Mein Kulturmonat mit Lutz Heineking juniorKöln hat für mich genauso viel zu bieten wie New York oder London

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Der Kölner Filmproduzent und Regisseur Lutz Heineking bei Dreharbeiten zu „Andere Eltern“.

Der Kölner Filmproduzent und Regisseur Lutz Heineking bei Dreharbeiten zu „Andere Eltern“. Für die „Mein Kulturmonat“ erzählt er, was er an Köln als Kulturstadt schätzt.

In unserer Reihe „Mein Kulturmonat“ gibt der Kölner Filmemacher drei Tipps für den März. 

New York City, London und Berlin sind Metropolen mit einem ziemlich großen Kulturangebot. Als ich in diesen Städten gelebt und gearbeitet habe, musste ich feststellen, dass man es am Ende des Tages doch nicht so wirklich nutzt. 

Aber Köln hat kulturell ebenfalls viel zu bieten. Man muss sich nur umschauen. Deshalb habe ich mich nicht für New York, London oder Berlin entschieden, sondern für Nippes. Hier wohne ich wieder seit nun 16 Jahren – nachdem ich schon in Köln geboren wurde. Aufgewachsen bin ich zwar in Stommeln, Nippes war aber schon immer meine familiäre Heimat und bleibt das auch. 

Als Filmproduzent und Regisseur bin ich natürlich viel unterwegs. Köln ist für mich einfach perfekt, um nach Hause zu kommen. Ich liebe einerseits die Menschen in der Stadt, mit ihnen kann man einfach gut zusammenleben. Sie haben Soul und sind immer freundlich. Sogar sehr freundlich, wenn der 1. FC Köln mal okay spielt.

Köln entwickelt sich zwar auch weiter, aber im Kern bleibt die Stadt gleich. Das ist mir mit fast 50 wichtig. Anders als in New York, London oder Berlin – da können sich innerhalb kürzester Zeit ganze Stadtteile komplett verändern.

Lutz Heineking: KHM-Reihe „Heimspiel“ ist ein Geheimtipp für Filmfans

Diese Beständigkeit hat auch die Kölner Kultur. Vor allem, was die Kunst betrifft. Ich gehe gerne in das Kolumba in der Innenstadt, weil es dort so ruhig ist. Das Museum Ludwig ist natürlich eine Institution in der Stadt. Das riesige Gemälde von Salvador Dalí, „La Gare de Perpignan“ (Der Bahnhof von Perpignan, 1965), finde ich zum Beispiel sehr beeindruckend. Und das Café im Ludwig hat auch eine tolle Aussicht. Man kann nicht nur den Rhein sehen, sondern auch die Wächter Philharmonie-Decke auf dem Heinrich-Böll-Platz. Die finde ich ziemlich lustig, aber das steht auch irgendwie für Köln.

Aber kleinere Galerien in Köln sind ebenfalls sehenswert. Im Bereich der Street Art etwa die Arty Farty Gallery in Ehrenfeld.

Lutz Heineking junior mit Schauspielerin Annette Frier beim Sommer-Branchentreff 2022 der Film- und Medienstiftung NRW.

Lutz Heineking junior mit Schauspielerin Annette Frier beim Sommer-Branchentreff 2022 der Film- und Medienstiftung NRW.

Als Filmemacher möchte ich den Kölnerinnen und Kölnern besonders einen Geheimtipp mitgeben: Ehemalige Studierende der Kunsthochschule für Medien (KHM) zeigen bei der Reihe „Heimspiel“ ihre aktuellen Filme und Serien. Darunter sind auch wirklich renommierte Regisseurinnen und Regisseure. Ute Dilger organisiert die Veranstaltungen wirklich mit sehr viel Herz. Im Februar war eigentlich ein Abend mit mir geplant – ich bin auch Absolvent der KHM – doch der musste leider ausfallen. Bald soll es aber einen neuen Termin geben, auf den ich mich schon wirklich sehr freue.

