Altherren-FußballMehr Baller League als bei der Ü32 im Kreis Euskirchen geht nicht

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Eine Spielszene aus dem Ü32-Hallenturnier in Mechernich zwischen dem Gastgeber und dem SV Sötenich.

In der Halle behielt die Mechernicher Ü32, hier Simon Fräßle (r.), gegen Sötenich die Oberhand. In der Meisterschaft liefern sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Ü32-Meisterschaft im Kreis Euskirchen wird bei den Spielern immer beliebter. Mechernich und Sötenich haben große Titelchancen.

Einfach zocken. Fünf Spieler plus Torwart. Zwei Teams. Kleinfeld auf Fünf-Meter-Tore. Spielzeit: zweimal 30 Minuten. Klingt wie früher auf dem Bolzplatz, als die Mannschaften per Piss-Pott zusammengestellt wurden und es für drei Ecken einen Elfer gab. Was sich ein wenig anhört wie die Anfangsversion der Baller League, ist in Wirklichkeit Ü32-Fußball. Allerdings ohne „Drei Ecken, ein Elfer“, und gewählt werden die Mannschaften auch nicht.

Denn während die Baller League in diesem Jahr von Lukas Podolski und Mats Hummels in Zusammenarbeit mit anderen Prominenten gegründet wurde, gibt es die Ü32-Kreismeisterschaft bereits seit vielen Jahren. Organisiert von Rudi Sass im Auftrag des Fußballkreises Euskirchen. So einen Boom wie in dieser Saison hat die „Freizeitvariante“ aber wohl noch nie erlebt. Sechs Teams spielen um den Titel. Fußball pur, idealerweise auf einem Rasenplatz und bei Sonnenschein.

Auch Schönau und Ülpenich wollen wohl Mannschaften stellen

In der kommenden Spielzeit könnten es noch mehr werden, denn nach Informationen dieser Zeitung überlegen beispielsweise der TSV Schönau und der TuS Ülpenich, an dem Ü32-Format teilzunehmen.

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Die Jungs haben mega Spaß. Sie sind Feuer und Flamme.
Kevin Mießeler, TuS Mechernich

Aktuell führen die TuS Mechernich und der SV Sötenich die Tabelle an. Beide Teams haben ihre bisherigen drei Partien gewonnen. Dass die TuS überhaupt dabei ist, hat sie einem glücklichen Umstand und der Hartnäckigkeit von Kevin Mießeler zu verdanken. Und weil die TuS seit Jahren ein ziemlich verschworener Haufen ist, der auch schon mal gerne die frische Unterhose des Trainers im Eisfach versteckt und unter der Dusche „Biene Maja“ singt.

Fußballschuhe erst an den Nagel gehängt, dann wieder angezogen

Es war also folgerichtig, dass der 30. Geburtstag von Tobias Hoß gemeinsam gefeiert wurde. Dabei kam Kevin Mießeler auf die Idee, eine Ü32-Mannschaft zu gründen, weil einige TuS-Akteure im vergangenen Jahr altersbedingt die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatten. Mießeler ist mit 30 Jahren zu jung für die Ü32.

Also beauftragte er Tobias Lebert, das Prozedere zu übernehmen. Doch aus dem Doppelpass wurde nichts. Also zog Mießeler im Hintergrund die Fäden, telefonierte mit Ü32-Chef Rudi Sass. Von dem erfuhr er, dass eine Mannschaft zurückgezogen hatte und damit ein Startplatz frei geworden war. Innerhalb weniger Stunden war alles eingetütet und die Mechernicher Ü32 aus der Taufe gehoben.

Die Mannschaft der TuS Mechernich organisiert sich praktisch selbst

Ein Projekt, das sich aktuell zur Erfolgsgeschichte zu entwickeln scheint. „Die Jungs haben mega Spaß. Sie sind Feuer und Flamme“, sagt Mießeler, der in der kommenden Saison selbst bei der Ü32 mitkicken will. „Für mich soll nach der Rückrunde bei der ersten Mannschaft Schluss sein“, sagt er. Bis dahin will er vor allem als Teammanager agieren. Wobei, so Mießeler, die Mannschaft organisiere sich praktisch selbst.

Die Ersatzbank des SV Sötenich beim Ü32-Hallenturnier in Mechernich. Dort sitz auch Sötenichs Sportchef Uwe Metternich.

Hat in dieser Saison bereits in allen vier Fußballmannschaften des SV Sötenich gespielt: Uwe Metternich (M.).

„Wir hatten noch bei keinem Spiel zu wenig Kicker – im Gegenteil“, so der TuS-Ü32-Teamchef: „Wir haben eher ein Luxusproblem.“ Organisiert werde alles über eine Whatsapp-Gruppe. Darin seien mehr als 30 Akteure, die in den vergangenen zehn Jahren in der ersten oder zweiten Mannschaft gespielt haben.

