Rentner aus RheindorfMediziner macht detaillierte Angaben zum Hergang des Mordes

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Leverkusen-Rheindorf – Welche Dämonen auch immer Besitz von Walter W. (Name geändert) ergriffen haben – sie lassen den 82-Jährigen, der im vergangenen Juni seine fünf Jahre jüngere Ehefrau erschlagen haben soll, im Mordprozess vor dem Kölner Landgericht erneut Höllenqualen leiden. Ganz offensichtlich kann der gebürtige Ukrainer nicht mit dem Gedanken leben, dass er für ihren Tod verantwortlich ist, und sucht deshalb verzweifelt nach Wegen, dieser Schuld zu entkommen.

Nur so ist zu erklären, dass der als unzurechnungsfähig geltende Rentner gestern in einer für alle Beteiligten fast körperlich schmerzhaften Weise gegen die Feststellungen des Gerichtsmediziners Dr. Thomas Kamphausen zu Felde gezogen ist. Im Bestreben, ihm ein falsches Gutachten nachzuweisen, ließ sich Walter W. nicht einmal davon abbringen, die entsetzlichen Fotos von der frisch obduzierten Leiche seiner Frau akribisch zu studieren und den Sachverständigen nach jedem noch so blutigen Detail zu befragen.

Verhindern ließ sich das weder von seinem Anwalt noch von Oliver Kuttig, dem Vorsitzenden der 5. Großen Strafkammer, weil der 82-Jährige wie jeder andere Beschuldigte auch das verbriefte Recht hat, Zeugen in der laufenden Beweisaufnahme zu befragen. Kamphausen hatte bei seiner Untersuchung in der Kölner Rechtsmedizin eine Vielzahl von Verletzungen am Leichnam der 76-Jährigen entdeckt.

Mindestens sieben Mal zugeschlagen

Dazu gehörten unter anderem ein gebrochener linker Mittelfinger und ein Bluterguss an der rechten Schulter, vor allem aber mehrere Schädelbrüche und eine klaffende Wunde am Hinterkopf. Mindestens sieben Schläge mit der Tatwaffe, einem Morgenstern, seien nötig gewesen, um dieses Verletzungsbild zu erzeugen, erklärte der Mediziner. Der Hinterkopf sei am Übergang zum Nacken vollständig zertrümmert worden, was nur mit einer massiven Gewalteinwirkung zu erklären sei. Dadurch sei es zum Eindringen von Knochensplittern ins Gehirn und einer Umblutung des Hirnstamms gekommen.

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„Das sind nicht überlebbare Verletzungen, mit denen das Opfer unrettbar verloren war“, so Kamphausen. Er widerlegte damit gleich zwei Behauptungen von Walter W.: Dass er seine Frau „nur ganz leicht“ geschlagen habe und dass sie noch am Leben wäre, wenn der Notarzt sie nur rechtzeitig auf die Intensivstation gebracht hätte. Da die 76-Jährige aber nicht transportfähig war, starb sie noch in der ehelichen Wohnung in Rheindorf-Süd. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, beharrt der in einem Landeskrankenhaus untergebrachte Rentner dennoch darauf, dass sowohl die Fotos vom Tatort als auch die von der Obduktion gefälscht seien. Weil er sich zeit seines Lebens, in mehreren von ihm verfassten Büchern, gegen Kommunismus und Antisemitismus gewandt habe, hegt Walter W. auch einen konkreten Verdacht, wer das Komplott gegen ihn geschmiedet haben könnte: der KGB.

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