Es gibt viele alkoholfreie Getränke, die das Original imitieren wollen. Lohnen sich die Alternativen? Wir haben probiert.
Großer TestWein, Gin und Aperitifs gibt es auch alkoholfrei – wie schmeckt das?
Alkoholfreies Bier gibt es in vielen Varianten, auch alkoholfreier Sekt ist bekannt. Wie sieht es mit anderen Getränken wie Wein, Gin oder Aperol aus? Lassen sich die Drinks geschmacklich durch alkoholfreie Alternativen ersetzen?
Design kopiert die alkoholhaltigen Originale
Beim Design der Flaschen haben sich die Hersteller auf jeden Fall sehr viel Mühe gegeben. Die meisten Flaschen sehen hübsch aus, oft auch beinahe so wie das Original. Das fällt vor allem beim alkoholfreien Wein auf. Allgemein sind die Etiketten hübsch designt und die bunten Flüssigkeiten machen Eindruck im Glas. Denkt man sich dann noch ein hübsches Glas, Eiswürfel und die richtige Umgebung dazu, stehen die alkoholfreien Drinks den „echten“ vom Gefühl her in nichts nach. Geschmacklich sieht das allerdings anders aus.
Denn obwohl das Aussehen der Drinks stimmig ist, haben sie uns beim Probieren nicht wirklich überzeugt. Viele schmeckten künstlich, wässrig und – bis auf den alkoholfreien Weißwein – ganz anders als das Original. Vielleicht muss man aber auch seine Einstellung ändern und darf nicht erwarten, dass man eine alkoholfreie Kopie zu trinken bekommt. Wenn man keinen Alkohol trinken möchte oder darf, können die Drinks durchaus eine nette Abwechslung zur ewigen Cola oder Apfelschorle sein. Andererseits muss man ehrlicherweise auch sagen, dass man mit Cola oder Apfelschorle seinen Abend sehr viel günstiger gestalten könnte. Die alkoholfreien Alternativen sind zum Teil so teuer wie das Original.
Leicht angetrunkenes Gefühl mit alkoholfreien Drinks
Interessant ist, dass wir uns nach dem Test trotzdem angetrunken fühlten, was nur am Placebo-Effekt liegen kann. Die meisten Getränke werden auf Wasserbasis produziert und enthalten tatsächlich keinen Alkohol. Für die Herstellung werden Wasser und die jeweiligen Zutaten wie Kräuter oder Früchte eingelegt, destilliert, anschließend gefiltert und Ascorbinsäure zur Stabilisierung der Haltbarkeit und Aromen hinzugegeben. Nur der Wein wird durch Fermentation mit Alkohol produziert und der Alkohol anschließend wieder entzogen.
Ist das der Grund, warum der Wein dem Original geschmacklich am nächsten kommt? „Alkohol ist ein Geschmacksträger, der in den nicht-alkoholischen Destillaten fehlt“, erklärt Alessandro Romano, Geschäftsführer der Belle Booze Cocktail Boutique in Köln, in der sowohl alkoholische als auch nicht-alkoholische Getränke verkauft werden. Da auch Zucker wichtig für den Geschmack sei, entfalte sich das Aroma vieler alkoholfreier Getränke erst vollständig beim Mischen mit einem zuckerhaltigen Getränk, zum Beispiel Tonic Water. Ein Tipp, den man bei der Zubereitung unbedingt beachten sollte.
Unser Fazit: Die getesteten alkoholfreien Drinks sind eher etwas für die Atmosphäre und das hübsche Aussehen. Wenn es um den Geschmack geht, kann man ebenso gut bei den normalen alkoholfreien Getränken bleiben – ist auch billiger.
