Das Team des Kinder- und Jugendhospizdienstes in Erftstadt macht als Fußgruppe beim Lechenicher Karnevalszug mit. Auch betreute Familien sind dabei.
15-jähriges BestehenEhrenamtler des Kinderhospizdienstes gehen im Karnevalszug in Lechenich mit
Wie die Kostüme aussehen, wird noch nicht verraten. Nur so viel: Sie sind bunt und schillernd. Und immer wieder taucht ein Chamäleon auf. Die exotische Echse, die ihre Farbe je nach Stimmung und Umgebung ändern kann, ist schließlich das Symboltier des Hospiz-Vereins Erftstadt. Das Chamäleon gilt als Inbegriff der Anpassungsfähigkeit.
Und ganz ähnlich will der Kinder- und Jugendhospizdienst, der schwerstkranke Kinder und ihre Familien begleitet, zu Karneval zeigen: Das Leben hat viele Farben, wir können auch lustig sein. Als Fußgruppe im Lechenicher Karnevalszug – auf diese ungewöhnliche Art feiert der Kinder- und Jugendhospizdienst sein 15-jähriges Bestehen.
Dreigestirn hat für den Hospizdienst gesammelt
Der Zug geht am Sonntag, 11. Februar, am Samstag, 10. Februar, ist der bundesweite Tag der Kinderhospizarbeit. Das trifft sich. Nicht nur die Koordinatorinnen und die Ehrenamtlichen, auch mindestens zwei betreute Familien werden mitgehen. Koordinatorin Susanne Leibig rechnet mit mindestens 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Angestoßen hat die Idee das Lechenicher Dreigestirn der vergangenen Session, Jungfrau Dietlinde, Prinz Dirk I. und Bauer Frank, Mitglieder der Stadtgarde. Die drei – Dieter Cohn, Dirk Meyer und Frank Wollsiefer – wollten nicht nur jeck sein, sondern Karneval mit Kindern und für Kinder feiern. Bei allen möglichen Gelegenheiten während der Session haben sie kleine Anstecknadeln unters Volk gebracht.
Gegen Spenden für den Kinderhospizdienst, dessen Flyer mitverteilt wurde. 15 151,51 Euro sind zusammengekommen. Bei der Karnevalsparty des Hospizdienstes ist das Dreigestirn samt Tanzgarde aufgetreten, sehr zur Freude der Kinder. Da also war die Idee geboren. Und mit ihr die Zweifel.
„Wir haben uns gefragt, ob man das überhaupt machen kann. Und wie wir es finanzieren sollen“, sagt Anja Geisler, Vorsitzende des Hospizvereins. Denn Spenden für den Hospizdienst durften auf keinen Fall dafür verwendet werden. Geisler: „Wir werfen kein Geld auf die Straße.“ Mittlerweile ist einiges an Spenden speziell für die Zugteilnahme eingegangen.
Seit März arbeiten acht Frauen an den Vorbereitungen
Der Förderverein Erftstädter Karneval finanziert die Kostüme, es gibt Sachspenden wie Wurfmaterial. Und eine Umfrage unter den Ehrenamtlern hat ergeben: Das kann man nicht nur machen, das soll man machen. Susanne Leibig stellt klar: „Wenn die Mehrheit dagegen gewesen wäre, hätten wir es gelassen.“ Als die Zweifel beseitigt waren, begann die Arbeit.
Seit März treffen sich acht Frauen regelmäßig, sie haben Kostüme entworfen, Stoff gekauft und am Wurfmaterial gearbeitet. Alexandra Krause brachte ihre Erfahrung von den Kölner Veedelszöch ein. Tütchen wurden mit Sonnenblumenkernen gefüllt und an Flyer getackert. Und sich zu einem Näh-Nachmittag getroffen.
„Wir haben Näh-Straßen eingerichtet“, erzählt Petra Trögeler: lange Tischreihen, an deren einen Ende der Stoff zugeschnitten wurde und nach mehreren Arbeitsschritten schließlich am anderen Ende auf einer der Nähmaschinen landete. Die Kostüme waren einfach zu nähen und sehen toll aus, sind die Frauen einig.
Vier Wochen vor dem großen Tag sind die Kostüme fertig. Für die Kopfbedeckung, auf der in jedem Fall ein bunt schillerndes Chamäleon befestigt wird, sorgt jeder selbst. Das meiste Wurfmaterial ist gekauft, gespendetes muss noch abgeholt werden. Auf den letzten Drücker werden die Beutel gefüllt und die Bollerwagen beladen.
Die Organisatorinnen sind gespannt, wie die Jecken am Straßenrad reagieren werden. Wenn sie das bunte Schild sehen – „15 Jahre Kinder- und Jugendhospizdienst“ – und den Flyer in den Händen halten. Schließlich sind schwere Krankheiten und Sterben, vor allem, wenn es um Kinder geht, angst- und trauerbesetzte Themen, die auf den ersten Blick nicht zum Karneval passen.
Natürlich wollen die Frauen und Männer in der Gruppe die Aufmerksamkeit genau auf diese Themen und auf die Hospizarbeit lenken, vielleicht sogar Interesse wecken, sich dort zu engagieren. Denn Ehrenamtler sucht der Hospizdienst immer. Vor allem aber wollen sie das, was alle anderen Zugteilnehmer auch wollen: Spaß haben und Spaß machen.