NahostkonfliktWie schützen Eltern ihre Kinder vor Meinungsmache auf Social Media?

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Ein Kind schaut im Dunkeln auf ein Handybildschirm.

Fördern Eltern das kritische Denken ihrer Kinder, hilft ihnen das, einseitige Stimmungsmache zu erkennen. (Symbolbild)

Soziale Medien sind voller Bilder von Leid im Nahen Osten. Was tun, wenn Heranwachsende einseitiger Stimmungsmache auf den Leim gehen?

Mit Pistolen bedrohte Kinder, Leute, die verschleppt, getreten und getötet werden, Schüsse, tote Israelis, tote Palästinenser – gerade auf Social Media-Kanälen landen die schrecklichen Bilder aus dem Nahen Osten manchmal ungefiltert auf den Handys von Jugendlichen.

Hamas-Terror: Eltern sollen Social-Media-Apps von Handys ihrer Kinder löschen

Die Elternvertreter einer israelischen Schule baten Eltern darum, Social-Media-Apps von den Handys ihrer Kinder zu löschen, weil sie Geiselvideos befürchteten, berichtete der US-Sender „CNN“. Damit würde die Hamas auch ihr Ziel erreichen, Angst und Schrecken zu verbreiten.

Auch in deutschsprachigen Whatsapp-Gruppen, Instagram-Beiträgen und Tiktoks werden die Gräueltaten der Hamas-Terroristen verbreitet und sind so für die meisten Nutzerinnen und Nutzer zu sehen – auch für Minderjährige.

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Nahostkonflikt: So schützen Eltern ihre Kinder vor Meinungsmache auf Social Media

Kira Liebmann, Gründerin der Akademie für Familiencoaching im bayerischen Maisach, warnt zudem: „Die Bilder werden auch dazu genutzt, Wut zu schüren, Meinungen zu lenken und Emotionen zu erzeugen.“ Sie sorgt sich darum, wie Jugendliche vor Meinungsmache geschützt werden und gibt Eltern vier Tipps:

1. Bewusst machen

„Wenn sich Jugendliche ihre Informationen einseitig aus den sozialen Medien holen, sollten Eltern ihnen bewusst machen, dass es dort auch Influencer und Meinungsmacher gibt, die ihre Reichweite nutzen oder dafür bezahlt werden, Stimmung in eine bestimmte Richtung zu betreiben“, sagt Kira Liebmann.

Sie rät deshalb, dass Eltern das kritische Denken ihrer Schützlinge fördern. Dabei helfen Fragen wie: Gibt es jemanden, der davon profitiert, wenn man nun dies oder das denkt? Und: Wird man vielleicht nur benutzt, um Stimmungsmache für andere zu betreiben?

2. Informationen einholen

„Bevor Jugendliche sich eine Meinung bilden, sollten sie erst in der Lage sein, sich überhaupt eine zu machen“, sagt die Erziehungsexpertin. Bei dem aktuellen Nahost-Beispiel empfiehlt sie, dass Eltern mit den Jugendlichen gemeinsam recherchieren und sich umfassend informieren. Aspekte könnten sein: Warum gibt es diesen Streit? Woher kommt die Wut aufeinander? Was ist da schon vor dem Krieg passiert?

Wenn Jugendliche eigene Meinungen haben dürfen, lernen sie, diese auch zu vertreten und andere Meinungen nicht einfach zu übernehmen
Kira Liebmann, Gründerin der Akademie für Familiencoaching

Es werden also erst Informationen benötigt, um sich danach selber zu hinterfragen, welche Meinung man hat. Damit könne man Jugendliche sehr gut vor unreflektierter Meinungsmache schützen. Die Meinung dürfe auch gerne eine andere sein als die der Eltern. „Hauptsache ist, die Meinung ist fundiert und beruht nicht nur auf zwei Tiktok-Videos“, sagt Liebmann.

3. Eigene Meinungen zulassen

„Wenn Jugendliche eigene Meinungen haben dürfen, lernen sie, diese auch zu vertreten und andere Meinungen nicht einfach zu übernehmen“, erklärt Liebmann. Sie rät Eltern, Jugendliche dabei zu unterstützen, überhaupt eigene Meinungen haben zu dürfen – auch wenn diese nicht mit denen der Eltern übereinstimmt.

Das können Eltern schon früh mit Kindern üben. Wenn Jugendliche in einem Elternhaus aufwachsen, in dem nur die Meinung der Eltern zählt, sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie auch bei anderen Respektspersonen ungefragt deren Ansichten übernehmen.

4. Begleiten und im Austausch bleiben

Eltern sollten gerade in Krisenzeiten Jugendliche begleiten, in gutem Austausch bleiben und viel Raum für Gespräche bieten, rät die Expertin. Ihre Erfahrung ist, dass aber nicht alle Teenager gerne von sich aus reden.

„Da hilft es etwa, wenn Eltern am Essenstisch das Thema von sich aus ansprechen und die Jugendlichen mit in das Gespräch einbeziehen“, so Kira Liebmann. Eine gute Frage sei: „Wie siehst du das?“. Ebenso helfe es Jugendlichen, wenn Eltern signalisieren: „Wenn Du reden willst oder Fragen hast – wir sind da.“ (dpa, mcl)

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