und Dom. Die kleinste Platte ist 13 mal 13 Zentimeter groß und hat einen einzigen Domausschnitt. Den Rostlook, Rheinschliff oder Kreutzschliff der Oberflächen gestaltet Brands auf allen Platten – bis hin zu 44 mal 44 Zentimeter Größe mit 48 Ausschnitten. Auch mit Hintergrundplatte und integrierter Beleuchtung lässt sich das Kunstwerk gestalten. „Das ist etwas für Sammler“, sagt er. Dom-Varianten bietet er dafür genug. In neuen Motiven will er die Wappen an den Kirchentüren einarbeiten. Brands: „Von den Einnahmen möchte ich einen Teil zur Erhaltung des Kölner Doms spenden.“

Die Domspitzen in groß bekommen ihren besonderen Rostlook ebenso von Brands. Eine rote Clownsnase sitzt in seiner Ausstellung auf einer Domspitze. Per Magnet kann sie überall auf der Platte platziert werden. Wonach einem gerade ist. Ideen muss man haben – Helmut Brands wagt sie.

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