NachhaltigkeitWie aus einem verwilderten Acker in Kerpen-Blatzheim ein Naschgarten wird

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Ortsvorsteher Klaus Ripp vor einem gefrorenen Acker.

Ortsvorsteher Klaus Ripp steht auf dem gefrorenen Acker, der zum Naschgarten werden soll.

In Kerpen-Blatzheim gibt es bald einen Naschgarten. Dort können Anwohner Obst und Kräuter pflücken, aber auch selbst Gemüse anbauen.

Durch einen kleinen Park schlendern, dabei Süßkirschen oder später im Jahr Walnüsse essen, vielleicht noch ein paar Heidelbeeren oder einen Boskop-Apfel. Das können Blatzheimer demnächst am Buschweg. Dort entsteht der bisher einzige Naschgarten auf Kerpener Stadtgebiet.

„Jeder kann sich hier bedienen“, sagt Ortsvorsteher Klaus Ripp (CDU). „Wir sind noch für alle Ideen offen, wenn sich Bürger einbringen wollen oder Vorschläge für die Aussaat haben.“ Ideen liefert die Stadt in einem ersten Entwurf: In ihm ist von Walnussbäumen die Rede, von Birnen, Zwetschgen, Äpfeln, Süßkirschen. Himbeer-, Haselnuss- und Holundersträucher, Gemüse- und Kräuterbeete rahmen den Garten ein.

Kindergarten, Grundschule und Jugendzentrum helfen mit

Als Schirmherr des Naschgartens hofft Klaus Ripp darauf, dass sich viele Blatzheimer ehrenamtlich an der Pflege beteiligen. Hilfe haben bisher mehrere Jugendeinrichtungen zugesagt. Grundschule, Kindergarten, Jugendzentrum und Sportplatz liegen praktisch um die Ecke. Entsprechend sind Info-Tafeln mit Erklärungen für Kinder geplant, die Koch AG des Jugendzentrums will die Kräuter aus dem Garten nutzen. Und in einer „Ackerdemie“ sollen die Schüler der Grundschule mehr über den Anbau von Pflanzen erfahren.

Ripp will auch den BUND, den Nabu und die biologische Station Bonn und Rhein-Erft beteiligen. Denn Arterhalt und Artenschutz durch insektenfreundliche Pflanzen sollen in dem Naschgarten eine große Rolle spielen. Im Konzept der Stadt heißt es dazu: „Als Naschgarten mit einem Naturbildungsaspekt, sollen die Obstbäume, Beerensträucher und Kräuterbeete von Mensch und Tier genutzt werden.“ Beiden solle der Garten außerdem als Fluchtraum vor Hitzestress dienen.

Der Naschgarten könnte Vorbild für andere Stadttteile von Kerpen werden

Jahrelang war die biologische Vielfalt auf dem Acker eher gering. Vor allem Brombeersträucher wucherten über den Boden. Machen konnte die Stadt aber nicht viel. In ihrem Besitz waren nur 780 Quadratmeter – ein Drittel des Ackers. Die restlichen 2100 Quadratmeter gehörten dem Bund. Jetzt aber kann die Stadt die volle Fläche für den Naschgarten nutzen.

Kosten soll der Naschgarten 70 000 Euro. Größter Posten mit 16 000 Euro: die Obstbäume und -sträucher. Gefördert wird der Naschgarten mit 49 000 Euro aus dem europäischen Programm Leader. Den Rest zahlt die Stadt Kerpen.

„Der Naschgarten könnte ein Vorbild für andere Stadtteile von Kerpen werden“, sagt Klaus Ripp. In der Kerpener Politik wird der Garten bisher auch positiv gesehen, ebenso von den Blatzheimern.

In anderen Kommunen war das in der Vergangenheit nicht der Fall: In Quadrath-Ichendorf scheiterte 2018 ein geplanter Nachbarschaftsgarten nahe dem Fuchsweg am Widerstand der Anwohner. Einige Bürger beleidigten Mitarbeiter der Entwicklungsgesellschaft Bergheim sogar und bedrohten sie mit Gewalt.

Als erste Maßnahme hat die Stadt die Brombeersträucher zurückschneiden lassen, bald soll ein wassergebundener Weg über den Acker folgen. Ripp rechnet damit, dass im Herbst mit der Aussaat begonnen wird.

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