„Es gibt gute und schlechte Poller“Stadt Köln muss Sperren auf Radwegen prüfen

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Im Rheinauhafen sind die Poller gerade im Dunkeln nur schwierig zu erkennen.

Im Rheinauhafen sind die Poller vor allem im Dunkeln nur schwer zu erkennen.

An manchen Stellen schützen Poller den Radweg, an anderen versperren sie ihn. Der NRW-Erlass dürfte einiges an Arbeit verursachen.

Die Stadt Köln muss Poller auf Radwegen überprüfen und in manchen Fällen entfernen. Ein Erlass des Verkehrsministeriums NRW schreibt den Kommunen vor, Weg-Sperren wie Poller oder Gitter durch Schilder oder Markierungen zu ersetzen, wo es geht. „Poller und Sperrgitter stellen oftmals eine Gefahrenquelle dar und sollten nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden“, sagte Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer. Damit soll der Radverkehr sicherer werden. „Hierdurch sind bereits Unfälle mit schweren Verletzungen bis hin zur Todesfolge entstanden“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums.

Die Poller sind im Dunkeln schlecht zu sehen und mit breiteren Lastenrädern und Fahrradtaschen bleiben Radfahrende schnell an ihnen hängen. Kölns „Fahrradbürgermeister“ Reinhold Goss – dazu ernannte ihn die Nichtregierungsorganisation BYCS – erzählt von einem Freund: Er sei am Eigelstein gegen die nicht markierten Poller gefahren und habe sich schwer verletzt. „Fährt man in einer Gruppe Rad, werden Poller immer angesagt“, sagt Goss. Das zeige, welche Gefahr sie darstellen können. Auch im Rheinauhafen übersähen Radfahrende sie immer wieder, sagt Goss.

Umlaufgitter vielerorts in Köln zu eng für Lastenräder und Kinderanhänger

Als größeres Problem sieht er die Umlaufgitter, die wegen ihre Zickzack-Aufstellung auch Z-Sperren genannt werden, durch die sich Fußgänger und Radfahrende zwängen müssen. Für Lastenräder, wie Goss eines fährt, sind sie häufig zu eng. Räder mit Kinderanhänger bleiben erst recht stecken. Ein besonders behinderndes Exemplar stehe an der Inneren Kanalstraße gegenüber des Colonius. Hier gelangt man in den Grüngürtel und zur Bezirkssportanlage. Die Sperre sei aber so eng, dass schon ein einfaches Fahrrad kaum durchpasse. „Da muss man akrobatisch sein“, sagt Goss. Das Lastenrad müsse er über das Gitter heben.

Am Zugang zur Bezirkssportanlage an der Innere Kanalstraße gegenüber vom Colonius steht eine Z-Sperre, durch die keine Lastenräder kommen.

Am Zugang zur Bezirkssportanlage an der Innere Kanalstraße gegenüber vom Colonius steht eine Z-Sperre, durch die keine Lastenräder kommen.

„Das kann zu aberwitzigen Situationen führen: Manchmal muss ich Hunderte Meter zurückfahren, weil ich mit dem Lastenrad irgendwo nicht weiter komme“, sagt Goss. Auch Christoph Schmidt, Kölner ADFC-Sprecher, berichtet, wie ein Freund auf dem Deich in Langel ein Gitter nicht rechtzeitig sah und schwer gestürzt sei. „Die Sperren sind mittlerweile wirklich ein Problem, es wollen doch mehr Leute Fahrrad fahren.“

In Köln gibt es sie häufig an Straßenbahn-Querungen. „Sie ergeben schon Sinn, damit man nicht einfach auf die Schienen fährt“, sagt Schmidt, „aber man kommt durch sie auch nicht schnell wieder runter.“ Goss und Schmidt sehen die Poller und Gitter differenziert. Beide sagen, an vielen Stellen in Köln brauche man sie unbedingt, um Autofahrende daran zu hindern, einen Radweg zuzuparken. Schmidt bringt es auf den Punkt: „Es gibt gute und schlechte Poller.“

Poller notwendig oder im Weg? Auf die Prüfung im Einzelfall kommt es an 

Der städtische Fahrradbeauftragte sieht das ebenso. „Absperrpfosten werden von uns ohnehin sparsam verwendet“, sagt Jürgen Möllers. „An manchen Orten sind sie aber dennoch wichtig, um regelwidriges Parken oder Befahren durch Kraftfahrzeuge zu verhindern.“ Sie seien also nicht nur Gefahrenquellen: „Damit erhöhen Poller an vielen Orten gerade die Verkehrssicherheit für den Fuß- und Radverkehr“, sagt Möllers. Das sei zum Beispiel dann der Fall, wenn Poller Autos daran hindern, auf den Radweg zu fahren.

„Gleichwohl können Poller, wie auch andere Elemente – ich denke an Lichtmasten, Beschilderungseinrichtungen oder Parkscheinautomaten – auf der anderen Seite den Bewegungsraum für den Fuß- und Radverkehr einschränken und bei schlechter Erkennbarkeit eine Gefahrenstelle darstellen.“ Möllers sagt: „Das zeigt, dass eine Prüfung im Einzelfall wichtig ist.“ 

Deshalb wird einiges an Arbeit auf die Stadt zukommen. Betroffen sein könnten in Köln Tausende Orte. Bielefeld zum Beispiel kündigte schon an, dass die Überprüfung ein Jahr dauern werde. Die Kölner Verwaltung kläre derzeit, wie sie die Überprüfung angehe, antwortete eine Sprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeigers“. In aktuellen Planungen baue die Stadt schon Poller zurück oder verzichte auf sie. Schon entfernt wurden die Poller auf dem Radweg parallel zum Rhein vor dem Art'otel am Holzmarkt.

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