100 Meter in 10,6 SekundenLukas Klünter – plötzlich Leistungsträger beim Traumverein

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FC-Jungprofi Lukas Klünter (Mitte) im Trainingslager in Kitzbühel

FC-Jungprofi Lukas Klünter (Mitte) im Trainingslager in Kitzbühel

Kitzbühel – Er wurde in der Endphase der vergangenen Saison rasend schnell zum Leistungsträger des 1. FC Köln. Wohl auch, weil er so flink auf den Beinen ist. Lukas Klünter lief zuletzt bei einem Test an der Sporthochschule Köln die 100 Meter in 10,6 Sekunden , der 21-Jährige ist dort im Bachelorstudiengang „B.A., Sport, Erlebnis, Bewegung“ eingeschrieben. So schnell ist kein anderer Profi im Kölner Bundesliga-Kader. Und so schnell im Rampenlicht, fast von null auf hundert, stand wohl in der letzten Zeit auch keiner.

„So ganz genau weiß ich auch nicht, woher ich die Schnelligkeit habe“, sagt Klünter im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Seine Eltern seien jetzt keine herausragenden Leichtathleten gewesen, er habe früher gar nicht so viel an seinem Tempo gearbeitet. „Aber seit einiger Zeit versuche ich da noch mehr heraus zu kitzeln, denn ich merke ja, wie es mir im Spiel zugute kommt“, sagt der Rechtsverteidiger, der in Friesheim (Erftstadt) aufgewachsen ist.

Fast-Wechsel nach Berlin

Am zweiten Tag im Trainingslager in Kitzbühel verfolgten zunehmend mehr FC-Fans die Einheiten. Etliche warteten für Fotos, Selfies oder Autogramme auf die Spieler. Diese Wünsche zu erfüllen, sind für viele Profis gewohnte, banale Dinge. Für Klünter, den plötzlichen Leistungsträger, sind sie immer noch etwas Besonderes. Bis zum 26. Spieltag der vergangenen Saison hatte der Verteidiger nicht eine Minute gespielt. Dann wurde er von Trainer Peter Stöger gegen Frankfurt überraschend ins kalte Wasser geworfen. Klünter nutzte seine Chance grandios, spielte sich in der Startelf fest und wurde spätestens nach seinem Tor gegen Leverkusen zum Publikumsliebling. „Das kam alles sehr plötzlich. Dass ich so schnell diesen Weg einschlagen würde, hätte ich vor kurzem nie gedacht “, sagt der als bodenständig geltende Klünter. Mit der U21 gewann er auch noch in Polen den EM-Titel – auch wenn er nicht zum Einsatz kam.

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Noch vor rund vier Monaten hatte der Abwehrspieler aufgrund mangelnder Perspektive bereits davor gestanden, den FC in Richtung Union Berlin zu verlassen. „Die Gespräche waren konkret“, so Klünter. Es sei zwar immer sein Traum gewesen, sich beim FC, seinem Lieblingsverein seit der Kindheit, als Profi durchzusetzen. Aber das schien weit weg. Doch plötzlich wurde der Bankdrücker zum Stammspieler, sein im Sommer 2017 auslaufender Vertrag zu verbesserten Konditionen bis 2020 verlängert. „Lukas ist ein sehr ehrgeiziger Spieler, der hart an sich arbeitet. Das Vertrauen hat Lukas mit guten Leistungen bestätigt“, lobte Manager Jörg Schmadtke.

Podolski: „Klünter, guter Mann“

Dabei erschien es schon wie ein kleines Märchen, dass es Klünter überhaupt in den Profikader geschafft hatte. Der Rechtsfuß hatte niemals in einem Nachwuchsleistungszentrum trainiert und als C-Jugendlicher sogar ein Probetraining beim FC abgelehnt, weil er sich für zu schlecht hielt. Noch 2013 kickte Klünter für den TSC Euskirchen. Über den Umweg Bonner SC schaffte er es doch noch zum FC. In Köln merkte er aber schnell, dass er Defizite im taktischen und technischen Bereich aufwies. Er arbeitete daran in Extra-Schichten mit Jugendtrainer Kevin McKenna. Und Taktikschulungen gab es nicht nur im Klub, sondern auch über eine spezielle App auf dem Handy.

Wohl auch weil seine Karriere bisher sehr ungewöhnlich verlief, gibt der höfliche junge Mann sein Studium, bald im vierten Semester vorerst nicht auf: „Es ist mein Ziel, es zu beenden – wenn es mich in meinen Leistungen nicht hemmt. Ein bis zweimal die Woche zu lernen, das ist gut für den Kopf.“

„Klünter, guter Mann“, so kurz und knackig hatte Lukas Podolski den Verteidiger auf Twitter geadelt. Von Podolski hatte Klünter einst ein Trikot im Jugendzimmer hängen. Ende der letzten Saison gab es ein Treffen der Namensvetter. „Es war ein cooles, schnelles Treffen.“ Cool und vor allem schnell, so wie die Laufbahn von Lukas Klünter.

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