Sötenich und Mechernich machen Meisterrennen wohl unter sich aus

Da noch zwei Spiele gegen den punktgleichen SV Sötenich offen sind, ist der Ausgang des Meisterrennens schwierig vorherzusagen. Mießeler formuliert die Ziele der TuS aber ähnlich offensiv wie ihre Spielweise: „Wir wollen in Hennef an der Mittelrheinmeisterschaft teilnehmen.“ Die Vorbereitung für die Rückrunde verläuft genauso, wie man sie sich vorstellt. „Wir trainieren immer montags. In einer Woche ist Start der Rückrunde. Also werden wir vorher einmal trainieren“, sagt der Teamchef.

Auch der SV Sötenich kickt montags in lockerer Runde mit dem Ü32-Team. „Bei uns spielen nur Jungs, die mal beim SVS angemeldet waren“, sagt Uwe Metternich, der in dieser Saison schon den Mannschafts-Hattrick geschafft hat. Aufgrund von personellen Engpässen lief der Stürmer in der Kreisliga A, der Kreisliga C und in den Ü-Mannschaften des SV Sötenich auf. Dass es für die älteren Fußballer noch einen Spielbetrieb gibt, findet Metternich gut – allein schon wegen der dritten Halbzeiten.

In Sötenich setzt Kevin Häusler sogar auf Ü50-Spieler

In Sötenich ist für den Ü32-Spielbetrieb Kevin Häusler zuständig, der aber nicht nur auf Akteure knapp über 30 zurückgreift, sondern mit Metternich, Eric Geschwind oder Markus Sabel auf Spieler setzt, die auch in der Ü50 des SVS aktiv sind. „Das ist bei uns immer ein Querschnitt durch alle Mannschaften“, erklärt Metternich, der verstehen kann, dass der eine oder andere Klub zurückhaltend ist: „Es werden ja eh schon immer weniger Spieler. Teilweise, wir sind da keine Ausnahme, sind die Vereine auf die Ü32-Generation angewiesen, um den Seniorenbetrieb am Laufen zu halten. Da will man nicht noch eine weitere Baustelle aufmachen.“

Teilweise, wir sind da keine Ausnahme, sind die Vereine auf die Ü32-Generation angewiesen, um den Seniorenbetrieb am Laufen zu halten.
Uwe Metternich, SV Sötenich

Beim Fußballkreis Euskirchen ist Rudi Sass für den kompletten Ü-Spielbetrieb zuständig. Dass der Kreis in dieser Richtung so aktiv ist, findet er gut. „Es ist doch toll, dass es ein Format gibt, dass man beim Fußball bleibt“, sagt er. Der Vorteil im Ü-Spielbetrieb sei, dass die Mannschaften deutlich kleiner seien. Man benötige keinen Kader von 20 Spielern, um halbwegs sicher durch eine Saison zu kommen. Durch die verkürzte Spielzeit und das Kleinspielfeld seien die Voraussetzungen gut, um einfach nur zu kicken. Für die Ü32-Liga muss man auch keinen Pass haben – zumindest nicht auf Kreisebene. Wenn man in Hennef um den Titel mitspielen will, benötigt man Sass zufolge aber doch einen Spielerpass.

Vor einigen Jahren reichte ein Wochenende für Kreismeisterschaft

Dass es nun zu einer Art „Boom“ komme, sei eine erfreuliche Entwicklung. So könne sogar eine Art Liga-Betrieb installiert werden. Vor einigen Jahren wurde der Kreismeister laut Sass an einem Wochenende in Turnierform ausgespielt. Jetzt geht die Saison von September bis Mai mit Hin- und Rückspiel. Ende Mai beginnt zudem der Ü32-Kreispokal. „Für mich gehört ein Pokalwettbewerb einfach dazu. Und die Mannschaften haben da einfach Lust drauf“, so Sass.

Aber auch im Ü-Bereich gibt es noch ein Problem. Es mangelt an einer Ü40-Liga. „Dazu fehlt uns aktuell der Unterbau“, so Sass. Aber die jetzigen Ü32-Kicker werden ja auch mal älter.


Das sind die Teilnehmer der Ü-Ligen im Kreis Euskirchen

In der Ü32-Liga spielen: SG Blau-Weiß 69 Zingsheim-Engelgau, SG Kall/Keldenich/Scheven, SG Sportfreunde 69, SSV Lommersum, TuS Mechernich und SV Sötenich.

In der Ü50-Kreisliga aktiv sind: SV Concordia Weyer, SG Sportfreunde 69, TuS Bergfried Vlatten, SW Stotzheim und SV Sötenich.

In der Ü60-Kreisliga spielen: SG Kall, SG Dahlem-Schmidtheim/Flamersheim, SSC Satzvey und SV Sötenich.

Die erste Runde des Ü32-Kreispokals findet am Montag, 27. Mai, statt. Die zweite Runde wird am Montag, 10. Juni, ausgetragen. Das Endspiel ist auf Samstag, 22. Juni, terminiert. An diesem Tag finden auch die Kreispokal-Endrunden der Ü50 und der Ü60 statt. Die Kreismeister aus dem vergangenen Jahr sind: Sportfreunde 69 (Ü32) und SW Stotzheim (Ü50), die sich auch den Pokal sicherten. Die SG Dahlem-Schmidtheim/Flamersheim wurde Ü60-Kreismeister. Pokalsieger ist der SSC Satzvey. (tom)

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