„Regionale 2010“Am Butzweilerhof wird restauriert

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Der Schriftzug „Köln“ an der früheren Empfangshalle in ihrer strengen, klaren Bauhaus-Architektur hieß einsmals die Passagiere willkommen. (Bild: Rösgen)

Der Schriftzug „Köln“ an der früheren Empfangshalle in ihrer strengen, klaren Bauhaus-Architektur hieß einsmals die Passagiere willkommen. (Bild: Rösgen)

KÖLN - Einst war hier Kölns „Tor zur Welt“. Nun soll aus dem einstigen „Luftkreuz des Westens“ ein neuer Kulturstandort werden, mit deutlichem Bezug zur Vergangenheit. Das Regionale-Projekt Butzweilerhof hat derzeit den „B-Status“ und umfasst eine Neugestaltung des ehemaligen Rollfeldes, die weitere Restaurierung der denkmalgeschützten Gebäudetrakte aus dem Jahr 1936, in denen schon jetzt eine Luftfahrtausstellung zu sehen ist, sowie die Gestaltung der ehemaligen „Landseite“. Die Chancen stehen gut, nachdem noch im Juni vom Regierungspräsident 158.000 Euro für die weitere Ausarbeitung der Pläne bewilligt worden sind. Sollte das Projekt den „A-Status“ erhalten, wären zehn Millionen Euro an Zuschüssen vom Land zu erwarten.

Regionale-Geschäftsführer Reimar Molitor ist begeistert vom „Butz“: „Es ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler im nordwestlichen Bereich von Köln, das aber auch weit über die Grenzen der Stadt einfach ein Begriff ist.“ Auch die heutigen Eigentümer des früheren Flughafenareals, das zuletzt von der Bundeswehr und der belgischen Armee militärisch genutzt wurde, wollen das Erbe erhalten wissen. „Der Butzweilerhof ist für uns das Herzstück des Gebiets“, sagt Helmut Raßfeld, Geschäftsführer der Sparkassen-Tochter-Gesellschaft Standort Köln Immobilien (SKI). Nicht nur er träumt übrigens davon, dass sich im Schatten von Coloneum und Ikea ein neuer Stadtteil entwickelt. Neben Gewerbe und Kulturschaffenden haben auch Wohnhäuser hier Platz gefunden. Eine Straßenbahn soll spätestens 2011 hier verkehren, ein Supermarkt wird ebenfalls kommen.

Satte 20.000 Quadratmeter dieser gefragten Fläche sollen allerdings unbebaut bleiben - das frühere Rollfeld des Flughafens ist Teil des Regionale-Projekts. Ein Gestaltungsentwurf, dass sich vor den alten Flughafen-Gebäuden eine dreieckige Fläche erstreckt - an den Seiten begrenzt von einer Straßenbahntrasse und einer neuen Straße. Für Veranstaltungen und Aktionen bleibt ein Teil betoniert. Das spärliche Grün soll von schnurgeraden Pfaden durchzogen werden, die wie Miniatur-Startbahnen in Richtung früherer Zielflughäfen wie London, Amsterdam oder Kopenhagen weisen.

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Erinnerungen an die Luftfahrt

Erinnerungen an die Luftfahrt prägen schon heute das Flair der Anlage - ungeachtet der Baustelle. Auf dem früheren „Flugaufsichtsturm“ weht ein Windsack und erweckt den Eindruck, dass hinter den großformatigen Glasfenstern immer noch Lotsen den Luftraum über dem Butzweilerhof beobachten. Es soll noch schöner werden, wenn auf der Aussichtsterrasse wieder Kaffee und Kuchen kredenzt werden und ein „Ju 52“-Maschine vor der Flugzeughalle steht. Davon träumt Edgar Mayer von der Stiftung Butzweilerhof, die die Restaurierung der alten Gebäude vorantreibt und eine Sammlung zur Luftfahrtgeschichte unterhält. „Tante Ju wird wirklich kommen“, verriet er kürzlich. Ein Liebhaberverein aus Mönchengladbach, der noch eine Maschine für regelmäßige nostalgische Rundflüge hegt und pflegt, will sie dauerhaft am Butzweilerhof ausstellen, sobald sie endgültig ausrangiert ist. Es wäre eine perfekte Verbindung, denn die legendäre Junkers-Propellermaschine „Ju 52“, in der 17 Passagiere Platz finden, gehörte zu den Maschinen, die am häufigsten hier landeten.

Die Blüte der zivilen Luftfahrt auf dem Butzweilerhof, der seinerzeit als Flugplatz gemessen an Größe, Passagier- und Frachtaufkommen die deutsche Nummer zwei hinter Berlin-Tempelhof war, währte allerdings nur kurze 13 Jahre, von 1926 bis 1939, denn mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Flugverkehr weitgehend eingestellt.

Am 16. Mai 1926 wurde der Butzweilerhof, der 1913 als militärische Fliegerstation seinen Betrieb aufgenommen hatte, als Flughafen für den Verkehr freigegeben. Der zivile Flugverkehr entwickelte sich rasant, so dass die teils hölzernen Flachbauten schon bald nicht mehr ausreichten. Zehn Jahre nach seiner Eröffnung als Kölner Großflughafen bekam der Butzweilerhof mit neuen Gebäuden sein charakteristisches Aussehen, das bis heute erhalten ist. Die klare Architektur wird dem Bauhaus-Stil zugeordnet. Die Empfangshalle besticht mit kühler Eleganz ebenso wie der alte Flugaufsichtsturm. Ausstellungen, Konzerte, aber auch private Feiern oder Produktpräsentationen kann sich Edgar Mayer vorstellen: „Dieser Rahmen ist doch einzigartig“, schwärmt er.

Auf alten Aufnahmen ist zu erkennen, dass man vom „landseitigen“ Eingangsportal des Butzweilerhofs aus den Kölner Dom sehen konnte. Mehr noch: Eine direkte, schnurgerade Straßenverbindung - die Flughafenstraße, heute Autobahn A 57 - führte dorthin und verband so den Kölner Flughafen mit dem Hauptbahnhof. Im Zuge des Regionale-Projekts soll auch diese Verbindung wieder angedeutet werden, indem eine schnurgerade Allee vom Empfangsgebäude in Richtung Innenstadt angelegt wird.

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