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WirtschaftswegeMehr Platz für Radfahrer im Naturschutzgebiet Siebengebirge gefordert

Lesezeit 3 Minuten
Autofreies Schmelztal in Bad Honnef

Im Schmelztal (an einem autofreien Tag) lässt die Stadt Bad Honnef einen Radweg per Machbarkeitsstudie prüfen. (Archivfoto)

Ein Ausschuss schlägt mehr Raum für Radfahrer in der neuen Verordnung für das Naturschutzgebiet vor.

Geht es nach dem Willen einer Mehrheit in der Königswinterer Kommunalpolitik, dann wird in der neuen Verordnung für das Naturschutzgebiet Siebengebirge dem Fahrradverkehr mehr Aufmerksamkeit gewidmet und Radlern mehr Raum gegeben.

Das wird in den Beschlüssen deutlich, die jüngst der zuständige Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz mehrheitlich gefasst hat.

Wirtschaftswege könnten laut Verordnung auch für Radfahrer geöffnet werden

So soll in der neuen NSG-Verordnung festgeschrieben werden, dass Wirtschaftswege ausnahmsweise bis zu deren Einzug nicht nur von Wanderern, sondern auch von Radfahrern genutzt werden können. Das würde, so die Verwaltung in der Sitzungsvorlage, der Förderung des Radverkehrs dienen und das illegale Befahren von Wegen, die für Radfahrer nicht freigegeben seien, unattraktiver machen und womöglich verringern.

Mit Blick auf den für das Naturschutzgebiet Siebengebirge geltenden Wegeplan sollte nach dem Willen der Verwaltung und der Ausschussmehrheit geprüft werden, das Radfahren nicht erst auf Wegen ab einer Breite von 2,50 Meter zuzulassen.

„Auch auf bestehenden Wegen ab zwei Meter Breite kann die Nutzung für den Fuß- und Radverkehr gefahrlos möglich sein. Die Freigabe geeigneter Wege kann zur Förderung des Radverkehrs dienen und gegebenenfalls das Querfeldeinfahren durch das Angebot attraktiver Wege verringern“, hieß es in der Sitzungsvorlage.

Ende des Jahres können Bürger Anregungen geben und Bedenken äußern

Anlass für die Beratungen ist, dass die derzeit geltenden Naturschutzgebietsverordnung nach 20 Jahren 2025 ausläuft. Die Bezirksregierung hat daher eine Neuausweisung veranlasst. Im Rahmen dieses Verfahrens werden auch die Kommunen Königswinter und Bad Honnef gehört; der Rhein-Sieg-Kreis als untere Naturschutzbehörde hat bereits eine Reihe von Stellungnahmen abgegeben. Voraussichtlich Ende dieses Jahres liegen die Pläne öffentlich aus, so dass auch Bürger und Eigentümer Bedenken äußern und Anregungen geben können.

Der Ausschuss beschränkte seine Hinweise zwar nicht auf den Radverkehr, sondern will beispielsweise mit Blick auf den Hochwasserschutz in Ausnahmefällen auch in Siefen oberhalb bewohnter Ortslagen Totholz entfernen lassen können sowie die Anpflanzung klimaresilienter Baumarten im Naturschutzgebiet zulassen.

Dennoch sind das Radfahren im Naturschutzgebiet und Konflikte zwischen Radlern und Wanderern ein Dauerbrenner. Im Sommer 2021 stieß der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS), einer der großen Waldeigentümer, sogar auf einen illegalen Trail, den mutmaßlich Mountainbiker mit Hilfe von Werkzeugen mitten im Naturschutzgebiet angelegt hatten.

NRW-Verkehrsminister kommt ins Siebengebirge und spricht mit Bürgermeistern

Beide Siebengebirgsstädte haben wegen des Naturschutzgebietes auch Schwierigkeiten, das Radwegenetz entlang der Landstraßen auszubauen. Für Königswinter gilt das vor allem für die Landstraße 268 zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott. In Bad Honnef betrifft das Problem das Schmelztal, also die Landesstraße 144 zwischen Bad Honnef und Aegidienberg. Hier lässt die Stadt die Chancen für einen Radweg zurzeit in einer Machbarkeitsstudie untersuchen.

Der Ausschuss in Königswinter hat in diesem Zusammenhang gefordert, in der neuen Verordnung sollten Korridore neben bestehenden Straßen im Naturschutzgebiet „angedacht werden“, um Anlagen für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. In der Abwägung zwischen Artenschutz und Klimaschutz halte man „eine höhere Gewichtung der Aspekte umweltfreundlicher Mobilität für geboten“.

Das Radwegenetz im Siebengebirge ist auch nächste Woche ein Thema, wenn sich NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer mit den Bürgermeistern Otto Neuhoff (Bad Honnef) und Lutz Wagner (Königswinter) trifft.


Kontrollen

Bei der Feierstunde „100 Jahre Naturschutzgebiet Siebengebirge“ im Januar auf Schloss Drachenburg hatte Hans Peter Lindlar darauf hingewiesen, dass die neue Naturschutzverordnung für das Siebengebirge 54 Verbote auf 19 Seiten vorsehe.

Aber: „Verbote ohne Kontrollen sind sinnlos“, betonte der Vorsitzende des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) damals und plädierte für den Einsatz von Rangern, wie es sie in den Nationalparks gebe. Finanziert werden müssten die Ranger vom Land Nordrhein-Westfalen. (csc)