Kommentar zu Geheimdienst-DokumentenDie Leaks sind eine Warnung – auch für Deutschland

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09.04.2023, Ukraine, Bachmut: Ein zerstörtes Gebäude in Bachmut. Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des Generalstabs in Kiew seit Ostersonntag rund 60 russische Angriffe abgewehrt und auch sechs Drohnen abgeschossen.

Ein zerstörtes Gebäude in Bachmut. In den vergangenen Wochen wurden geheime US-Dokumente vor allem über den Krieg in der Ukraine im Internet veröffentlicht.

Gefährlicher als die Veröffentlichung echter Geheimdokumente ist ihre gezielte Vermischung mit Falschinformationen. Ein Kommentar.

Für Nachrichtendienste, Militärs und Sicherheitsbehörden ist es ein Albtraum, der so schnell nicht vorübergeht. In den vergangenen Wochen wurden geheime US-Dokumente vor allem über den Krieg in der Ukraine im Internet veröffentlicht. Das Land ist auf der internationalen Bühne blamiert und die Ausmaße des Schadens beginnen erst, sich zu zeigen.

Ob eine verärgerte Einzelperson dahintersteckt oder es sich um klassische Spionage handelt, ist zumindest öffentlich bislang nicht bekannt. Der Fall sollte aber auch in Deutschland als Warnung verstanden werden. Wir befinden uns längst im Zeitalter der hybriden Kriegsführung – und werden deren Gefahren in den kommenden Jahren noch intensiver kennenlernen.

Gefährlicher als die Veröffentlichung echter Geheimdokumente ist ihre gezielte Vermischung mit Falschinformationen. Wenn in den nächsten Wochen weitere Dokumente auftauchen – im selben Stil, aber mit überraschendem Inhalt – wird es schwierig, ihre Echtheit zu überprüfen. Fragwürdige Witzbolde im Internet könnten sie genauso gefälscht haben wie russische Geheimdienste. Die US-Regierung kann sich dagegen nur schwer verteidigen, ohne im Gegenzug die Echtheit anderer Dokumente zu bestätigen.

Die Mischung aus klassischer Spionage, Cyberangriffen, Datenleaks und gezielter Desinformation ist eine Königsdisziplin hybrider Kriegsführung. Alles spricht dafür, dass wir solche Kampagnen in den nächsten Jahren auch in Deutschland vermehrt werden beobachten können. Dabei könnte auch kompromittierendes Material verwendet werden, das bereits in der Vergangenheit bei Hacker-Angriffen erbeutet wurde. Politikerinnen und Politiker, Sicherheitsbehörden und Medien müssen sich darauf einstellen. Aber auch Bürgerinnen und Bürger sollten vorbereitet sein – durch eine skeptische Grundeinstellung, Wachsamkeit und antrainierte Medienkompetenz. (rnd)

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