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Künstler entdeckenVier Ausflüge, die an jeder Ecke an Joseph Beuys erinnern

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Das Museum Schloss Moyland

Am Niederrhein ist er aufgewachsen, in Düsseldorf hat er gewirkt und auch in Köln hat er seine Kunst hinterlassen: Auf diesen vier Ausflügen kann man den Spuren von Joseph Beuys in Köln, Düsseldorf und dem Niederrhein folgen.

Ein Hauch von Beuys in Köln

Auf der Domplatte: Natürlich, wo sonst, am Dom – und zwar auf der bronzenen Pfingsttür des Südquerhausportals befindet sich ein Mosaik, das Ewald Mataré entworfen und sein Schüler Beuys hergestellt hat. Die Steinchen dafür soll er aus einer zerstörten Villa in Meerbusch besorgt haben. Auch ein Stück seines Rasierspiegels hat er angeblich darin verarbeitet. Das hielt nicht lange – und ist inzwischen durch einen schwarzen Stein ersetzt.

Quatermarkt: Vor der Kirchenruine von Alt St. Alban neben dem Gürzenich kniet und trauert ein Elternpaar. Wieder entworfen von Mataré, wieder ausgeführt von seinen Schülern, von Beuys ist der Vater.

Gereonsdriesch: Östlich von Sankt Gereon stehen drei Linden mit drei Basaltsäulen. Beuys schenkte Köln den Ableger seines Kunstprojekts „7000 Eichen“ im Jahr 1985 im Rahmen der Ausstellung „Raum Zeit Stille“.

Auf der Schäl Sick nach Neuss – Eine Tour zu Mahnmalen und Gedenkstätten 

Oberkassel: Im linksrheinischen Oberkassel hat Beuys 14 Jahre, von 1961 bis zu seinem Tod im Jahr 1986, mit seiner Frau Eva, den Kindern Wenzel und Jessyka gelebt und gearbeitet. Im 250-Quadratmeter großen Wohn- und Atlierhaus am Drakeplatz 4 gab es keine Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Küche, Kunst und Kinderstühlchen gingen ineinander über.

Büderich: Der Turm an der Dorfstraße in Meerbusch-Büderich ist heute ein Mahnmal für die Gefallenen der Weltkriege. Im Inneren befindet sich ein 100 Kilogramm schweres Eichenholkreuz, das Beuys als „Auferstehungssymbol“ bezeichnete. An der Tür hängt eine Eichentafel mit den Namen von mehr als 200 in den Kriegen gefallenen Büderichern.

Meerbusch: Am Rhein zwischen Büderich und Lörick steht ein 2,5 Meter hoher Granitkopf von Beuys-Schüler Anatol Herzfeld.

Museumsinsel Hombroich: Die Museumsinsel Hombroich bei Neuss bietet mit ihren verwunschenen Parks und Auen beides: Kunst- und Naturerlebnisse. Beuys-Schüler Anatol Herzfeld hatte dort von 1987 an bis zu seinem Tod 2019 seine Werkstatt. Sie ist heute verwaist aber seine Stein- und Eisenskulpturen sind überall sichtbar. Museum Insel Hombroich, Minkel 2, 41472 Neuss www.inselhombroich.de

Auf und neben dem Rhein – Ein Spaziergang durch Düsseldorf 

Haroldstraße 40: Eine der 7000 Eichen – also ein Teil des Landschaftskunstwerks „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“, das Beuys 1982 auf der Documenta in Kassel zeigte, hat er im Winter 1983 in der Haroldstraße 4 vor dem Gebäude des Familienministeriums gepflanzt – zu erkennen an der daneben errichteten Beuys-typischen Basaltsäule.

Ratinger Straße: Täglich traf sich Beuys mit seinen Studenten im „Ohme Jupp“ an der Ratinger Straße 19, bis sich, so erzählt man, die Gäste beschwerten, dass er in der Kneipe nie seinen Hut abnahm. Da soll Beuys samt Gefolge gegenüber ins „Zur Uel“ abgewandert sein. Apropos Kneipe: An der Neubrückstraße 2 ist eine Cocktailbar mit schwarz-weiß gestreiften Wänden und jede Menge Beuys-Devotionalien nach ihm benannt.

Eiskellerstraße 1: Jahrzehntelang war die Kunstakademie der Mittelpunkt von Josephs Beuys Wirken. An der Eiskellerstraße 1 hat er studiert, hier lehrte er ab 1961 als Professor für monumentale Bildhauerei und engagierte sich politisch: In der Gründungszeit der Grünen war sein Atelier in der Akademie regelmäßig Ort für interne Diskussionen und Abstimmungen.

Andreasstraße: 1970 mietete Beuys in der Andreasstraße 25 ein Ladenlokal an, das er als Bürgerbüro und Treffpunkt für politische Öffentlichkeitsarbeit nutzte. Hier war die von ihm gegründete „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ beheimatet. Als er 1972 das Büro zur Documenta verlegte, ließ er ein Fenster in Signalblau einbauen. Heute wird das Wohnhaus als Schmuckgalerie genutzt.

Grabbeplatz: Gegenüber der Andreaskirche hängt ein Ofenrohr aus der Kunsthalle heraus. 1981 durchbohrte Beuys eine Betonwand, um die dunkelste Dunkelheit für die Ausstellung „Schwarz“ zu gewinnen.

Uferpromenade: 1998 nannte die Stadt Düsseldorf einen Teil der Rheinuferpromenade in Joseph-Beuys-Ufer um. Dort paddelte Beuys-Schüler Anatol Herzfeld am 20. Oktober 1973 seinen Meister im Einbaum über den Rhein, er „holte ihn heim in die Kunstakademie“, nachdem Beuys gefeuert wurde, weil er Studenten aufgenommen hatte, die die Akademie zuvor abgewiesen hatte. Auf einem Rasen neben der Tunneleinfahrt erinnert eine Skulptur von Gerhard Moritzen daran: ein Kajak aus Holz, das auch als Spielgerät genutzt werden darf.

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Schloss Moyland: Im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau gibt es die weltweit größte Beuys-Sammlung – mit 400 Arbeiten inmitten einer wundervollen Schloss- und Parkanlage. Museum Schloss Moyland, Am Schloss 4, 47551 Bedburg-Hau www.moyland.de

Kleve: Joseph Beuys wuchs in Rindern, einem kleinen Dorf bei Kleve auf, zunächst in der Kermisdahlstraße 24, in unmittelbarer Sichtnähe zur Schwanenburg. Später zog die Familie in eine Wohnung in der Tiergartenstraße 187/Ecke Stiller Winkel (heute Hausnummer 101). In derselben Straße besaß er von 1957 bis 1964 im Klever Kurhaus (heutiges Museum Kurhaus Kleve) sein erstes Atelier, das rekonstruiert wurde und seit September 2012 wieder öffentlich zugänglich ist. Museum Kurhaus Kleve, Tiergartenstraße 41, 47533 Kleve www.museumkurhaus.de

Krefeld: Auch wenn Joseph Beuys selbst seine Krefelder Herkunft verleugnet, ist urkundlich bekannt, dass er hier am 12. Mai 1921 zur Welt kam und die ersten fünf Monate seines Lebens am Alexanderplatz 5 lebte. Im Kaiser-Wilhelm-Museum steht die „Barraque D’Dull Odde“, das einzige Raumensemble von Beuys in NRW, das so erhalten ist, wie Beuys es selbst eingerichtet hat. Kaiser Wilhelm Museum, Joseph-Beuys-Platz 1, 47798 Krefeld www.kunstmuseenkrefeld.de  

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