Analyse zum FC-RemisKein Diehl-Märchen in Müngersdorf – 1. FC Köln gibt besseres Bild ab als zuletzt

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Führte sogar alle Standards seiner Mannschaft aus: Justin Diehl

Führte sogar alle Standards seiner Mannschaft aus: Justin Diehl

Das 1:1 gegen Heidenheim war ein weniger hektischer, weniger verzweifelter Auftritt des FC als zuletzt unter Steffen Baumgart.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln ist mit einem Unentschieden ins neue Fußballjahr gestartet. Im ersten Spiel unter der Leitung des neuen Trainers Timo Schultz reichte es gegen Aufsteiger Heidenheim trotz der Führung durch Mittelstürmer Davie Selke (29.) nur zu einem 1:1, weil Adrian Beck in der 55. Minute noch der Ausgleich gelang und die Kölner nicht die offensive Qualität hatten, um die entscheidende Aktion zu setzen. Linton Maina vergab kurz nach der Pause die große Gelegenheit zum 2:0 der Kölner, die allerdings auch Glück hatten, dass die Gäste ihre Großchancen nicht nutzten.

Die Tore

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In der 30. Minute spielte Timo Hübers einen feinen Pass auf die linke Seite zu Florian Kainz, der Dinkci nach allen Regeln der Fußballkunst ausspielte und nach feiner Finte ins Zentrum spielte. Die eigentlich zu weit geschlagene Flanke des Österreichers angelte sich Davie Selke mit langem Bein und hatte eigentlich eine zu schlechte Position, um aufs Tor zu schießen. Doch obgleich Rasmus Carstensen in der Nähe war und einen freien Schussweg gehabt hätte, schloss Kölns Mittelstürmer selbst ab und brachte den Ball doppelt abgefälscht auf trudelnder Bahn im Heidenheimer Tor unter. Und erledigte damit seine Aufgabe wie gewünscht, Selke hat nun fünf der elf Kölner Saisontore erzielt.

Davie Selke jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Heidenheim.

Davie Selke jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Heidenheim.

Zehn Minuten waren nach dem Seitenwechsel gespielt, Köln hatte soeben die Großchance zum 2:0 vergeben, als Jan-Niklas Beste eine seiner gefürchteten Ecken in den Kölner Strafraum schlug. Timo Hübers hatte Pech, dass seine Abwehr vor Becks Füße fiel, der per Dropkick aus der Drehung mit viel Wucht und etwas Glück abschloss, denn sein Ball fand den Weg durch einen extrem schmalen Korridor. Marvin Schwäbe war ohne Abwehrchance.

Das war gut

Die Kölner wirkten im ersten Spiel unter Trainer Timo Schultz gut strukturiert und teilten sich Platz und Kraft deutlich besser ein als zuletzt. Der FC spielte kontrolliert und engagiert gleichermaßen und fand dabei zurück zu einer Balance, die den Spielern Zuversicht geben könnte für die schwere Rückrunde.

Das war schlecht

Wer in einem Heimspiel gegen einen Aufsteiger vor ausverkauftem Haus in Führung geht und die Partie kontrolliert, muss auch gewinnen. Selbst wenn es für einen Tabellen-Vorletzten selbstverständlich keine Spiele gibt, die man sicher gewinnen muss, so komfortabel die Spielsituation zwischendurch auch aussehen mag. Doch am Samstag hätten dem FC drei Punkte gut getan – auch, um den Abstand auf Heidenheim zu verkürzen, um am letzten Spieltag der Saison in Heidenheim womöglich die Chance auf ein Endspiel zu haben.

