Vergewaltigungs-PhantasienDoris Schröder-Köpf wird seit Jahren gestalkt und bedroht

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Doris Schröder-Köpf

Hannover – Die niedersächsische Landtagsabgeordnete Doris Schröder-Köpf (SPD) erhält seit 20 Jahren nahezu täglich Drohungen. „Ich bin daran seit vielen Jahren gewöhnt", sagte sie der "Neuen Presse" aus Hannover. "Es ging los, als die Beziehung zu Gerhard Schröder bekannt wurde. Da erhielt ich die erste Morddrohungen."

Wenn man so etwas zum ersten Mal erhalte, sei man in den Grundfesten erschütterte, sagte die 56-jährige Politikerin. „Es war mal mehr und mal weniger, aber es war nie weg“, so Schröder-Köpf über die Kanzlerjahre Schröders. Sie habe schon alles in ihrem Briefkasten gehabt: „Blut, Exkremente, Schamhaare, Entführungsdrohungen gegen mich und meine Tochter Klara.“

Doris Schröder-Kopf: Tochter wurde bedroht

Die SPD-Abgeordnete berichtete auch über Drohungen gegen ihre Tochter. „Auf dem Schulklo meiner Tochter stand sogar einmal ’Tötet Klara’. Wenn Bedrohungen auch auf das private Umfeld übergehen und Kinder betroffen sind, macht man sich natürlich viele Gedanken. Aber man lernt mit der Zeit damit zu leben. Ich bin nicht ängstlich“, so Schröder-Köpf.

Seit drei Jahren wird die Ex-Frau von Altkanzler Gerhard Schröder zudem gestalkt. Der Mann aus Sachsen tauche immer wieder vor ihrem Haus auf – auch zahlreiche Gefährderansprachen hätten ihn bislang nicht stoppen können. Schröder-Köpf: „Er macht einfach weiter und wird mit den Jahren immer extremer und auffälliger.“ Trotz Anzeige sei das Verfahren eingestellt worden.

Morddrohungen und Vergewaltigungsphantasien

Wie andere Politiker sieht sich auch Schröder-Köpf, die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe ist, rechtsradikalen "Shitstorms" ausgesetzt. „Bei zwei Themen drehen die Hater ab. Wenn es um Geflüchtete geht oder wenn ich Frauen, die Kopftuch tragen, verteidige. Da geht dann in den sozialen Medien richtig die Post ab. Es wird mir alles mögliche angedroht – von Vergewaltigungsfantasien bis zu Mord.“

Sie wisse schon vorher, wann es wieder losgeht, sagt sie. „Das ist wie ein Programm, das auf Knopfdruck gestartet wird.“ Bislang habe sie die Vorfälle, die nach den Kanzlerjahren kamen, hingenommen. Damit sei nun Schluss, sagt die 56-Jährige: „In Zukunft werden meine Mitarbeiter und ich jedes Mal Anzeige erstatten. Das ist auch der Rat der Polizei.“

Schröder-Köpf weiß, dass sie nicht allein mit diesen Problemen ist. „Ich kenne kaum jemanden im Landtag, der das nicht schon erlebt hat.“ Inzwischen sei die SPD-Abgeordnete auch deshalb weniger aktiv bei Facebook: „Ich kann meine Zeit dort nicht auf die stundenlangen Diskussionen verschwenden. Außerdem habe ich auch keine Lust, mir ständig diese entgrenzten Äußerung anzuhören. Ich bin Politikerin und habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Niemand hat das Recht, seinen Frust und Hass an mir auszulassen.“

„Dann stirbt unsere Demokratie“

Die Politikerin ist besorgt: „Wenn es so weitergeht, stirbt unsere Demokratie. Viele mit großem sozialen Herz werden aufhören sich zu engagieren. Damit hätten die Hater dann ihr Ziel, Chaos zu stiften, um eine neue Ordnung zu schaffen, endgültig erreicht.“

Doris Schröder-Köpf fordert frühe Aufklärung und Prävention: „Dieses Phänomen muss schon in Schulen beleuchtet werden. Denn früh übt sich, wer ein Hater werden will. Mobbingstrukturen in Schulen sind ja im Grunde nichts anderes.“ Sie fordert, Täter am besten öffentlich zur Rechenschaft zu ziehen. "Damit jeder weiß, wer den Rettungssanitäter von nebenan oder beispielsweise Doris Schröder-Köpf mit dem Mord droht.“ (rnd)

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