Rheingas vertreibt FlüssiggasEinkaufspreise für Brühler Firma steigen
Brühl – Die Hochbehälter der Firma Rheingas prägen seit Jahrzehnten die Silhouette des östlich von Brühl-Vochem gelegenen Industriegebiets. 23 Meter hoch ragen die weißen Tanks in den Himmel. Ihr Inhalt, Flüssiggas großenteils aus Propan, war aber wohl noch nie so wertvoll wie in diesen Tagen. Denn das Gas, das bei der Weiterverarbeitung von Erdöl zu Treibstoffen als Nebenprodukt anfällt, hat einen immensen Preisschub erfahren. „Innerhalb der vergangenen zwei Jahre hat sich der Einkaufspreis verfünffacht“, sagt Uwe Thomsen, Geschäftsführer der Rheingas GmbH.
Brühler Firma benötigt kein russisches Gas
Zwar bezieht sein Unternehmen das Gas nicht aus Russland, sondern großenteils aus Raffinieren im westlichen Ausland oder über die großen Seehäfen an der Nordsee, doch der Markt für fossile Energieträger hat auf den Konflikt in der Ukraine mit Unsicherheit, starker Nachfrage und noch höheren Preisen reagiert. Damit steht das Brühler Unternehmen wie so viele weitere Firmen vor der Herausforderung, trotz deutlich höherer Einkaufspreise Gewinne zu erzielen. Man müsse die höheren Kosten zum Teil an die Kunden weitergeben, sagt Thomsen.
Ein gefragtes Gut sind die Gase, die einst in den Raffinerien oder den Förderstätten schlicht abgefackelt wurden, schon länger. Denn mit dem so genannten LPG (Liquified Petroleum Gas) können Abnehmer mit Brennstoff versorgt werden, die nicht an das Erdgasnetz angeschlossen sind. „Wir haben viele Kunden im ländlichen Raum. Dort ist das Leitungsnetz weniger gut ausgebaut“, erklärt Thomsen. Rund 80 Prozent davon sind Privathaushalte, die mit Propan ihre Heizungen und Warmwasserversorgung betreiben. Damit stellt Flüssiggas eine Alternative zum klimaschädlicheren Heizöl dar. Hinzu kommen mehr als 200 Tankstellen, die Rheingas mit Autogas versorgt.
Butan und Propan
Bei LPG-Flüssiggas (Liquified Petroleum Gas) handelt es sich um einen netzunabhängigen Brennstoff, der in einem Tank gelagert wird und hauptsächlich aus Butan und Propan besteht. Beide Gase fallen als Nebenprodukt in der Erdölverarbeitung an.
LNG (Liquified Natural Gas) ist hingegen durch Abkühlung verflüssigtes aufbereitetes Erdgas. LNG soll nach dem Willen der Politik künftig einen Teil der Erdgas-Importe per Pipeline aus Russland ersetzen. Für die Beschaffung von LNG sollen an der deutschen Küste Terminals gebaut werden, an denen die Schiffe ihre Ladung löschen können.
Das Brühler Unternehmen Rheingas handelt insbesondere mit LPG. Unlängst wurde die Firma als bester Flüssiggasanbieter ausgezeichnet. Rheingas hat nach eigenen Angaben bei der Bewertung durch das Deutsche Instituts für Service-Qualität das Urteil „gut“ erhalten. Insgesamt seien 17 Anbieter bewertet worden. Man habe mit gutem Service und Beratung gepunktet. (wok)
In Brühl werden aber auch Gasflaschen befüllt, damit Dachdecker, Camper und Gastronomen ihre Gasbrennern, Kocher und mobilen Grillbuden betreiben können.
Mehr als 180 Mitarbeiter hat die Propan Rheingas GmbH, davon 131 am Brühler Stammsitz. Zur Unternehmensgruppe gehören rund 500 Angestellte. Zum Portfolio gehören neben dem Verkauf von Flüssiggas auch der Heizungsbau, die Entwicklung von Lösungen für Industriebetriebe, die Flüssiggas zur Erzeugung von Prozessenergie oder Wärmebehandlung benötigen, die Konzeption von Blockheizkraftwerken, Elektromobilitätsangebote und Solar- und Wasserstofftechnik.
Alternative Energien gefragt
Derzeit befindet sich eine erste Tankstelle für wasserstoffbetriebene Gabelstapler in Chemnitz im Bau. Der Abschied von fossilen Energieträgern deutet sich also allmählich an.
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Seit 2018 gibt es Flüssiggas auch als Bio-Variante, also hergestellt auf Basis von Abfall- und Reststoffen. Noch sei dieses Gas rund 25 Prozent teurer als die fossile Variante. Aber es gehe darum, Anreize bei Kunden und Produzenten zu schaffen, betont der Geschäftsführer. Thomsen sagt, wenn man eine CO2 -freie Wirtschaft wolle, müsse auf unterschiedliche Energieträger, das Know-how und den Erfindungsgeist in allen Sparten gesetzt werden.