Bergisch Gladbach – Die Schloßstraße in Bensberg verliert ein weiteres bekanntes Fachgeschäft mit langer Tradition. Silvia und Michael Mangold, Inhaber des Geschäfts für Damenoberbekleidung und -wäsche „Mangold exquisit“, ziehen sich zurück. Das fällt ihnen nicht leicht.
Im Grunde ist das Modegeschäft der Mittelpunkt ihres Lebens. Sie sind stolz auf ihre Arbeit und die Familientradition. Doch gerade weil das Geschäft im Einzelhandel ihr Leben zu sehr dominiert, ziehen sie nun nach 23 Jahren einen Schlussstrich. „Wir sind mit dem Räumungsverkauf im März gestartet. Etwa im Juni werden wir schließen“, kündigt Silvia Mangold an. Dabei klingt ihre Stimme wehmütig.
Über die Geschäftsaufgabe hätten sie schon lange nachgedacht. „Es sind mehrere Faktoren, die uns dazu bewegen“, sagt Michael Mangold, der hauptberuflich in der Autobranche arbeitet und seine Frau bei der Buchhaltung unterstützt. Ein großes Problem für sie sei der Mangel an Fachpersonal im Verkauf.
„Ich bin allein hier im Laden“, schildert Silvia Mangold ihre Situation. Sechs Tage die Woche arbeite sie durchgehend. Im vergangenen Jahr habe sie mehrfach Verkäuferinnen eingearbeitet. „Leider gaben die Damen nach drei Monaten auf. Denn unsere Branche ist anspruchsvoll. Für hochwertige Markenware und vor allem Miederwaren braucht eine Verkaufskraft viel Fachwissen.“
Ständiges Hin und Her
Auch das ständige Hin und Her mit dem leerstehenden Einkaufszentrum und Neubau der Marktgalerie kritisieren die Mangolds. „Das geht voll auf Kosten der Geschäftsleute hier an der Schloßstraße. Wir werden doch alle nur hingehalten“, ärgert sich Michael Mangold.
Ursprünglich hatten die Geschäftsinhaber überlegt, die 80 Quadratmeter große Verkaufsfläche ihres Geschäftes noch mal umzubauen und zu renovieren. Doch Silvia Mangold winkt ab: „Das macht keinen Sinn, weil hier Stillstand herrscht. In der Schloßstraße geht es nicht weiter.“
Letztlich würden die meisten Händler Investitionen in ihre Häuser und Geschäftslokale scheuen. Es müsste aber mehr modernisiert werden, um Kunden zu locken. „Mangold exquisit“ ist nicht das erste inhabergeführte Geschäft, das an der Schloßstraße schließen wird. Auch das Schlosscafé Himperich macht Ende April zu.
Mit den Festwochenenden sind die zwei Kaufleute in den vergangenen Jahren auch nicht mehr zufrieden. „Es wird zu viel auf Massenandrang gesetzt. Dadurch ist das Niveau der Besucher gesunken“, beschreibt es Michael Mangold. Und seine Frau ergänzt: „Früher war das Angebot auf den Festen und Märkten kleiner, aber viel edler und geschmackvoller.“ Lediglich die Autoshow im Sommer und der Hüttenzauber in der Weihnachtszeit hätten noch etwas vom alten Bensberger Glanz.
Die Tradition des Bensberger Unternehmens reicht bis 1954 zurück. Damals eröffneten Margot und Karl Mangold, die Eltern von Michael Mangold, an der Schloßstraße 24 – gegenüber dem heutigen Geschäftslokal – ihr Modehaus für Wäsche, Miederwaren und Herrenaccessoires. 1980 wurde das zweite, heutige Geschäftslokal eröffnet. Es wird seit 1993 von den jetzigen Besitzern geführt.
An einen Verkauf ihrer Immobilie denken die Mangolds keineswegs. „Wir möchten die Ladenfläche vermieten. Für ein Modegeschäft ist die Lage direkt an der Einkaufsmeile mit Parkplätzen vor der Tür ideal. Unsere Stammkunden kommen sicherlich hierher, um sich das neue Angebot anzusehen“, sagt Silvia Mangold. Noch haben sie sich nicht für einen Mieter entschieden. Gemeinsam mit ihrem Mann möchte sie sich ab Sommer eine Auszeit nehmen. Vielleicht planen sie neue Vorhaben. „Der Einzelhandel und das Verkaufsgeschäft liegen mir im Blut. Ich mache meinen Beruf mit Leib und Seele“, sagt die 57-jährige Geschäftsfrau, die seit mehr als 36 Jahren in der Branche arbeitet.
