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Große Pläne für KölnCircus Roncalli bekommt eine eigene Straße

Lesezeit 4 Minuten

Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (l.) und Zirkus-Direktor Bernhard Paul wechseln die Straßenschilder.

Köln-Mülheim – „Der erste Schritt ist gemacht, und es werden noch viel weitere folgen. Der Circus Roncalli wird sich künftig noch stärker in das Kulturleben der Stadt einbringen. Wir wollen noch viel machen“, sagte Zirkusdirektor Bernhard Paul, als er am Donnerstag mit Unterstützung von Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs und Ex-Höhner-Schlagzeuger Janus Fröhlich den Circus-Roncalli-Weg einweihte.

Das heutige Roncalli-Areal soll noch erheblich ausgeweitet werden.

Denn so heißt künftig der bisherige Neurather Weg, an dem seit 1983 das Winterquartier von Roncalli beheimatet ist. Die Umbenennung hatte sich lange herausgezögert, da das Liegenschaftsamt zunächst sein Veto eingelegt hatte: Es gebe am Dom ja schon den Roncalli-Platz und das könne zu Verwechslungen führen. Erst nach Eingreifen des damaligen Oberbürgermeisters Jürgen Roters konnten die Bezirksvertreter die Umbenennungspläne auf den Verwaltungsweg schicken.

Das alte, nun abmontierte Straßenschild „Neurather Weg“ schnappte sich Paul gleich unter den Arm. „Das kommt in unser Museum.“ Denn das Roncalli-Museum zum Motto „Boulevard of broken dreams“ mit der größten europäischen Sammlung rund um die Geschichte des Zirkus’ in aller Welt ist das Kernstück der ehrgeizigen Pläne zur Um- und Neugestaltung des Winterquartiers.

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Grundstücke bündeln

Dafür will Paul („Wir liegen voll im Zeitplan“) zum bereits bestehenden Gelände (10.000 Quadratmeter) zwischen Berliner Straße und Bahntrasse noch drei angrenzende Grundstücksparzellen hinzukaufen, um dann auf rund 27500 Quadratmetern alles zu bündeln, was gegenwärtig noch auf mehrere Lager und Abstellplätze im Stadtgebiet verteilt ist.

Circus-Roncalli-Weg heißt es ab jetzt.

Während der Betriebshof mit Werkstatt-, Lager- und Stellflächen eher intern genutzt wird, sind der Museums- und Eventkomplex für die Öffentlichkeit geplant. „Da wird ein altes Wiener Kaffeehaus mit seiner historischen Einrichtung aufgebaut, das ich vor dem Verschrotten gerettet habe“, kündigt Paul an. Und in einer Event-Halle neben dem Café sollen Clown-Workshops, Kurse für Kinder und kleinere Veranstaltungen angeboten werden. In dem bisherigen Bürotrakt, der zum Museum umgewandelt wird, will der Zirkuschef künftig seine gesammelten Schätze ausstellen.

Andenken wie Musikinstrumente und Bühnenbekleidung angekauft

In den vergangen Jahrzehnten hat er vielerlei angekauft und gehortet – von kompletten Tante-Emma-Läden bis hin zu den Nachlässen bekannter Artisten. Dazu zählen Andenken an legendäre Clowns der Zirkusgeschichte wie Charlie Rivel, Grock und Francesco Caroli, Musikinstrumente von bekannten Rock- und Popstars – darunter Bühnenkleidung und Instrumente der Beatles – sowie Kostüme und Alltagskleidung von einigen Hollywoodgrößen.

Der Food-Truck wird farblich noch „roncallisiert“.

„Von Marlene Dietrich habe ich noch das Kleid erhalten, das sie in ihrem letzten Film »Gigolo« getragen und das Coco Chanel für sie entworfen hat“, erzählt Paul sichtlich stolz. „Da in dem Film auch David Bowie mitgespielt hat, drapiere ich eine seiner Original-Gitarren gleich neben dem Kleid.“

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Gegen solche Pläne könne in der Stadt doch keiner etwas haben, meinte Paul. „Wir kosten ja kein Geld, machen alles selbst.“ Mit der neuen Adresse Circus-Roncalli-Weg 7 soll ein historisches Zirkusgelände für die Zukunft aufgestellt werden. „Hier hatte ja schon Carola Williams vor 60 Jahren mit ihrem Zirkus ihr Winterquartier.“

Im nächsten Jahr präsentiert sich Roncalli erstmals als „tierfreier Theater-Zirkus“

Und dann erinnerte er daran, dass es ohne sie beim 1. FC Köln auch keinen Hennes und kein Geißbock-Logo gebe. Denn Carola Williams hatte dem FC den ersten Ziegenbock geschenkt, für den dann bis zum heutigen Hennes VIII. immer wieder ein Nachfolger gefunden wurde. Paul: „Den nächsten, den Hennes IX, den stifte ich. Das ist fest versprochen.“

Dabei ist Roncalli doch gerade dabei, sich von Tieren zu verabschieden, da man selbst Pferde in den Innenstädte nicht mehr artgerecht unterbringen könne. Beim Gastspiel auf dem Neumarkt im nächsten Jahr präsentierte man sich erstmals als „tierfreier Theater-Zirkus“. Doch nicht so ganz. „Ein Pferd kommt doch noch mit in die Manege“, verriet Paul. „Das sieht täuschend echt aus, aber da stecken drei Leute drin. Das ist ein echtes Kunstwerk, also im wahr-sten Sinne artgerechte Haltung.“

Dazu stehen dann auf dem Vorplatz neben dem Café-Wagen und dem Bratwurst-Grill zwei neue Food-Trucks, die vegetarische und vegane Gerichte anbieten. Damit reagiere man auf die veränderten Vorlieben der Zirkusbesucher. Die beiden historischen Fahrzeuge, die Paul hierfür gerade in Frankreich erstanden hat, sollen nun noch aufgehübscht und farblich „roncallisiert“ werden.

Warum heißt der Platz am Dom Roncalliplatz?

Der Roncalliplatz, der das Domkloster mit der Straße Am Hof verbindet, hat nichts mit dem Circus Roncalli zu tun. Der Platz wurde beim Umbau der Domumgebung im Jahr 1971 nach dem bürgerlichen Namen von Papst Johannes XXIII. benannt. An der Adresse Roncalliplatz liegen das Römisch-Germanische Museum und das Haus der Kölner Dombauverwaltung.