Millionen-Förderung für den SportMinisterin Gebauer besucht Kölner Nachwuchsfußballer
Humboldt-Gremberg – Neymar, Griezmann und Hazard heben einen Mannschaftskollegen mit vereinten Kräften über ein rotes Band, das zwischen zwei Mini-Toren gespannt ist und nicht berührt werden darf. Nicht die Top-Kicker persönlich allerdings, doch immerhin Nachwuchsfußballer des SV Humboldt-Gremberg, die die Namen ihrer Idole auf den frischgewaschenen Trikots tragen. Eine kleine Vorführung für den hohen Besuch: Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, ist mit ihrer Entourage zu Gast an der Lenzwiese.
500 Euro Zuschuß
„Die Hebe-Übung dient der Bildung des Gemeinschaftsgefühls in der Mannschaft“, erklärt Sportstudent David Greger Garcia der FDP-Politikerin. Anderswo auf dem nagelneuen Kunstrasenplatz des Vereins werden eifrig Technik, Torschüsse oder Flanken trainiert. So wie in den Sommerferien, als hier pro Tag etwa 20 Jugendliche vorbeischauten, wie Übungsleiter Greger Garcia erzählt. Möglich wurde dies durch das Sonderprogramm „Extra-Zeit für Bewegung“ des Schulministeriums des Landes, das dem Landessportbund (LSB) dafür ein Budget von 2 Millionen Euro zur Verfügung stellte: Vereine, die zusätzliche bewegungsorientierte Gruppenangebote in Disziplinen aller Art anbieten, von Gymnastik über Schwimmen und Fußball bis zur Leichtathletik, erhalten daraus 500 Euro für jede Sechs-Stunden-Einheit. Die kann an einem einzelnen Tag stattfinden oder auf mehrere Tage verteilt sein, mindestens zehn Schülerinnen oder Schüler müssen sich beteiligen.
In Köln geboren
„Als geborene Kölnerin wollte ich mir natürlich hier einen Eindruck verschaffen, ob das Programm funktioniert“, erklärt Gebauer, die bis 2012 Ratsmitglied in der Domstadt war, ihren Ausflug an die Lenzwiese. „Aufgrund von Corona ist es nicht nur zu Defiziten beim Lernen gekommen, sondern auch bei der Bewegung, das ist genauso schlimm“, erläutert die Ministerin den Anlass für das Programm. Von einer „Aufholjagd“ gar spricht LSB-Präsident Stefan Klett, die nicht nur die motorischen Fähigkeiten der Kinder betreffe: „Es geht ja auch darum, dass sich die jungen Leute in dieser Zeit nicht treffen oder miteinander feiern konnten.“ Das Vereinsleben und damit der soziale Zusammenhalt habe durch Corona spürbar Schaden genommen: „Von den insgesamt rund 5 Millionen Mitgliedern haben in dieser Zeit rund 4 Prozent ihre Sportvereine verlassen.“
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Ein positives Zeichen sei aber das große Interesse am „Extra-Zeit“-Programm: „Bis jetzt sind 2180 Anträge gestellt worden, wir hoffen, dass es bis zum Jahresende etwa 4000 sein werden“, so Klett. Denn nicht nur in den Ferien, auch an den Wochenenden und an unterrichtsfreien Nachmittagen können die Angebote laufen. „Für die Bearbeitung von Anträgen brauchen wir derzeit nur drei Tage“, ermutigt Martin Wonik vom Vorstand des Landessportbunds alle noch zögerlichen Vereine. Den Nutzen des Programms bestätigt Christian Olpen, Vorsitzender des SV Humboldt-Gremberg. Auf die kritische Nachfrage von Yvonne Gebauer, weshalb denn nur Jungs erschienen seien, antwortet Olpen: „Bis vor wenigen Jahren hatten wir noch 160 Mädchen im Verein. Aber wir arbeiten daran. Wenn Sie das nächste Mal kommen, präsentieren wir Ihnen auch eine Mädchenmannschaft.“
Mehr Sport in der Schule
Aber die jungen Fußballer machen auch Vorschläge. Einige hätten gern mehr Sportunterricht während der Schulzeit, „dafür weniger Deutsch und Mathe“, anderen meinen, der Sportunterricht könnte abwechslungsreicher sein, mehr Disziplinen berücksichtigen. „Und wie ist das Leben als Ministerin so?“, fragt einer. „Interessant, aber auch eine Herausforderung, aber der Sport kommt bei mir in letzter Zeit viel zu kurz“, bekennt Gebauer. Klar, dass die Promis zum Abschluss am Elfmeterpunkt antreten müssen. Stefan Klett versenkt zwei von drei Schüssen, Yvonne Gebauer trifft auch mit den ersten beiden Schüssen. Dabei belässt sie es allerdings: Mit nackten Füßen gegen einen schweren Lederball treten ist kein reines Vergnügen. Beim nächsten Mal will sie Fußballschuhe mitbringen.