WandelDiese Geschäfte haben in Bergisch Gladbach geschlossen

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Die Fußgängerzone in Bergisch Gladbach. Hinten ist die RheinBerg Galerie zu erkennen.

Die Fußgängerzone in Bergisch Gladbach. Hinten ist die RheinBerg Galerie zu erkennen.

Begrisch Gladbach – Mehrere Geschäfte, die das Bergisch Gladbacher Stadtbild lange geprägt haben, haben in den letzten Jahren schließen müssen.

Silvia und Michael Mangold geben ihr Modegeschäft in Bensberg im Juni nach 23 Jahren auf.

Silvia und Michael Mangold geben ihr Modegeschäft in Bensberg im Juni nach 23 Jahren auf.

Modegeschäft „Mangold“

Silvia und Michael Mangold, Inhaber des Geschäfts für Damenoberbekleidung und -wäsche „Mangold exquisit“, ziehen sich zurück. Nach 23 Jahren ziehen sie einen Schlussstrich.

Über die Aufgabe des Geschäfts an der Bensberger Schloßsstraße hätten sie schon lange nachgedacht. „Es sind mehrere Faktoren, die uns dazu bewegen“, sagt Michael Mangold, der hauptberuflich in der Autobranche arbeitet und seine Frau bei der Buchhaltung unterstützt. Ein großes Problem für sie sei der Mangel an Fachpersonal im Verkauf.

Schloß-Café Himperich

Schloß-Café Himperich

Vor 34 Jahren kam der Familienname Himperich dazu.

1903 wurde das Schloß-Café Himperich, schon unter dem Namen „Schloß-Café“, von Peter Gieraths in der Schloßstraße 22 in Bensberg gegründet.

Die vergangenen 34 Jahre betrieben Wolfgang und Brigitte Himperich die Konditorei und Bäckerei, in der Generationen von Schülern ihre Freistunden mit Kakaotrinken verbrachten und viele Kunden mit Namen angesprochen werden. „Es tut weh“, sagt Wolfgang Himperich, „und wir haben und sie Entscheidung nicht leicht gemacht.“

Schloß-Café Himperich 1945

Schon bei seiner Gründung bekam das Schloß-Café seinen Namen, das Foto links entstand um 1945.

Seit Herbst diskutierte die Familie in sehr kleinem Kreis über die Schließung. Der Grund ist so simpel wie triftig: Die Arbeit ist nicht mehr zu schaffen. Wolfgang Himperich will bereits seit längerer Zeit kürzertreten. Er war auf dem besten Wege dazu, als vor fünf Jahren Sohn Christoph einstieg, die Meisterprüfung machte und nicht nur als Chocolatier in der hauseigenen Backstube mitten im Herzen Bensbergs einsprang.

Schloß-Café Himperich (1)

Wolfgang, Brigitte und Christoph Himperich (v. l.) geben das Familiengeschäft schweren Herzens auf.

„Das hat uns neue Energie gegeben“, sagt Wolfgang Himperich. Der Plan, dass Sohn Christoph das Geschäft übernimmt und die Eltern noch mithelfen, zerplatzte am Nachmittag des 30. Juni. Vor einem Imbiss in Refrath wurde Christoph Himperich zusammengeschlagen. Seither hat er mit den Folgen zu kämpfen. „Seine Gesundheit ist so angeschlagen, dass er den täglichen Belastungen der Selbstständigkeit nicht mehr gewachsen ist“, sagt sein Vater.

Die Familie plante um. Die diskrete Suche nach einem Nachfolger aus dem Handwerk blieb ergebnislos. Industrielle Ketten zeigten kein Interesse wegen der Konkurrenzsituation in Bensberg und des schmalen Schaufensters.

Im Frühjahr 2016 schließt die Konditorei und Bäckerei seine Türen.

Tiergarten Kops

Ende 2014 schloss das Geschäft „Tiergarten Kops“ an der Kalkstraße in Bergisch Gladbach. Es sei kein Konkurs, betonte der Unternehmer Jürgen Kops damals. Vielmehr konzentriere er sich mit seinem Unternehmen, der Rheinland-Energie Kops GmbH, auf sein Hauptgeschäft, den Mineralölhandel.

