Auswertung der Stadt KölnTempo 50 auf der Zoobrücke wird trotz defekter Blitzer zumeist eingehalten

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Blick auf die Zoobrücke und den Rhein am Abend, im Hintergrund ist das Axa-Hochhaus zu sehen

Tempo 50 gilt auf der Zoobrücke, wird wegen technischer Probleme aber nicht kontrolliert.

Die Stadt hat auf offene Fragen zu den defekten Blitzern auf der Zoobrücke geantwortet und dabei erneut für Irritationen gesorgt.

Die neue Höchstgeschwindigkeit auf der Zoobrücke wird laut Stadt trotz der defekten Blitzer in den meisten Fällen eingehalten. In Fahrtrichtung linksrheinisch fuhren zwischen dem 1. Oktober und dem 13. Oktober 85 Prozent der Fahrzeuge nicht schneller als 57 Stundenkilometer (km/h), die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 49 km/h. Das geht aus einer Antwort der Stadt auf eine Anfrage der Ratsmehrheit aus Grünen, CDU und Volt im Rechnungsprüfungsausschuss hervor.In Fahrtrichtung Kreuz Köln-Ost fuhren demnach 85 Prozent der Fahrzeuge im Messzeitraum nicht schneller als 53 km/h, die Durchschnittsgeschwindigkeit lag demnach in dieser Fahrtrichtung bei 47 km/h.

Hintergrund der Anfrage ist der Ausfall von Blitzern an der Zoobrücke. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Anfang Oktober berichtete, fallen seit knapp zehn Jahren Blitzer wegen technischer Probleme an der Zoobrücke aus, zuletzt sogar – bis auf einen Blitzer auf Höhe der Amsterdamer Straße – alle. Das Ratsbündnis hatte infolge der Berichterstattung gefürchtet, dass die neue Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h von vielen Autofahrern ignoriert werde, weil mit keinen Bestrafungen zu rechnen sei.

Die Stadt sieht die Messergebnisse am Straßenrand nun als Beleg dafür, dass die neue Tempo-50-Regelung wirksam genug ist. „Trotz der öffentlichen Berichterstattung der Medien hinsichtlich der nicht stattfindenden Geschwindigkeitsmessungen wird das Tempolimit von 50 km/h von den Autofahrenden zu einem hohen Prozentsatz akzeptiert und eingehalten“, heißt es in der Antwort. Die Stadt werde die Messungen fortsetzen. Seit Anfang Oktober werden diese mit vier Seitenradarmessgeräten an der Zoobrücke durchgeführt.

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Stadt Köln: 274 Unfälle im Zoobrücken-Umfeld seit 2017

Aus Sicht der Stadt sind die Blitzer, die infolge von Ratsbeschlüssen aus den Jahren 2006 und 2008 aufgestellt worden waren, in den vergangenen Jahren ein Erfolg gewesen – obwohl sie nicht funktioniert haben. „Die Reduzierung von Unfallhäufigkeit und Geschwindigkeitsniveau auf dem zuvor unfallauffälligen Abschnitt wurde durch die bestückten Messstandorte erreicht“, heißt es in dem Schreiben. Ein bei der Polizei angefragtes Unfallgesamtbild habe insgesamt 274 Unfälle im direkten Umfeld der Zoobrücke seit 2017 ergeben. Davon sei kein einziger auf ein Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit zurückzuführen. Auch sei kein finanzieller Schaden entstanden. Die Begründung: Weil „von den Messstandorten entsprechend den Ratsbeschlüssen immer nur zwei mit Messanlagen bestückt waren“.

Die Ratsmehrheit ist mit den Antworten der Stadt nicht zufrieden und kann insbesondere die Angabe, es sei kein finanzieller Schaden entstanden, nicht nachvollziehen. „Wir werden Nachfragen habe. Die Argumentation zur Frage des finanziellen Schadens ist für uns inhaltlich so nicht nachvollziehbar“, sagte Hans Schwanitz (Grüne).

Auch die CDU äußerte sich kritisch. „Der Zweck der Geräte ist zunächst einmal, dass die Geschwindigkeit eingehalten wird. Aber selbstverständlich sind wegen des Ausfalls Einnahmen nicht generiert worden, die sonst generiert worden wären. Die Antwort der Stadt ist an dieser Stelle zu hinterfragen“, sagte Werner Marx. Er kritisierte auch, dass die Anlagen teilweise fast ein Jahrzehnt am Stück ausgefallen sind: „Man kann bei einem solchen Ausfall eine zeitnahe Reaktion erwarten. Ich frage mich schon, warum das zehn Jahre dauert.“

Verantwortlich für den Ausfall und die Instandhaltung der Blitzer ist der Verkehrsdienst des Ordnungsamtes. Die Stadt stellt in ihrem Schreiben klar, dass die Zustände an der Zoobrücke die Ausnahme und nicht die Regel sei. Von 59 stationären Blitzeranlagen in Köln seien derzeit elf nicht in Betrieb. Bei diesen Anlagen handele es sich jeweils um veraltete Überwachungstechnik mit Induktionsschleifen in der Fahrbahn. Fünf dieser Anlagen werden demnach aktuell auf sensorlose Laser- oder Radartechnik umgestellt. Die weiteren aktuell nicht funktionierenden Blitzer sollen mittelfristig folgen.

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