Mäßiger Sommer, aber goldener Herbst – die Tourismusverbände im Kreis Euskirchen und der Eifel blicken positiv auf 2023.
RekordübernachtungszahlenEifel bei Touristen beliebt – Fachkräftemangel bereitet Sorgen
25 Grad und Sonnenschein, und das im Oktober: Während sich so manch einer in den vergangenen Wochen gefragt hat, wo er denn ist, der Herbst, freuen sich drei Männer sehr über diesen verlängerten Sommer.
Für die gesamte Tourismus-Branche sei dieser goldene Herbst sehr gut, sagt Patrick Schmidder, Geschäftsführer der Nordeifel Tourismus GmbH (NET). Seine Kollegen von Rureifel Tourismus und Eifel Tourismus GmbH, René Wißgott und Klaus Schäfer, können ihm da nur zustimmen. Besonders nach den wettertechnisch „dauerhaft unbeständigen“ Sommerferien sei das gute Wetter im September und im Oktober ein Segen, so Wißgott.
Therme Euskirchen bricht Besucherrekord
Trotz des Regens in den Sommerferien blicken die drei sehr zufrieden auf den Verlauf der Saison. „Wir können nur sagen, dass wir bis dato wirklich ein super Jahr hinter uns haben“, berichtet Schmidder. Die Zugriffe auf die Homepage der NET seien stark angestiegen, wie auch die Nachfrage nach Prospekten. Besonders Indoor-Ausflugsziele seien im Sommer beliebt gewesen. „Die Therme Euskirchen hat in diesem Jahr den absoluten Rekord gebrochen.“
Aber auch Touristen-Magneten im Freien, wie etwa die Burg Satzvey und das Freilichtmuseum Kommern, habe die Schlechtwetterperiode in den großen Ferien nicht geschadet. „Der lange gute Herbst wird sie in der Bilanz trösten“, ist sich Schmidder sicher. „Wer natürlich arg gebeutelt war, waren die Campingplätze bei uns“, ergänzt er.
2019 war Rekordjahr für den Tourismus in der Eifel
Allein im Juli 2023 kamen laut IT.NRW mehr als 28.000 Gäste in den Kreis Euskirchen (Zahlen für August und September liegen noch nicht vor). Fast 14 Prozent mehr als noch im Juli 2022. Er vergleiche die Zahlen allerdings lieber mit dem Jahr 2019, sagt Schmidder. Die Jahre 2020 bis 2022 seien aufgrund der Auswirkungen von Corona-Pandemie und Flut gesondert zu betrachten.
Im Vergleich zum Juli 2019 seien zwar etwa 4,5 Prozent weniger Gäste in den Kreis gekommen, dafür sei die Zahl der Übernachtungen um 5 Prozent gestiegen, so Schmidder weiter. Wißgott berichtet Ähnliches von der Rureifel. „So wild war es noch nie“, habe er von den Übernachtungsbetrieben gehört. Schon 2022 sei in der Rureifel der Übernachtungsrekord gebrochen worden, ähnlich gute Zahlen zeichneten sich nun auch für dieses Jahr ab.
„Die Zahlen sind äußerst positiv“, bestätigt auch Schäfer. Allerdings dürfe man nicht vergessen: „2019 war das absolute Rekordjahr im Tourismus ever.“ Man werde sicherlich nicht jedes Jahr an diese Zahlen herankommen.
Touristischen Betrieben mangelt es an Personal
Schon jetzt blicken die drei jedoch mit Sorge auf die Zukunft. Der Grund: Fachkräftemangel. „Die Betriebe haben massive Probleme“, sagt Schmidder. Er kenne Hotels, die aufgrund von Personalmangel nicht mehr nur für eine Nacht gebucht werden können. Dabei sei das doch etwas, was ein Hotel ausmache.
„Es ist tatsächlich alarmierend, was da passiert“, pflichtet Wißgott ihm bei. Inzwischen seien auch Familienbetriebe von der Problematik betroffen und passten ihre Öffnungszeiten an. Fachkräftemangel, gestiegene Mitarbeiter- und Energiekosten, Inflation – „Diese Dinge alle unter einen Hut zu kriegen, ist herausfordernd“, beschreibt Schäfer die Situation vieler touristischer Betriebe. „Das wird längerfristig auch Auswirkungen auf die Auslastungszahlen haben“, ist er sich sicher.
Tourismusverbände wollen Imagepflege betreiben
„Das Schlimme ist: Es gibt erst einmal keine Lösung für das Problem“, führt Schmidder weiter aus. Deshalb wolle man gemeinsam verstärkt Werbung für Jobs im Tourismus machen. Junge Menschen könnten sich heute aussuchen, wo sie arbeiten wollen, da sei es wichtig, ihnen die Branche schmackhaft zu machen.
Die Kommunikation nach außen müsse sich verbessern, so Schäfer. Das Märchen von den schlechten Arbeitszeiten in der Gastronomie beispielsweise sollte nicht auch noch aus der Branche selbst verbreitet werden. Es gehe darum, das Image vieler touristischer Berufe aufzuwerten, fügt Wißgott an. „Um die Wertigkeit dieser Berufe nach vorne zu bringen.“
Schmidder will mit der Imagepflege und Werbung für den Tourismus bereits bei Kindern und Jugendlichen anfangen, nur dann könne ein nachhaltiger Wandel entstehen.
Gäste müssen sich an neue Situationen gewöhnen
Gleichzeitig müsse man andere Möglichkeiten finden, um mit dem Personalmangel umzugehen. „Ich glaube, wir müssen uns als Gäste auch darauf einstellen, dass sich ein Besuch im Restaurant verändert“, sagt Wißgott. Selbstbedienung statt Kellner, Menüs statt à la carte Essen – das seien Wege, mit denen Restaurants schon heute versuchten, dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Die Eifel Tourismus GmbH wolle deshalb auch die Digitalisierung im Tourismus antreiben und sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzen, berichtet Schäfer.
Eines ist Schmidder dabei allerdings wichtig: „Es sollten immer noch Gesichter da sein.“ Zum Tourismuskonzept in der Eifel gehöre der menschliche Kontakt einfach dazu.
Erfolgskonzept Eifelschleifen geht in die nächste Runde
Nach wie vor erfreuen sich die Eifelschleifen und Eifelspuren im Kreis Euskirchen großer Beliebtheit. Die in diesem Jahr erstmalig ausgelobte Wahl des Wanderwegs des Jahres habe eine hohe Resonanz erfahren, berichtet Patrick Schmidder. Mit dem Wahlergebnis habe die NET auch viel Feedback zu den Wegen bekommen, das zu 96 Prozent positiv ausgefallen sei.
Zudem seien sechs Eifelspuren erneut vom Deutschen Wanderverband ausgezeichnet worden. Für weitere drei Jahre dürfen die Spuren „Auf den Spuren der Raubritter“ (Hellenthal), „Heideheimat“ (Kall), „Pingenwanderweg“ (Kall), „Ritter, Römer, Rüben“ (Zülpich), „Toskana der Eifel“ (Blankenheim) und „Wo die Ahr entspringt“ (Blankenheim) den Titel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ tragen.
Und weil es so gut läuft, will die Nordeifel Tourismus GmbH das Projekt erweitern: „Wir wollen die Lücke zum Radfahren schließen“, sagt Patrick Schmidder. Im Frühjahr des kommenden Jahres sollen 17 Eifelradschleifen an den Start gehen, die zwischen 20 und 50 Kilometer lang sein sollen.