Alkoholfreie Drinks: der große Test
Testsieger: Riesling „no limit“ vom Weingut Daniel Mattern, 8,90 Euro (0,75 l)
Dieser alkoholfreie Weißwein vom Weingut Daniel Mattern hat uns im Test am meisten überzeugt. Er kommt dem Original recht nah und schmeckt mild, ähnlich wie eine Weißweinschorle – allerdings mit relativ viel Wasser. Das Gefühl, Wein zu trinken, ist aber ziemlich authentisch, der Riesling riecht sogar wie echter Wein. Auf jeden Fall ist „no limit“ eine gute Alternative für den Sommer. Erhältlich ist der Wein beim Winzer www.daniel-mattern.de oder über die Seite www.alkoholfrei-vom-winzer.de
„Breakaway“ Pinot Blanc vom Weingut Bergdolt-Reif & Nett, 14 Euro (0,75 l)
Dieser Pinot Blanc vom Weingut Bergdolt-Reif & Nett kommt Wein sehr nahe, riecht authentisch und schmeckt auch gut mit seinen Bitter- und Säurenoten. Für empfindliche Gaumen könnte er etwas zu sauer sein, aber wie beim Wein mit Alkohol ist auch das Geschmackssache. Erhältlich über die Homepage www.nett-weine.de des Weinguts Bergdolt-Reif & Nett oder über die Seite www.alkoholfrei-vom-winzer.de.
„Flein Bacchus“, sortenreiner Traubensaft vom Weingut Schmidt, 12 Euro (0,74 l)
Die Flasche sieht zwar aus wie eine Weinflasche, darin befindet sich aber sortenreiner Traubensaft, der im Weingut Schmidt am Bodensee produziert wird. Etwas anderes wird hier auch nicht versprochen und das ist gut so. Erwartungsgemäß schmeckt das Getränk dann also auch wie Traubensaft, bringt aber eine leichte Zitrusnote mit und ist deshalb nicht ganz so süß. Lecker. Erhältlich über die Weingut-Seite www.schmidt-am-bodensee.de oder bei www.alkoholfrei-vom-winzer.de.
alkoholfreier Spätburgunder vom Weingut Löffler, 9 Euro (0,75 l)
Dieser Spätburgunder erinnert leider nur entfernt an Rotwein und ist insgesamt ziemlich „schwach auf der Brust“. Er schmeckt wie ein ganz leichter Rotwein und hinterlässt sogar Spuren des Rotwein-typischen Gefühls am Gaumen. Insgesamt aber kommt der Tropfen eher wässrig rüber. Erhältlich ist dieser alkoholfreie Spätburgunder direkt beim Weingut Löffler unter www.weingut-loeffler.de oder auf der Seite www.alkoholfrei-vom-winzer.de.
„Ambr Curcuma & Ginger” von Ghost in a bottle, 24,99 Euro (0,7 l)
Der erste Eindruck beim Test: „Das schmeckt auf jeden Fall nach was!“ Das als Digestif entwickelte Getränk ist scharf wie ein Ingwer-Shot und vermittelt dadurch sogar das Gefühl, etwas Gesundes zu trinken. Wer es etwas milder mag, sollte mit Eiswürfeln und Sprudelwasser auffüllen. Ambr wird auch als Mocktail-Paket mit Zuckersirup angeboten, damit wird es nach unserem Empfinden aber zu süß. Erhältlich ist „Ambr“ über den belgischen Shop „Ghost in a bottle“ auf der Seite www.ghostinabottle.be und im Alkoholfrei-Shop www.alkoholfreishop.de. Hier finden sich auch weitere alkoholfreie Drinks wie zum Beispiel der alkoholfreie Gin „VirGin“ oder Laori (siehe unten).
„Laori, Ruby No. 4”, alkoholfreier Aperitif, 16,90 Euro (0,5 l)
Dieser Drink mit Grapefruit, Orange, Zitrone und Kräutern soll eine alkoholfreie Alternative zu Aperol sein und wird mit alkoholfreiem Sekt oder Tonic Water serviert. Das kann man sich für den Sommer im richtigen Setting gut vorstellen. Beim ersten Riechen kommen bei den Testern zwar Fanta-Assoziationen auf, schmecken tut es dann aber angenehm bitter und tatsächlich ein wenig wie Aperol. Als Basis für sommerliche Mixgetränke daher empfehlenswert. Zu kaufen gibt es Ruby No. 4 und andere alkoholfreie Getränke wie zum Beispiel den alkoholfreien Gin „Polly“ im Feinkostladen „Lotta wünscht sich was“ in der Kölner Südstadt (Karolingerring 9, 50678 Köln) oder über die Seite www.lottawuenschtsichwas.de. Bestellen kann man ihn auch online bei www.laoridrinks.com.