Mann des Spiels

Die meiste Aufmerksamkeit hatte Justin Diehl; der 19-Jährige, der am Samstag erstmals seit beinahe einem Jahr wieder bei den Kölner Profis mitspielen durfte. Der Teenager war mit dem offensichtlichen Auftrag in die Partie geschickt worden, am Ball jedes erdenkliche Wagnis einzugehen. Sogar alle Standards führte der Jugend-Nationalspieler aus, und zeitweise war Diehl tatsächlich die größte Bedrohung für die Heidenheimer Abwehr. Doch erlebte Müngersdorf am Samstag kein Märchen, wenngleich der Eindruck entstand, dass Diehl es in einer Woche gegen Borussia Dortmund wieder versuchen wird. „An Selbstvertrauen fehlt es ihm jedenfalls nicht“, sagte FC-Trainer Timo Schultz und fügte an: „Der Junge macht Spaß, auch auf dem Trainingsplatz.“

Justin Diehl gegen Heidenheim am Ball.

Justin Diehl gegen Heidenheim am Ball.

Moment des Spiels

Der Nachmittag im Rhein-Energie-Stadion hatte wenige echte Höhepunkte. Ein entscheidender Augenblick war wohl jener, in dem Linton Maina frei auf das Heidenheimer Tor sprintete, den Ball jedoch nicht versenkte. Das wäre das 2:0 im Duell mit einem Konkurrenten gewesen – und womöglich die Entscheidung der Partie.

Das sagen die Trainer

Frank Schmidt (1. FC Heidenheim): In der Anfangsphase hatten wir viel den Ball. Köln hat sich zurückgezogen, damit hatten wir nicht gerechnet. Darum haben wir die Tiefe nicht gefunden. Wir hätten schon durch Norman Theuerkauf ausgleichen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt, das hat in den ersten zwei, drei Minuten gar nicht geklappt, da hatte Köln große Chancen, als uns unser Torwart im Spiel hält. Wir sind dann besser ins Pressing gekommen, hatten viele Ballgewinne und Standards und haben dann ein schönes Tor erzielt. Ich halte es für ein gerechtes Ergebnis. Wir nehmen den Punkt gern mit, weil wir bislang auswärts noch nicht so viel geholt haben.

Timo Schultz (1. FC Köln): Es ist jetzt definitiv ein Punkt mehr, obwohl wir gern drei geholt hätten. Mir wird immer ein wenig zu schlecht über Heidenheim geredet, die haben jetzt 21 Punkte und spielen eine richtig gute Saison. Ich fand uns in der ersten Halbzeit sehr kontrolliert. Umso ärgerlicher ist es, dass wir nach einem Standard das Tor kassiert haben. Ich würde sagen, dass der Punkt für beide Mannschaften verdient ist. Der Plan ist nicht ganz neu, wir spielen weiterhin elf gegen elf. Wir haben versucht, in der Spieleröffnung ein paar mehr Jungs in Ballnähe zu haben und im Zentrum ein paar Spieler zwischen den Linien zu platzieren. Wir wollen weiter draufgehen, aber auch Phasen haben, in denen wir uns gegen den Ball ausruhen, wenn der Gegner weit von unserem Tor weg und gerade nicht gefährlich ist.

Kölns Trainer Timo Schultz erstmals an der Seitenlinie im Rhein-Energie-Stadion.

Kölns Trainer Timo Schultz erstmals an der Seitenlinie im Rhein-Energie-Stadion.

Das sagen wir

Es war vieles zu sehen von dem, was Timo Schultz seiner Mannschaft aufgetragen hatte. Eine bessere Organisation als zuletzt, eine bessere Dosierung des Aufwands und am Ball etwas mehr Plan in zuvor klar definierten Zonen des Spielfelds. Tieferstehende Kölner in einer 442-Formation – es war ein verändertes Bild nach zweieinhalb Jahren unter Steffen Baumgart, zumal die Kölner es sogar schafften, bei Ballbesitz des Gegners Phasen zu haben, um ein wenig zu Atem zu kommen. Es war ein weniger hektischer, weniger verzweifelter Auftritt des FC, der zuletzt gefühlt in jedem Spiel im Grenzbereich unterwegs war.

So schien der Kölner Fußball etwas nachhaltiger, wenngleich sich der Erfolg am Samstag gegen Heidenheim nicht einstellen wollte. Am kommenden Samstag empfängt Köln zum Rückrundenauftakt Borussia Dortmund im heimischen Stadion.

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