StadtwaldHerrn Zuris Café-Mobil ist ein heißer Tipp

Lesezeit 4 Minuten
Nasser Zuris Café-Mobil ist eine beliebte Anlaufstelle für Fans von Heißgetränken.

Nasser Zuris Café-Mobil ist eine beliebte Anlaufstelle für Fans von Heißgetränken.

Lindenthal – Mit einem Löffel zeichnet Nasser Zuri aus dem milchweißen Schaum ein Herz auf den hellbraunen Grund und reicht seiner Kundin lächelnd den heißen Kaffee. Es ist kalt. Die Frau wärmt ihre Hände am Heißgetränk. Der Nachwuchs streichelt die Ziegen. Zuri hat sein Fahrrad im Lindenthaler Tierpark geparkt. Vorne hat es eine großen Ladefläche, auf der eine chromglänzende Kaffeemaschine steht.

„Ich verwende Bio-Kaffee von einer Frauen-Genossenschaft in Kolumbien“, sagt der Café-Mobil-Besitzer. Neben der Maschine stehen Milch- und Sojamilchtüten, ein paar Muffins. Auch Chai Latte, Baby-Macciato und bunte Limonade für Kinder hat Zuri im Angebot.

Im Tierpark sind die Spaziergänger und Tierfreunde gut versorgt. Nur dort kann Zuri seine Getränke noch verkaufen. Das Ordnungsamt hat die Sondernutzungserlaubnis für den Betrieb seines mobilen Cafés auf öffentlichen Straßen nicht verlängert. Denn Zuri hat gegen eine Auflage verstoßen.

Erlaubnis ist an Auflage gebunden

Danach war er dazu verpflichtet, alle 20 Minuten mit seinem Café-Mobil 200 Meter weiter zu ziehen. Für den Verstoß nennt er einen Grund: „Ich lebe davon, dass ich Stammkunden habe und die Spaziergänger im Stadtwald wissen, wo sie mich finden“, schildert Zuri. Natürlich, er habe gewusst, dass die Erlaubnis an die Auflage gebunden ist, doch er habe mit mehr Kulanz gerechnet.

„Diese extrem geringe Standdauer hat doch gar keinen Sinn“, ärgert sich der Mann. Doch sie wird streng kontrolliert. Das Ordnungsamt legt großen Wert auf Einhaltung. „Im öffentlichen Raum konkurriert das Interesse der Bürgers, diesen ungehindert nutzen zu können, mit dem Interesse des Einzelnen, dort etwas zu verkaufen“, sagt Dirk Schmaul, Abteilungsleiter Straßen und Grünflächen des Ordnungsamts. 

Strenge Regelungen der Verwaltung

„Nur ambulanter Handel ist dort ausnahmsweise zulässig. Wir müssen irgendwo eine Grenze ziehen, ab welchen Punkt es sich nicht mehr um mobiles Gewerbe handelt. Nach unserer Ansicht ist ein Handel nur dann ambulant,wenn der Händler alle 20 Minuten 200 Meter weiterzieht“, sagt Schmaul. Das habe die Stadtverwaltung so festgelegt. Nach 18 Abs. 2 Straßenwegegesetz NRW und 2 Sondernutzungssatzung der Stadt Köln ist sie dafür zuständig.

Schmaul begründet die strenge Regelung der Verwaltung genauer: „Wir möchten keine festen Verkaufsstellen auf den öffentlichen Straßen. Wenn wir Herrn Zuri ausnahmsweise von der Auflage befreien, müssen wir das aufgrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes bei anderen auch tun.

Wir haben eine Vielzahl solcher Anträge von Menschen, die dort mit einem Mobil etwas verkaufen wollen. In der wärmeren Zeit erreichen uns teilweise täglich mehrere.“ Andere Städte hätten vielleicht nicht so viele Anfragen und würden deswegen anders entscheiden.

„Herr Zuri mit seinem Café-Mobil ist für alle Besucher hier ein Riesengewinn“

Das bestätigt Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels: „Ich habe leider kein konkretes Beispiel, wenn aber die Stadtverwaltungen selbst über Auflagen entscheiden, handhabt jede Behörde das anders, je nachdem wie wichtig sie den ambulanten Handel für den jeweiligen Standort einschätzt.“

Einen Kaffee im Stadtwald zu genießen ist nicht überlebensnotwendig, aber die Kunden schätzen den Service sehr: „Herr Zuri mit seinem Café-Mobil ist für alle Besucher hier ein Riesengewinn“, sagt Stammkunde Simeon Hagspiel. „Ich fange aber nicht an, ihn auf den Straßen am Stadtwald zu suchen. Es ist natürlich ein Vorteil zu wissen, wo er steht.“

Im Tierpark ist Zuri nur während der Woche

Doch an seinem Standort im Tierpark ist Zuri nur während der Woche zu finden. Der Förderverein möchte nicht, dass er am Wochenende dort steht, weil dann ein anderes Kaffeemobil Getränke verkauft. Das war für Nasser Zuri bislang kein Problem. Mit seiner Sondernutzungserlaubnis stellte er sich am Wochenende in Stadtwaldnähe an die Kitschburger Allee. Dort brummte das Geschäft – bis die Erlaubnis erlosch.

Vor seiner Zeit als Kaffeeverkäufer war Zuri sechs Jahre arbeitslos. „Ich habe meinen Eltern zuliebe eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht, dann zum Schlosser umgeschult, aber dort so wenig verdient, dass ich doch meine Familie immer wieder um Geld bitten musste.“

Ein Onkel, der mit einem Café-Mobil in Hannover am Maschsee unterwegs ist, brachte ihn auf die Idee – deren Umsetzung sich nun doch als schwierig erweist: „Da stellt man einmal etwas auf die Beine und schon werden einem Steine in den Weg gelegt“, bedauert Zuri.

41 ambulante Händler arbeiten in Köln

In Köln besitzen derzeit 41 Menschen eine Sondererlaubnis, um einen ambulanten Handel mit Waren zu betreiben. Davon vertreiben 29 Speiseeis, vier Heiß- und Kaltgetränke, drei Backwaren, drei Obst, Gemüse und Blumen und zwei Wurst.

Laut Auskunft des Ordnungsamts ist die Auflage, alle 20 Minuten den Standort zu wechseln, eine Ursache dafür, dass der Handel im öffentlichen Raum überschaubar bleibt. (se)

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren