MantrailerTierische Lebensretter trainieren in Erftstadt und Brühl
Brühl/Erftstadt – Ruby schnüffelte nur kurz am Schlüsselbund der gesuchten Person. Die Nase knapp über Boden lief sie dann den Düften folgend los – über den Parkplatz, durch ein kleines Wohngebiet und zurück auf den Waldweg. Keine zehn Minuten später war die Hundedame am Ziel, wo die gesuchte Person am Boden liegend mit der Kamera in der Hand der Begrüßung schon entgegenfieberte.
Wie jeder Spürhund erhielt auch Ruby nach der Suche seine Belohnung, beim Training genauso wie im Ernstfall. Denn es sind in der Regel Hunde wie Ruby, die gerufen werden, wenn Menschen in Gefahr sind, vermisst werden oder einen Suizid angekündigt haben. Um dann erfolgreich sein zu können, müssen Hunde und Halter regelmäßig trainieren.
Teams aus ganz Deutschland kamen nach Erftstadt
Normalerweise geschieht das in den jeweiligen Ortsgruppen. Mit ihrer Hundedame Ruby sind Christine und Michael Heldt aus Kerpen erst seit einem Jahr Mitglieder in der Staffel des Vereins Mantrailer West Rettungshunde.
Erstmals hatte dessen Leiter Gernot Sieger am Samstag zu einem überregionalen Rettungshundetreffen eingeladen. Etwa 30 Teams aus ganz Deutschland waren nach Erftstadt gekommen.
Mantrailer-Training auch in Brühl
Aufgeteilt in drei Gruppen trainierten Hunde und ihre Halterinnen und Halter den ganzen Tag in Brühl, Zülpich und Satzvey. Einige der Hunde schnüffelten dabei unmittelbar über den Erdboden, andere streckten ihre Nase hoch, um verschiedene Düfte aufzufangen. Immer tragen sie beim Training und im Ernstfall ein spezielles Geschirr. Dadurch sollen die Tiere signalisiert bekommen, dass ihre Spürnase gefragt ist.
„Alle Rettungshundestaffeln wollen doch das Gleiche: die Rettung von Menschen“, sagte Gernot Sieger. Ein solches überregionales Training biete die Möglichkeit, einmal über den eigenen Tellerrand zu schauen, um miteinander und voneinander zu lernen und ich gegenseitig ein Feedback zu geben.
Rettungshundehalter kamen sogar aus Sylt
Für diesen Blick über den Tellerrand waren Harald Müller und Joachim Wilms mit zwei weiteren Kollegen jeweils mit ihrem Rettungshund sogar aus Sylt angereist. „Unsere Staffel gibt es erst seit zweieinhalb Jahren“, berichtete Wilms. Mit seinem Suchhund Ylva, einer vier Jahre alten deutschen Schäferhündin, habe er auf Sylt schon an mehreren Personensuchen teilgenommen.
„Und bisher haben wir alle Menschen auch lebend finden können“, sagte er. Unvergesslich bleibt ihm ein kleines Kind, das in einen Schacht gefallen war und in zwei Metern Tiefe schwer verletzt festhing. „Dank der Hunde konnte das Kind gerettet werden“, berichtete er. Doch nicht immer enden die Einsätze so glücklich. Bei vielen Einsätzen gehe es um Suizide. „Einige finden wir vorher“, sagte Sieger.
Hunde finden Personen an Autobahnen
Häufiger werden die Rettungshunde auch gerufen, wenn Demente vermisst werden. „Diese Menschen verlaufen sich einfach und finden nicht mehr zurück“, erklärte Gernot Sieger. Die Rettungshunde hätten die Seniorinnen und Senioren schon in Gartenhäuser, mitten im Wald, aber auch auf den Leitplanken der Bundesautobahnen gefunden.
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Für ihn und die Mantrailer-Teams sei jeder Einsatz wichtig, jedes Menschenleben. „Die Rettung von Menschenleben darf nicht von finanziellen Möglichkeiten abhängig gemacht werden“, betonte Sieger. Denn egal wo und wie oft die Rettungshunde zum Einsatz kämen, bezahlt würden die Ehrenamtler für ihre Einsätze nicht. Doch das sei ihnen egal. Denn die Arbeit lohne. Auch am Samstag konnten Hunde und Halter jede Menge Erfolgserlebnisse verbuchen und tüchtig dazulernen. Und so wie Ruby bekamen alle Hunde natürlich nach jeder Suche ihr Leckerchen.