30 BewohnerSiegburger Seniorenheim muss stationären Pflegebereich schließen

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Im Altenheim am Kleiberg gehen die Lichter aus. Im Laufe des Monats soll Einrichtungsleiter Horst Tuhro neue Wohnplätze für die aktuell 30 Bewohner der Pflegeeinrichtung suchen.

Im Altenheim am Kleiberg gehen die Lichter aus.

Angehörige und Bewohner müssen eine neue Einrichtung suchen. Leiter Horst Tuhro sorgt sich jetzt um die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses.

Für zuletzt noch 30 Menschen war das Visitatis-Altenheim am Kleiberg ein Zuhause. Nun müssen Angehörige und Bewohner nach einer neuen Bleibe suchen: „Der stationäre Pflegebereich wird geschlossen“, kündigte Einrichtungsleiter Horst Tuhro an.

Im Laufe des Monats müssten andere Wohnplätze für die Männer und Frauen gesucht werden. Nach den Entwicklungen der vergangenen Monate könne so wenigstens ein geordneter Übergang erreicht werden, sagte Tuhro am späten Montagnachmittag bei einer Versammlung vor Bewohnern und Angehörigen.

Horst Tuhro: „Wir haben versucht, den Standort zu erhalten“

„Wir haben versucht, den Standort zu erhalten“, sagte Tuhro im Speisesaal des Altenheims. „Aber wir stoßen an Grenzen, wo uns keiner wirklich helfen kann.“ Dem Haus drohe die Kündigung des Versorgungsvertrags, und dann, so Tuhro, „muss der Betrieb eingestellt werden“. Es gebe Kontakte zu anderen Trägern, sagte Tuhro, der zugleich an Angehörige, Betreuer und rüstige Bewohner appellierte, sich ebenfalls nach einer neuen Unterbringung umzusehen.

Dass ein anderer Träger den Betrieb am Kleiberg weiterführe, sei nicht möglich, musste er Angehörige im Saal enttäuschen. Kreis-Sozialamtsleiter Andreas Grünhage pflichtete ihm bei: Ein Insolvenzverfahren wäre die einzig mögliche Lösung, ohne den offenbar abgetauchten Geschäftsführer der Betreibergesellschaft aber nur schwerlich zu verwirklichen. Aber auch ein Insolvenzverfahren, so machte Tuhro klar, schiebe das Ende nur auf. Seit Beginn des Umbaus im Jahr 2018 schreibe das Haus monatlich rote Zahlen. Dafür müsste ein neuer Betreiber aufkommen.

Visitatis-Altenheim in Siegburg: So äußert sich die Stadt Siegburg:

„Es ist nichts, was wir auf die leichte Schulter nehmen“, versicherte Siegburgs Sozialdezernent Dr. Matthias Bamberger. Die rechtlichen Möglichkeiten der Stadt seien aber „total begrenzt“. Und leider auch die Aufnahmemöglichkeiten in den Häusern des städtischen Seniorenzentrums. „Es gibt eine lange Warteliste“, man schaue aber „was irgend möglich ist“.

Wie berichtet, hatte der neue Eigentümer im Frühjahr die Konten gesperrt, schon die Löhne und Gehälter für Mai konnte Tuhro nicht mehr vom Geschäftskonto bezahlen. Der Energieversorger habe sogar seit Januar kein Geld bekommen, sagte Tuhro. „Da droht die Abschaltung.“

Am Donnerstag gab es dann Gespräche mit der Heimaufsicht. Einschreiben an den neuen Betreiber waren zuvor unbeantwortet zurückgekommen. Mitarbeiter der Heimaufsicht Braunschweig, um Amtshilfe gebeten, konnten an der angeblichen Wohn- und Firmenadresse weder Klingelschild noch Briefkasten des Geschäftsführers oder der Firma finden.

Tuhro hatte im Juni Strafanzeige erstattet und die Angehörigen der Bewohner gebeten, den Eigenanteil an den Unterbringungskosten in bar zu begleichen. So habe er wenigstens Abschläge an die Kolleginnen und Kollegen auszahlen können, sagte Tuhro am Montag; er selbst und zwei weitere Beschäftigte verzichteten darauf, „damit für die anderen mehr übrig bleibt“.

Visitatis-Altenheim in Siegburg: Beschäftigte suchen nach neuen Arbeitsplätzen

Dennoch war unter den Beschäftigten die Unsicherheit groß: „Bin ich zurzeit überhaupt versichert?“, habe sie bei ihrer Krankenkasse gefragt, berichtet eine langjährige Mitarbeiterin. Auch die Sozialabgaben seien ja offenbar nicht bezahlt worden. In zwei Fällen seien Bewohner von ihren Angehörigen abgemeldet worden. Die meisten Beschäftigten suchten schon nach neuen Arbeitsplätzen, sagte sie nach einer Betriebsversammlung am Nachmittag.

Die Heimaufsicht werde Tuhro mit Informationen zu Einrichtungen und Ansprechpersonen unterstützen, sagte Sprecherin Rita Lorenz. Mit Einrichtungen, die zur Aufnahme von Personen möglicherweise auch über die eigentlichen Kapazitäten hinaus bereit seien, werde die Heimaufsicht nach Lösungen suchen, auch eine vorübergehende Überlegung zu tolerieren.

Tuhro sorgt sich um die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses: „Wir haben die Befürchtung, dass einige auch gesundheitlich beeinträchtigt werden.“

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