Die Betonspezialistin Ewa Piaszczynski aus Kaldauen hat sich gemeinsam mit ihrem Team in ihrem Metier internationales Renommee erarbeitet.
HandwerkSiegburger Betonspezialisten haben schon an der Elbphilharmonie und dem Kennedy-Center gearbeitet
Als hart und haltbar gilt Beton, bestens geeignet für Bunker und Brücken. Schon die Römer bauten mit dem Material die riesige Kuppel des Pantheons. Brutalismus hieß von den 50er bis in die 80er Jahre ein Baustil, dessen wuchtige Formen durch Stahlbeton möglich wurden und das Material als Sichtbeton offen zur Geltung kommen ließen.
Die Restauratorin Dr. Ewa Piaszczynski hat in ihrer Firma an der Kaldauer Hauptstraße einen ganz bestimmten Blick auf den Baustoff, der sich tatsächlich immer wieder als Sensibelchen erweist. Wenn Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und Rost dem Beton zusetzen, sich Risse bilden oder Stellen abplatzen, ist die Geschäftsführerin von Strotmann und Partner und ihr rund 20-köpfiges Team gefragt, weltweit.
Das Knowhow aus Siegburg Kaldauen ist weltweit gefragt
Eine Privatvilla in Chicago findet sich unter ihren Referenzen ebenso wie die Elbphilharmonie, das Perez Art Museum in Miami und das Kennedy-Center in Washington – und in der Region der Drachenkopf in der Nibelungenhalle.
Piaszczynski ist Kunsthistorikerin und Restauratorin, und ihr ist der Hinweis wichtig, dass es bei ihrer Arbeit nicht um Sanierungen, sondern um Restaurierungen geht: „Am Anfang steht immer eine gründliche Untersuchung“, schildert sie, denn schon in einem einzelnen Objekt könne sich der Beton in seiner Rezeptur von Stelle zu Stelle stark unterscheiden.
Mit speziellen Geräten kann sie den Stahl im Beton aufspüren, mit feinen Bohrern entnimmt sie Proben zur Untersuchung im Labor. Wichtig ist auch die Bestimmung des PH-Werts im Beton: „Er sagt uns, wie schnell oder langsam Schadenprozesse ablaufen.“ Ein hoher alkalischer Wert im Mörtel stehe für langsam ablaufende Prozesse. Mikroorganismen, Algen beispielsweise, können ebenfalls dem Material übel zusetzen.
Bei älteren Gebäuden trifft die Restauratorin immer wieder auf ein typisches Problem: Die Stärke des Materials bis zur Stahlbewehrung sollte mindestens vier Zentimeter betragen, was früher nicht bekannt gewesen sei. Durch Sanierungen mit Spachtelarbeiten und Anstrichen könnten Oberflächen regelrecht zerstört werden.
Verkleinerte Poren schützen vor Schlagregen
Im Kaldauer Labor tüftelt die aus dem polnischen Toruń stammende Restauratorin an den höchst individuellen Betonmischungen und speziellen Werkstoffen: Ein wichtiges Produkt ist eine Lasur, die die Poren des Betons verkleinert und so besser vor Schlagregen schützt. Auch Injektionen, Grundierungen und Beschichtungen mit einem speziellen Kalk sind Eigenentwicklungen, die sie immer wieder zum Einsatz bringt. Zwei Patentverfahren laufen dazu derzeit, ein Patent hält sie bereits im Bereich Sichtbeton.
Das Ergebnis der Arbeit ist kein Flickwerk, sondern eine einheitliche Oberfläche, der man die Eingriffe nicht ansieht. „Charakter und Charme“ des Sichtbetons sollen erhalten bleiben, Piaszczynski spricht gar von „Betonkosmetik“.
Falsches Vorgehen kann Beton zerstören
Sie warnt, dass ein falsches Vorgehen eine Fassade im schlimmsten Fall zerstören kann. Ein Negativbeispiel ist für sie die Kirche Sankt Mariä Empfängnis in Stallberg, was sich dem Laien nicht unbedingt erschließt: Aber die Restauratorin bemängelt, dass der Beton dort so überstrichen wurde, dass man die Holzstruktur der ursprünglichen Verschalung nicht mehr erkennen kann.
Ewa Piaszczynski studierte in Toruń Kunstgeschichte und Konservierung sowie die Restaurierung von Steinobjekten und schloss mit Magister ab. Seit 1984 arbeitete als selbstständige Diplom-Restauratorin an denkmalgeschützten Objekten, 2004 legte sie eine Dissertation im Bereich Materialentwicklung über Injektionsmassen für Steinkonservierung bei Prof. Wiesław Domasłowski (1926 bis 2021), den der Verband der Restauratoren in einem Nachruf als Pionier und Vater der methodischen Steinkonservierung bezeichnete. Ewa Piaszczynski gründete 1998 mit einem Kompagnon, der heute nicht mehr im Unternehmen ist, die Firma Strotmann und Partner.
Ihr erster Auftrag betraf ein Werk eines der ganz Großen der bundesdeutschen Architektur, Gottfried Böhm: Der hatte Ende der 60er Jahre in Neviges bei Velbert nicht nur den Wallfahrtsdom gebaut, sondern dazu auch eine Reihe von Pilgerhäusern mit einer unregelmäßigen Fassade aus halbrunden Fassadenelementen. Piaszczynski konnte der schadhaften Oberfläche eines der Häuser wieder zu einer gleichmäßigen und beständigen Oberfläche versehen. Die Anfrage war vom Erzbistum gekommen.
In der Region machte ihre Firma vor kurzem Schlagzeilen, als ein echtes Problem in der Nibelungenhalle am Drachenfels gelöst werden musste: Dort war der Kopf des mächtigen Drachen Fafner abgebrochen, vor dem sich schon etliche Generationen von Kindern gegruselt hatten. „Der Horror“ sei die Reparatur gewesen, schildert die Restauratorin freimütig, denn der Drache sei hohl und habe nur dank einer dünnen Metallkonstruktion gehalten. Bevor es an die Restaurierung ging, musste ein stabileres Stahlgerüst gefertigt werden. Jetzt soll der Kopf noch zusätzlich abgestützt werden.
Doch egal, ob es um eine Touristenattraktion geht oder das Museum eines Stararchitekten: Piaszczynskis Credo ist: „Es ist wichtig, Architektur für kommende Generationen zu erhalten.“