Bereits im Sommer sei der Entschluss gefallen, den Einzelhandel aufzugeben. „Ich habe zunächst den Mitarbeitern angeboten, den Markt selbstständig weiterzuführen“, sagt Kops. Weil daran kein Interesse bestand, kündigte er den sieben Beschäftigten. „Gleichzeitig habe ich mich um neue Anstellungen für die Mitarbeiter bemüht. Das war mir wichtig“, betont der Unternehmer. Bis auf einen Mitarbeiter seien alle zum 1. Dezember in neue Stellen vermittelt worden.

Schreibwarengeschäft Niedenhoff

Nach 115 Jahren schloss das Schreibwarengeschäft Niedenhoff. Das Bergisch Gladbacher Stadtzentrum wurde dadurch um einen weiteren Traditionsnamen ärmer.

Fotogeschäft Häuser

Im April 2014 schloss das Fotogeschäft Häuser an der Bergisch Gladbacher Hauptstraße. 30 Jahre lang drehte sich in dem 120 Quadratmeter großen Ladenlokal alles um das perfekte Bild.

Für die Schließung sah Sven Pätzmann im Gespräch mit dieser Zeitung nicht nur einen Grund, sondern viele: „Obwohl immer mehr fotografiert wird, bringen immer weniger Menschen die Fotos anschließend zum Entwickeln“, erklärt er. Damit sei eine der wichtigen Umsatzquellen verloren gegangen. Und Fotokameras würden zunehmend im Internet gekauft – auch wenn es hinterher keinen Service gebe.

Aber auch lokal habe sich einiges geändert, hat Pätzmann beobachtet: „2012, als die Fußgängerzone neu gepflastert wurde, war für uns das schlechteste Geschäftsjahr überhaupt“, sagt er. Die Baustelle vor der Tür habe der Kunde „nicht schick“ gefunden. Außerdem merke er, dass sich der Strom der Passanten mehr und mehr zur Rhein-Berg-Galerie verlagere. „Die parken oft dort und schaffen es gar nicht mehr so weit bis nach hinten.“

Bäckerei Weyer

Die Bäckerei Weyer blickt auf eine 130-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Im Januar 2014 ging diese zu Ende. „Wir können mit den Billigpreisen der Discounter nicht mithalten“, erklärt Christoph Weyer, Bäckermeister und Inhaber des Betriebes, damals im Gespräch mit dieser Zeitung. „Es war ein schleichender Prozess. Wir haben versucht, mit neuen Produkten mehr Umsätze zu machen. Aber es hat nicht gereicht.“

Er gab seine Backstube an der Altenberger-Dom-Straße sowie fünf Verkaufsfilialen – zwei in Bergisch Gladbach, eine in Odenthal-Blecher und zwei in Leverkusen – auf.

Traditionskiosk

Ende 2012 schloss Peter Reintges seinen kleinen Traditionskiosk in Hand. Sein Vater gründete das Geschäft 1948. „Ich hätte vieles renovieren müssen und da ich keine Nachfolger habe, wird das ganze Haus abgerissen“, erzählte er damals im Gespräch mit dieser Zeitung.

In dem kleinen Kiosk gab es nicht nur Schreibwaren, Zeitschriften und Tabakwaren – auch unzählige Postkarten, zum Teil aus längst vergangener Zeit und Silbermünzen.

Gelernt hat Peter Reintges 1960 das Friseurhandwerk. Seine Mutter Annemie führte einen Salon neben dem Schreibwarengeschäft in Hand. So war die Aufgabenaufteilung: Die Mutter leitete den Salon, der Vater das Schreibwarengeschäft. Reintges ging zwar beim Frisör Toni Büchel in die Lehre – aber arbeitete seit 1963 zunächst als Angestellter im Schreibwarengeschäft.

Viktoria-Kino

Anfang 2013 flimmerte im Viktoria Kino an der Bergisch Gladbacher Hauptstraße der letzte Film über die Leinwand. Der Grund waren sinkende Besucherzahlen. Das Kino entspricht schon lange nicht mehr den technischen Standards des heutigen digitalen Zeitalters, erklärte Betreiber Helmut Brunotte damals.

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