- Weil der Brüsseler Platz wegen der Coronakrise zum Verweilen gesperrt ist, wagen sich immer mehr Ratten heraus.
- Die Nager sollen von der Kanalisation in die Hochbeete laufen, heißt es. Von einer Plage will das Gesundheitsamt aber nicht sprechen.
- Pro Einwohner soll es etwa eine Ratte in Köln geben. Die Stadt geht nun dagegen vor.
Köln – Nicht nur die Anwohner genießen – von der Hitze einmal abgesehen – die aktuelle abendliche Ruhe auf dem Brüsseler Platz. Wenn das Ordnungsamt dort die Corona-Abstandsregel durchsetzt und Menschenansammlungen auflöst, trauen sich verstärkt auch Ratten heraus. Ebenjene Anwohner hatten sich an die städtische Desinfektionsstelle gewandt: Die „Nager laufen von Hochbeet zu Hochbeet“, schrieb einer von ihnen.
Inzwischen ist die Verwaltung auf dem Brüsseler Platz tätig geworden – und das musste sie auch. „Wir haben dort einige wenige Rattenlöcher gefunden. Die meisten Ratten kamen aber aus der Kanalisation“, sagt Axel Stendebach, der leitende Desinfektor. Deshalb hat die Verwaltung Köder in den Hochbeeten ausgelegt und unter die Gully-Deckel gehängt. Zudem seien die Paten der Hochbeete gebeten worden, die Pflanzen kurz zu schneiden, damit die Nager weniger Unterschlupf finden.
Eine Ratte pro Einwohner
Von einer Rattenplage möchte Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts, zu dem auch die Desinfektionsstelle gehört, nicht sprechen. „Es gibt nicht mehr und nicht weniger Ratten als sonst“, sagt er. Aber wegen der leeren Plätze trauten sie sich mitunter öfter aus ihren Verstecken. Auf jeden Einwohner komme eine Ratte, laute die gängige Formel für die Nagerpopulation in Großstädten.
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Wenn auf öffentlichen Plätzen oder in öffentlichen Einrichtungen Schädlinge wie Ratten auftreten, rücken die Mitarbeiter der Stadt aus. Auf privatem Grund ist der jeweilige Besitzer verantwortlich. Fünf Mitarbeiter führen zudem regelmäßige Kontrollen durch, erklärt Stendebach – und sie haben eine Menge zu tun. Einmal pro Jahr würden alle Parks und Grünflächen begangen, Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder Schulen alle sechs Monate, sagt der Desinfektor. „Bei Bedarf auch öfter.“ Zusätzlich haben die Mitarbeiter Bereiche, die von vielen Touristen aufgesucht werden, besonders im Blick.
Keine Wespenplage
Der Sommer ist für die städtischen Schädlingsbekämpfer ohnehin die arbeitsreichste Zeit. „Dann ist Grillsaison, und immer noch lassen viele ihren Müll mit Essensresten einfach liegen. Das ist ein Paradies für Ratten“, sagt Stendebach. „Die Bürger haben es also auch selbst in der Hand“, so Amtsleiter Nießen, „Müll vermeiden heißt Ratten vermeiden“.Eine von manchen befürchtete Wespenplage in diesem Sommer sieht das Gesundheitsamt nach Worten Nießens übrigens nicht. „Nicht mehr und nicht weniger als sonst“, sagt er auch hierzu. Sollten Wespen auf öffentlichem Grund beobachtet werden, könnten die unter Naturschutz stehenden Insekten in den meisten Fällen dort bleiben, berichtet Stendebach. Wenn von einem Nest Gefahr für Menschen ausgeht, greife die Stadt jedoch „von einem Tag auf den anderen“ ein. Und Mäuse? „Die überlassen wir den Raubvögeln“, sagt Stendebach.
Die Stadt hat auf ihrer Internetseite Informationen über Ratte, Mäuse und Schaben gesammelt und erklärt, wo die Tiere herkommen, welche Gefahren von ihnen ausgehen und wie man sie – wenn nötig – bekämpft.