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Am Auenweg in MülheimPläne für ehemaliges Deutz-Gießereigelände vorgestellt

Lesezeit 3 Minuten

Nicht alle der alten Hallen bleiben stehen.

Mülheim – Eine lebhafte Diskussion gab es bei der öffentlichen Vorstellung des Konzepts, wie das ehemalige Gießereigelände der Deutz AG zwischen Deutz-Mülheimer Straße und Auenweg bebaut werden soll. Vertreter des Stadtplanungsamts und des Eigentümers der größten Teilfläche – „NRW Urban“ – stellten sich in den Räumen des „Dock One“ den Fragen der etwa 100 anwesenden Bürger.

Das Areal erstreckt sich von der Einmündung des Auenwegs im Nordosten zwischen Auenweg und Deutz-Mülheimer Straße bis zum Grünzug Charlier im Süden. Es umfasst etwa 5,9 Hektar, wovon 4,5 Hektar „NRW Urban“ gehören. Diese landeseigene Entwicklungsgesellschaft hat die Aufstellung eines Bebauungsplans beantragt. Auf dem Gelände stehen noch viele alte Werkhallen, von denen einige erhalten werden sollen. Zu diesen Bauten zählen die sogenannte Möhring-Halle und die ehemaligen Verwaltungsgebäude der Deutz AG an der Deutz-Mülheimer Straße, die unter Denkmalschutz stehen. Neben diesen bleiben im zentralen Bereich weitere Hallen erhalten.

430 Wohnungen geplant

Jens Kohnen, Stadtplaner bei der „NRW Urban“, stellte das Konzept für die Bebauung vor. Er betonte, dass es sich um ein Mischgebiet handeln solle, in dem sowohl Wohneinheiten als auch Gewerbe ihren Platz haben. Seine Gesellschaft plant die etwa 430 Wohnungen vor allem im südlichen Innenbereich. Ein Mindestabstand von 300 Metern zum Mülheimer Hafen, der als Gefahrgut-Schutzhafen gilt, lasse im westlichen Bereich nur Gewerbe zu. Verkehrstechnisch werde das Gebiet durch eine Stichstraße von der Deutz-Mülheimer Straße zum Auenweg angebunden. Von dieser gehe eine weitere Straße Richtung Norden ab, die in an der Nordspitze des Areals ebenfalls in den Auenweg mündet. Die Nord-Süd-Achse solle in weiten Teilen als „shared space“ angelegt werden. Kohnen: „Im shared space teilen sich Fußgänger, Radfahrer und motorisierter Verkehr den Raum als gleichberechtigte Partner.“ Überirdisch geparkt werden solle lediglich entlang der Zufahrtsstraße. Alle anderen Stellplätze würden in Tiefgaragen angeboten. „NRW Urban“ könne sich neben Wohnungen und nicht störendem Gewerbe ein Hotel vorstellen und ein Boarding-Haus, in dem Menschen mehrere Monate lang wie im Hotel leben können.

Rainer Kippe von der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim begrüßte das Vorhaben, Wohnen und Arbeiten zu mischen, kritisierte aber die Ausführung: „Problematisch ist für mich die Trennung in separaten Gebäuden“, sagte er. In einer gewachsenen Stadt sei das Gewerbe im Erdgeschoss untergebracht und oben werde gewohnt. Er mahnte auch ein Verkehrskonzept an, wie es schon Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs gefordert habe. Dabei müssten unbedingt die Vorhaben in der Nachbarschaft und die allgemeine Verkehrssituation in Mülheim berücksichtigt werden. Außerdem solle die Verkehrsplanung eine größtmögliche Vermeidung von Autoverkehr zum Ziel haben. Elke Müßigmann vom Stadtplanungsamt begrüßte das, doch: „Wir bekommen Autos nicht von heute auf morgen aus der Stadt verbannt.“

Walter Buschmann vom Verein Rheinische Industriekultur bemängelte, dass „NRW Urban“ das Bauprojekt unter dem Titel „Möhring-Quartier“ laufen lasse. Möhring sei nur der Architekt der nach ihm benannten Halle gewesen. Besser wäre es gewesen, sich an Nicolaus August Otto zu halten, der auf diesem Gelände den weltweit ersten Verbrennungsmotor erfand: „Statt ein Boarding-Haus zu bauen, sollte besser die historische Motorenhalle erhalten bleiben.“ Manfred Kreische aus Kalk unterstützte diesen Wunsch: „Hier hat auch Gottfried Daimler gearbeitet und Bugatti hat hier sein erstes Auto gebaut.“ Auch Kreische forderte, das Quartier nach Otto zu benennen. Der Historiker Alexander Kierdorf schlug vor, ein Museum zur Industriegeschichte in der Möhringhalle unterzubringen. Kohnen betonte, das könne geschehen. Allerdings müsse ein Investor stets auf Wirtschaftlichkeit achten. Vielleicht gebe es eine Kompromisslösung zwischen Hotel und Museum.