EngelskirchenWenn Kölner Polizeiseelsorger zu Dichten beginnen

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Helmut Zarges ist als Polizeiseelsorger bekannt.

Helmut Zarges ist als Polizeiseelsorger bekannt.

Engelskirchen – Im entfernten Sinne lag das Dichten in der Familie. „Mein Vater spielte früher immer den Nikolaus und sprach in selbst geschriebenen Reimen“, erinnert sich Helmut Zarges (73). Geboren und aufgewachsen in Köln, wurde in seiner Familie viel Kölsch gesprochen. „Als ich mit sechs eingeschult wurde, sagte meine Mutter: Wir müssen mehr Hochdeutsch sprechen, der Junge kommt ja jetzt in die Schule.“

Mit fünf Jahren trat er dem „Spielkreis Fritz Monreal“ bei, einer Theatergruppe, die einmal im Jahr ein Theaterstück in kölscher Mundart aufführte. 1966 begann Zarges mit dem Studium der katholischen Theologie in Bonn. „Doch ich wollte kein Pfarrer werden – und Lehrer auch nicht“, sagt der 73-Jährige. Ein Bekannter riet ihm zu einem Zweitstudium, etwas Humanwissenschaftliches, um doch noch in die kirchliche Arbeit zu kommen. Zarges studierte im Anschluss also Pädagogik. Als das Land NRW 1974 das „Erste Gesetz zur Förderung der Weiterbildung“ verabschiedete, war dies ein Einschnitt in Zarges’ Lebenslauf. Volkshochschulen wurden aufgebaut, die kirchliche Erwachsenenbildung gefördert. Und so boten sich schnell zwei freie Stellen, eine in Bergheim und eine als Leiter des Katholischen Bildungswerks im Oberbergischen Kreis.

Von Köln ins „Ausland“

„Gummersbach war für uns Kölner damals quasi Ausland“, erinnert sich Zarges amüsiert. Bekannt war dem Kölner nur der VfL, und so fuhr er nach Gummersbach, um sich selbst ein Bild zu machen.

Auf dem Rückweg besuchte er einen befreundeten Pastor in Engelskirchen, der ihm sagte: „Du kannst gerne in Gummersbach arbeiten, aber ich besorge dir hier in Engelskirchen eine Wohnung.“ Engelskirchen, das damals noch zum Rheinisch-Bergischen Kreis gehörte, war karnevals- und traditionsmäßig näher an Köln dran. Helmut Zarges blieb in Engelskirchen wohnen, wechselte erst als Leiter in das Katholische Jugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises und schließlich in die Polizeiseelsorge, in der er bis 2010 für die Kreispolizeibehörden im Oberbergischen, Rheinisch-Bergischen und Rhein-Sieg-Kreis tätig war. Eine interessante und vielseitige Zeit, in der er lehrte, viele Gespräche führte, Einsätze begleitete und beim Aufbau der Notfallseelsorge mitwirkte. „Eine so gute Zeit, dass ich nebenamtlich nach der Rente als Polizeiseelsorger in Oberberg weitergearbeitet habe“, sagt Zarges.

Erstes Gedicht auf Kölsch

Zum Dichten und Schreiben haben ihn eigentlich seine vier Enkelkinder animiert: „Sie haben zum Geburtstag immer ein Gedicht von mir bekommen.“ So wuchs langsam, aber stetig die Zahl der Gedichte. „Ich habe meinen Spaß daran gefunden“, sagt Zarges. Das Gedicht „Kreßdaach und de Pandemie“ ist jedoch eine Premiere, es ist sein erstes Gedicht auf Kölsch.

Und eine Rückkehr zu den Wurzeln, denn er schickte es zur Korrektur auch dem jetzigen Leiter des Spielkreises Fritz Monreal. In den sieben Versen geht es um Probleme durch Corona, die Menschen haben Angst, sind allein, die Kinder hatten kein Sankt-Martins-Fest und jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Außerdem ist es eine Art Wunschzettel an das Christkind mit den Wünschen nach Lebensmut, Schutz und einem Ende der Pandemie: „Leev Kreßkind, kumm un beß esu jot un jev uns all vill Levvensmot.“

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Verteilen wird er das Gedicht, wenn Nachbarn und Bekannte sich bei ihm das „Licht aus Bethlehem“ abholen, eine Flamme, die in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet wird. Zarges brachte dieses Friedenslicht alljährlich an die Polizeiwachen.

Kreßdaach un de Pandemie Von Helmut Zarges

Kreßdaach un de Pandemie. Oh leever Jott, ich kann nit mih! Dat Janze doort ald bahl en Johr, de Lück han Angs, dat es doch klor.

De Minsche jon sich us dem Wäch, han all ne Lappe vörm Jeseech, dun Afstand halde, Häng enrieve dat alles, öm jesund ze blieve

Ahl Lück un Kranke sin allein, ohne Besöck, dä bliev derheim. Mer traut sich kaum eruus ze jon, un triff mer sich, bliev kei Minsch ston.

De Pänz han kein Zint Mätes-För, un Kreßdaach steiht koot vor der Dör. Su kann et doch nit wigger jon. Herrjott, dat muß de doch verston!

No bes ens höösch und weed janz stell, et Kreßkind der jet sare well: Kressdaach es doch üvverall, nit nor en Bethlehem em Stall.

Leev Kreßkind, kumm un beß esu jot un jev uns all vill Levvensmot, su halt uns faß an beidse Häng un maach däm Troorspill en Eng.

Vum Himmel beß do uns jescheck, dröm halt uns hück och all em Bleck un bliev uns treu, verloß uns nie, behöt uns in d´r Pandemie.

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