„Wilfred's Orange and Rosemary” Aperitif, 26,90 Euro (0,5 l)
Bitter-süßer Aperitif mit Orangen, Rhabarber und Rosmarin heißt es in der Beschreibung dieses Getränks und das passt auch ganz gut. Man sollte sich allerdings nicht vom Aussehen in die Irre führen lassen. Was wirkt wie Aperol, schmeckt nicht so und überrascht mit Noten von Apfel und Nelke – auf letzteres muss man sich einlassen können und wollen. Wer sich die Weihnachtsassoziation wegdenken kann, bekommt einen besonderen Drink für den Sommer. Erhältlich ist er bei „The Taste Bar“, einem Shop, der sich komplett den alkoholfreien Getränken widmet. Hier lohnt es sich, einmal länger im Sortiment zu stöbern: www.thetastebar.de
Alkoholfreier Gin „Sir Chill 0,0 %”, 21,95 Euro (0,5 l)
Mandarine, Vanille, Tabakblatt und Mandel – das alles soll drin sein in diesem alkoholfreien Gin. Tatsächlich kommt „Sir Chill“ aber echt dezent daher und riecht zunächst blumig-süß, wie es das Flaschendesign erwarten lässt. Die Testerinnen und Tester waren sich nicht einig, wie sie das finden und ob es sich empfiehlt, das Getränk mit einem Tonic Water oder Ähnlichem zu mischen. Womit genau, kann man sich in der Belle Booze Cocktail Boutique in der Roonstraße 61 in Köln erklären lassen. Hier gibt es noch weitere alkoholfreie Destillate wie zum Beispiel „Windspiel“ mit Zimt, Wacholder und Zitrus, außerdem werden auch Kurse zu alkoholfreien Cocktails angeboten. www.bellebooze.de
Alkoholfreier Gin „Zéro de Cologne“, 17,90 Euro (0,5 l)
In Köln hergestellter Gin hat in den vergangenen Jahren viel Zuspruch erfahren, natürlich muss es deshalb auch alkoholfreie Varianten geben. Korrekt heißt das Getränk dann aber nicht Gin, wird allerdings aus ähnlichen Inhaltsstoffen hergestellt. Wir haben den „Zéro de Cologne“ Rosé probiert, der in erster Linie vor allem wie Wasser mit leichter Zitrus- und Gewürznote schmeckt. Positiv formuliert kann man sagen: nicht künstlich oder aufdringlich. Negativ formuliert aber auch: Könnte man selbst auch deutlich günstiger machen, indem man einfach Kräuter und Früchte in Wasser einlegt. Folgt man der Zubereitungsempfehlung und mischt Tonic Water dazu, kommt ein passables Sommergetränk ohne Alkohol dabei heraus. Erhältlich sind die beiden Sorten bei Gin de Cologne über die Seite www.gin-de-cologne.shop
„Leev Hoppe“, spritziger Apfelsaft mit Hopfen, 1,99 Euro (0,3 l)
Alkoholfreie Biere gibt es mittlerweile sehr viele, auch die Craftbeer-Hersteller sind vorne mit dabei. Leev Hoppe stammt allerdings von der Limonaden- und Apfelsaft-Manufaktur Leev im Hamburger Umland und liefert genau das, was vorne draufsteht: Spritzigen Apfelsaft versetzt mit Hopfen. Das schmeckt herb-fruchtig-erfrischend und geht ganz wunderbar zusammen. Bierliebhaber könnten allerdings den recht süßen Apfelsaftgeschmack gewöhnungsbedürftig finden. Zu kaufen ist das Getränk im Bierlager in der Kölner Südstadt, hier gibt es auch noch jede Menge andere alkoholfreie Biere, zum Beispiel das Craftbeer „Kehrwieder“ mit Grapefruit und Maracuja und das „Lowlander Wit“ mit Orangen- und Zitronenschalen. Bierlager Köln, Bonner Straße 38, 50677 Köln, www.bierlager-koeln.de