Spukschloss in PulheimHaus Orr wieder zum Leben erweckt

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Rohe Wände, Putzreste und eine Baumwurzel sollen daran erinnern, in welch ruinösem Zustand das Rittergut Orr war.

Rohe Wände, Putzreste und eine Baumwurzel sollen daran erinnern, in welch ruinösem Zustand das Rittergut Orr war.

Pulheim-Orr – Es ist gerade einmal vier Jahre her, da verkündete der Betriebswirt Rüdiger Schmidt-Holzmann beim Neujahrsempfang im Pulheimer Walzwerk, einen Förderverein „Rittergut Orr“ gründen zu wollen. Sein Plan war, das Herrenhaus, das er zwei Jahre zuvor erworben hatte, sowie den angrenzenden Landschaftspark so zu restaurieren, dass beides als Veranstaltungsort genutzt werden kann.

Wer die Bilder des bröckelnden Gemäuers von einst noch vor Augen hat, ahnt, welch großes Engagement die Familie nebst Unterstützern damals entwickelt haben muss, um jetzt, gerade einmal viereinhalb Jahre später, dieses Kleinod beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, 12 bis 18 Uhr, der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

Zugegeben ist es nicht das erste Mal, dass Interessierte die Möglichkeit haben, ins Innere des einstigen „Spukschlosses“ zu schauen. Es hat schon Frühlingsfeste gegeben, regelmäßig wird zu einer musikalischen Sonntagsmatinée geladen, Brautleute nutzen die Gelegenheit, sich dort das Jawort zu geben, Geburtstags- und Firmenjubiläen werden im rustikalen Ambiente gefeiert.

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Ihr Herz schlägt für das Gut: Martin Wortmann, Anja Schmid-Engbrodt, Rüdiger Schmidt-Holzmann, Constanze Ballauff und Wilfried Claus (v.l.)

Ihr Herz schlägt für das Gut: Martin Wortmann, Anja Schmid-Engbrodt, Rüdiger Schmidt-Holzmann, Constanze Ballauff und Wilfried Claus (v.l.)

Erstmals gibt es jedoch eine 32-seitige reich bebilderte Broschüre, vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz herausgegeben, die die abwechslungsreiche Geschichte des Hauses schildert und Fotos zu den einzelnen Sanierungsphasen zeigt. Zudem kann der Besucher einen ersten Blick auf die gerade sanierte Backsteinbrücke werfen, die – wenn eines Tages wieder Wasser fließt – den Langen Weiher und den Inselweiher voneinander trennen wird.

1959 zog der letzte Bewohner aus

Geschwungene Wege sollen den acht Hektar großen englischen Landschaftsgarten eines Tages wieder durchziehen. „Einen Weg gibt es ja schon wieder“, erläutert Schmidt-Holzmann, der auch selbst auf den Traktor steigt, um gemeinsam mit Experten die historischen Gartenpläne zu realisieren.

Wahre Knochenarbeit leisteten der Inhaber, seine Ehefrau Constanze Ballauff und zahlreiche Helfer zu Beginn der Sanierung. Das fehlende Dach und unvollständige Mauern hatten der Natur in dem zweigeschossigen, 1838 errichteten neugotischen Profanbau Tor und Tür geöffnet: Ganze Bäume wuchsen vom Erdgeschoss in die oberen Etagen, wo 1959 der letzte Bewohner ausgezogen war. Der Keller war nach Angaben Schmidt-Holzmanns bis zur Decke voller Unrat und musste zunächst entrümpelt werden.

Eine Foto-Collage im einstigen Foyer lässt ahnen, in welch ruinösem Zustand das Herrenhaus damals war. 1985 war das Rittergut Orr als Ruine unter Denkmalschutz gestellt worden, erläutert Anja Schmidt-Engbrodt, eine der beiden Autorinnen der Broschüre „Rittergut Orr in Pulheim – Herrenhaus und Landschaftspark“. Und so lag es Schmidt-Holzmann fern, aus der Ruine ein komplett saniertes Wohnhaus des 19. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Vielmehr war es gemeinsames Ansinnen der Inhaber und der Denkmalschützer, die rohen Wände, die Putz- und Fliesenreste offen zu zeigen und das Gebäude unter anderem durch ein neues Dach, neue Fenster, neue Fallrohre, zwei neue Treppen, Mauerrestaurierungen und Bodenfliesen dennoch nutzbar zu machen.

Und noch ein weiteres Bonbon offerierte Schmidt-Holzmann beim jüngsten Pressegespräch: Auch die renommierte Konzertreihe „Erftkreis-Zyklus“ wird in der kommenden Spielzeit mit zwei musikalischen Darbietungen im Rittergut Orr einen Stopp einlegen. Eines der Konzerte sei für den 25. Juni vorgesehen.

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