Kölner KreisligaRoland West düpiert ESV Olympia – Philipp Gecks trifft aus mehr als 50 Metern

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Im Duell zwischen Roland West und dem ESV Olympia ging es temerametvoll zu.

Im Duell zwischen Roland West und dem ESV Olympia ging es temperamentvoll zu.

Das Schlusslicht der Kreisliga B sorgt mit viel Leidenschaft für eine Überraschung.

Mit Leidenschaft zum Sieg. Nach vier Niederlagen in Serie wächst der Aufsteiger DJK Roland West am fünften Spieltag der Fußball-Kreisliga B über sich hinaus und besiegt den zuvor in vier Partien siegreichen Tabellenführer verdient mit 3:2 (1:0). Roland-Kapitän Philipp Gecks trifft aus über 50 Metern.

„Das wird ein Abenteuer“, meinte Olympia-Coach Viktor Eboa noch wenige Minuten vor dem Anpfiff auf dem Kunstrasenplatz am Rochuspark und bewies damit ein gutes Gespür. Den Grund für sein ungutes Gefühl lieferte der 35-Jährige gleich mit. „Mit dem Schiedsrichter habe ich nicht die besten Erfahrungen gemacht.“ Die Art der Spielleitung sei nicht unbedingt seine erste Wahl.

Der Schiedsrichter belässt es weitgehend bei Ermahnungen

Gleich nach dem Abpfiff erwies sich Eboa allerdings als fairer Sportsmann: „Um es gleich vorwegzunehmen: Es hat nicht am Schiedsrichter gelegen, dass wir verloren haben – auch wenn ich weiterhin kein Fan von ihm bin.“ Dabei bot der Unparteiische Mustafa Kisikyol eine insgesamt gute Leistung. In der Regel ließ er Gnade vor Recht ergehen und hatte damit gewiss seinen Anteil am anhaltenden Spielfluss einer durchaus unterhaltsamen Begegnung.

Selbst nach einigen taktischen und damit gelbwürdigen Vergehen ließ er die Gelbe Karte stecken. „Der hat seine Karten zu Hause vergessen“, kommentierte daraufhin ein Zuschauer eines dieser Foulspiele nicht ganz unberechtigt. Kisikyol zeigte sich geduldig, suchte das Gespräch und beließ es gerade in der Anfangsphase bei eindringlichen Ermahnungen.

Für die Torhüter von Roland West und des ESV Olympia gab es einiges zu tun.

Für die Torhüter von Roland West und des ESV Olympia gab es einiges zu tun.

Einzig mit der Anwendung der Abseitsregel, allerdings auch in Ermangelung von Schiedsrichterassistenten an den Seitenlinien, lag Kisikyol das eine oder andere Mal daneben. Nach dem Motto „Im Zweifel gegen den Angreifenden“ war der erfahrene Schiedsrichter nicht immer auf der Höhe. Eboa, ebenfalls von geduldiger Natur, ertrug es zumeist mit einem Schmunzeln.

Grund zur Sorge bestand eigentlich auch nicht. Die Fußballer vom Nippeser Gleisdreieck hatten zumeist den Ball und hielten Roland West bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius ordentlich in Bewegung. Nach zwei aufeinanderfolgenden Eckstößen boten sich seinem Team erstklassige Kopfballchancen. Jonas Wilde fand seinen Meister in Roland-Schlussmann Tom Siebers, Felix Haas‘ Versuch verfehlte das Tor um gut einen Meter.

Dafür gelang Roland-Spielführer Philipp Gecks ein Treffer der Superlative, als er Olympia-Keeper Niklas Hadel mit seinem Geniestreich aus mehr als 50 Metern und noch in der eigenen Hälfte stehend überraschte und zur Führung überwand (12.). Kaum zwei Minuten später vollendete Mario Nasturzi (14.) mit einem Linksschuss aus 16 Metern ein feines Solo zum Ausgleich.

Wir sind viel zu brav. Ich bin ein absoluter Verfechter von Fairplay. Manchmal gehört es aber dazu, sich zu wehren
Viktor Eboa, Trainer des ESV Olympia Köln

Für ein Novum bei den Nippesern sorgte Yasin Yildirim gegen Mitte des ersten Durchgangs, als er nach einem Foulspiel die erste gelbe Karte des Spiels sah. Es war zugleich die erste überhaupt für sein Team nach zuvor vier Ligaspielen ohne jede Verwarnung. Er wolle in diesem Zusammenhang nicht missverstanden werden, so Eboa. „Aber wir sind viel zu brav. Ich bin ein absoluter Verfechter von Fairplay. Manchmal gehört es aber dazu, sich zu wehren.“

Die fehlende Feinabstimmung in seiner wieder einmal neu formierten Defensivreihe erwies sich an diesem Tag allerdings als das weitaus größere Problem. Nutznießer war einmal mehr Goalgetter Gecks (43.), der mit Innenverteidiger Evans Semrekah in grenzwertiger Weise den Körperkontakt suchte, Hadel umkurvte, um locker zur Halbzeitführung zu vollenden.

In einem flammenden Halbzeitappell stimmte das italienische Trainergespann aufseiten von Roland West, Angelo Todaro und Giuseppe Cardaci, seine Spieler auf den bevorstehenden zweiten Durchgang ein: „Wir müssen kämpfen und leiden. Es geht nur mit Kampf. Ohne Kampf werden wir nicht belohnt.“ Eboa, mit seiner Mannschaft gut 50 Meter entfernt, griff seinerseits zur Taktik-Tafel und warb um mehr Präsenz im letzten Spieldrittel und Geduld. „Bleibt‘ ruhig“, so sein Credo.

Dabei hätte seinem Team, insbesondere bei den defensiven Aufgaben, ein wenig mehr Gier durchaus gutgetan. Denn immer waren es die Roland-Spieler, die sich recht locker durch die lückenhafte, weil nicht wirklich zupackende Abwehrreihe der Nippeser kombinierten. Maximilian Mottl hätte den Freiraum mit etwas mehr Fortune zum wohl vorentscheidenden Treffer nutzen können.

Unsere Leidenschaft hat den Ausschlag gegeben. In diesem Punkt spielen wir in einer anderen Liga
Giuseppe Cardaci, Trainer von Roland West

Bei Olympia lief aus dem Spiel heraus indes nur wenig zusammen. „Wir waren in unseren Aktionen zu unsauber“, analysierte Eboa hinterher vollkommen zutreffend. Gefährlich wurde es hier und da aber nach Standardsituationen. Eine davon nickte Marcel Padberg (71.) zum Ausgleich ein.

Den Schlusspunkt setzte jedoch Roland West. Der eingewechselte Kai Riermeier wehrte dabei schwach ins verwaiste Abwehrzentrum ab und lud den ebenfalls eingewechselten Felix Thieler (75.) zu einem sehenswerten Distanzschuss ein, der vom Innenpfosten zum 3:2-Siegtreffer unhaltbar im Olympia-Tor einschlug.

„Unsere Leidenschaft hat den Ausschlag gegeben. In diesem Punkt spielen wir in einer anderen Liga. Wir wussten immer, was in dieser Mannschaft steckt. Heute sie all das gezeigt. Kompliment für diese Leistung“, meinten Todaro und Cardaci, die ihre emotionale Art mit ihrem „südländischen Temperament“ erklärten. Zu Hause seien sie dagegen handzahm. „Ganz klar. Da haben unsere Frauen die Hosen an.“

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