„Supasalad“Prozess um Mord in der Kölner Salatbar beginnt

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Polizisten am Tatort vor der „Super Salad“-Bar.

Polizisten am Tatort vor der „Super Salad“-Bar.

Köln – Wenn ein Justizwachtmeister Enes A. am Montag um 9.15 Uhr in Saal 7 des Landgerichts führt, werden zahlreiche Kameras auf den Angeklagten gerichtet sein. Das öffentliche Interesse an dem Prozess ist groß, das Verbrechen, das Enes A. vorgeworfen wird, hatte vor mehr als neun Jahren tiefe Bestürzung in der Stadt ausgelöst. Der 36-Jährige gilt als Mörder der damals 24 Jahre alten Anke S., die mit ihrem Bruder den Imbiss „Supasalad“ in der Gertrudenstraße geführt hatte.

In der Nacht auf den 23. Juli 2007, einem Montag, soll Enes A. die gebürtige Emsländerin am späten Abend in ihrem Geschäft überfallen haben, als sie gerade die Bestellungen für den nächsten Tag erledigte. Weil sie aufschrie, soll der Vater einer Tochter die junge Frau mit elf Messerstichen getötet und ihre Leiche in einen begehbaren Kühlschrank gesperrt haben. A. entkam mit 20 Euro Beute und zwei Taschen des Opfers.

Mehr als acht Jahre war er auf der Flucht. Die Polizei ermittelte anfangs Tag und Nacht, ging 3.500 Spuren nach, überprüfte 6.000 Zeugen und nahm 1.880 Speichelproben. Zwischen dem Leiter der Mordkommission, Frank Kolvitz, und dem Vater von Anke S. entstand mit der Zeit so etwas wie eine Freundschaft. „Ich will nicht“, sagte der Vater im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor einigen Jahren, „dass Herr Kolvitz eines Tages in Rente geht und dann mit sich hadert, weil er diesen einen Fall nicht aufgeklärt hat“.

DNA fehlte in der Datenbank

Zwar kannte die Polizei schon früh die DNA des Mörders, denn er hatte am Tatort eine Zigarettenkippe zurückgelassen. Aber sein Erbgut war noch nicht in der Datenbank des Bundeskriminalamts gespeichert, eine Identifizierung also lange Zeit nicht möglich. Das änderte sich erst im Sommer vorigen Jahres.

Enes A. saß seinerzeit in Hamburg wegen eines Diebstahls in Haft. Das bekam die Polizei Köln mit. Sie suchte ihn wegen eines weiteren Diebstahls. Weil der 36-Jährige zudem schon häufig wegen Betrugs, Schwarzfahrens und leichter Körperverletzung verurteilt worden war, entschlossen sich die Ermittler, Enes A. in der Hamburger JVA um die freiwillige Abgabe einer Speichelprobe zu bitten – normale kriminalistische Arbeit bei Mehrfachstraftätern. Enes A. willigte ein und lieferte der Mordkommission damit den entscheidenden Treffer.

Anke S. war wohl ein Zufallsopfer. Enes A., seinerzeit spielsüchtig und in Geldnöten, soll an ihrem Geschäft vorbei gegangen sein. Die gläserne Eingangstür zum Imbiss war nicht verschlossen. Der Angeklagte soll Anke S. unter anderem in die Brust und ins Gesicht gestochen haben.

Vor Gericht wird er vertreten v on Rechtsanwalt Andrija Pancic aus Hamburg und vom Kölner Verteidiger Oguz Sanikaya. Für den Prozess sind acht Verhandlungstage angesetzt, mehr als 30 Zeugen sollen gehört werden. Das Urteil wird für den 8. September erwartet. Dem 36-Jährigen, der zur Tatzeit mit seiner Familie in Eitorf gelebt haben soll, droht lebenslange Haft.

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