Dann findet im Juni noch das Seriencamp im Ehrenfelder Cinenova Kino statt – das größte Deutsche Serienfestival. Auch ein super Ding – nicht nur, weil ich mit meiner Produktionsfirma Eitelsonnenschein dabei sein werde.

Lutz Heineking: Die lit.Cologne hat in meiner Familie Tradition

Musikalisch hat Köln natürlich auch viel zu bieten. Ein Konzert, das ich zuletzt richtig super fand, war das Weihnachtskonzert von Fortuna Ehrenfeld. Die sind für mich eh einer der großen Kölner Schätze. Für die Band habe ich schon Musikvideos gedreht, unter anderem für „Helm ab zum Gebet“. Das Festival „Musik in den Häusern der Stadt“ (12. bis 17. November) ist eine mega Sache, da gibt es ganz viele kleine Wohnzimmerkonzerte. In der Kulturkirche in Nippes, wo ich wohne, gibt es immer wieder schöne Veranstaltungen. 

Aber natürlich ist die lit.Cologne im März das kulturelle Highlight in der Stadt. Das hat in meiner Familie schon irgendwie Tradition. Meine Mutter Ingrid und ich haben eigentlich immer direkt an dem Abend, als das Programm veröffentlicht wurde, bestimmt gleich zehn Tickets geholt. Dann sind wir fast jeden zweiten Abend auf lit.Cologne gewesen.

In diesem Jahr schaffe ich leider nicht so viele, weil ich gerade eine neue Serie drehe und deshalb oft in Belgien bin. Aber ein paar Veranstaltungen werde ich trotzdem besuchen. Besonders freue ich mich auf „Irre Wolken über Köln“ mit Markus Berges von der Band Erdmöbel (9. März, ausverkauft), für die ich auch schon Videos gemacht habe. Die beiden Lesungen mit Annette Frier, mit der ich schon viel gedreht habe, dürften ebenfalls lustig werden. Auf jeden Fall werde ich mir wieder irgendetwas mit meiner Mutter anschauen, wenn sie Lust hat.

Drei Tipps für den März von Lutz Heineking

Gereon Klug und Jan Weiler sind am 11. März zur lit.Cologne im Theater am Tanzbrunnen. Klug stellt sein Buch „Die Nachteile von Menschen“ vor – meiner Meinung nach ist er einer der lustigsten Autoren. Jan Weiler gehört ebenfalls für mich zu den lustigsten und intelligentesten Menschen, die ich kenne. Das kann nur gut werden. Mehr Informationen und Tickets (22 Euro / 18 Euro ermäßigt) gibt es auf litcologne.de.

Die Wiener Funpunk-Band Turbobier ist am 8. März im Helios 37 in Ehrenfeld. Mit denen habe ich ebenfalls schon zusammengearbeitet, das ist eine Super-Kombo. Der Sänger Marco Pogo ist Gründer der österreichischen Bier-Partei, die dort relativ bekannt ist. Tickets gibt es für 28,20 Euro (zzgl. Gebühren) bei Eventim.

In der Galerie Ulrich Mueller in Sülz wird noch bis zum 28. März die Ausstellung „Konglomerate“ gezeigt. Die Kunst von Rainer Barzen mag ich sehr – besonders seine Gemälde haben es mir angetan. 


Zur Person

Lutz Heineking junior ist seit 2007 als Produzent und Regisseur tätig. Seine Produktionsfirma Eitelsonnenschein sitzt in Nippes – wo auch seine für den Grimme-Preis nominierte Mockumentary-Serie „Andere Eltern“ spielt, zu der er derzeit einen Film unter anderem mit Veronica Ferres und Ex-Höhner-Sänger Henning Krautmacher dreht. Die Comedy-Serie „Drinnen – Im Internet sind alle gleich“, bei der Heineking Regie führte, wurde 2021 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Sein erster Spielfilm „Der Pfau“ lief im vergangenen Jahr in den Kinos.  

Das Gespräch führte Robin Albers.

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