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Renovierung der StudiobühneZurück zu den Bauhaus-Wurzeln

Lesezeit 3 Minuten

Schicht um Schicht: Auf großen Flächen ist der alte Putz bereits heruntergeschlagen und gibt den Blick auf das Mauerwerk frei.

  1. In den 1930er Jahren errichtet, beherbergte das Gebäude im Bauhaus-Stil an der Humperdinckstraße ab 1933 das staatliche Jungengymnasium.
  2. Heute wird das Haus von der VHS Rhein-Sieg, dem Abendgymnasium, der städtische Musikschule und der Studiobühne genutzt.
  3. Bauleiter Kiriakos Lemonakis erklärt die Besonderheiten des Bauhaus-Stils und die Herausforderungen bei der Renovierung.

Siegburg – Das Vorbild Zwiebel kommt im Winter gerade recht: Mehrere Schichten Kleidung wärmen besonders gut, dazwischen kann sich Luft erwärmen. Schicht um Schicht, wie beim Zwiebelschälen, wird jetzt der Putz der Studiobühne abgetragen, unter zwei Lagen kommen erst Bimsplatten, dann kleinere Bimssteine im Mauerwerk zum Vorschein.

Der Anbau ist in Siegburg das einzige Beispiel für typische Bauhaus-Architektur und wird seit mehr als zwei Jahren umfassend saniert. Bauleiter Kiriakos Lemonakis vom Büro KKW Architekten (Kollektiv Kaldewey und Wortmann) in Lüdenscheid ist begeistert von der Arbeit, die vor 90 Jahren geleistet wurde: „Bimsstein hat eine wärmedämmende Wirkung, das hat man damals schon zu schätzen gewusst.“

Anstreichen war ein Unding

Anhand eines heruntergeschlagenen Brockens erklärt er das damalige Vorgehen. Der Putz besteht aus einer dickeren, dunklen und einer dünneren, hellen Schicht, die fest miteinander verbunden sind . Dieser „Dickputz“ wurde damals nicht gestrichen. „Das war im Bauhaus ein Unding.“ Bei einer Sanierung vor einigen Jahrzehnten bekam das Gebäude mit den markanten Stahlfenstern allerdings einen hellen Anstrich, nachdem zuvor eine Gewebeschicht aufgebracht wurde war.

Das Gebäude

In den 1930er Jahren errichtet, beherbergte das Gebäude im Bauhaus-Stil an der Humperdinckstraße 27 ab 1933 das staatliche Jungengymnasium.

Der Altbau entstand von 1886 bis 1888 als katholisch-staatliches Lehrerseminar. Später kamen dort die Volkshochschule Rhein-Sieg, das Abendgymnasium, die städtische Musikschule sowie im Bauhaus-Anbau das Theater Studiobühne unter. (ah)

Wenn jetzt der alte Putz heruntergeschlagen und komplett erneuert wird, wird im Ergebnis der reine Kalkputz zu sehen sein, der durch Beimischung einen etwas anderen, gräulich-gelben Farbton bekommt. Die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger sprach daher auf einem Ortstermin auch nicht von einer Sanierung: „Wir zerstören den alten Putz und rekonstruieren ihn.“

Der neue Aufzugschacht muss die unterschiedlichen Höhen im Altbau von 1888 und dem Bauhaus-Anbau mit der Studiobühne ausgleichen. Die Bauleitung hat Ingenieur Kiriakos Lemonakis.

Der neue Aufzugschacht muss die unterschiedlichen Höhen im Altbau von 1888 und dem Bauhaus-Anbau mit der Studiobühne ausgleichen. Die Bauleitung hat Ingenieur Kiriakos Lemonakis.

Erneuert wird auch der dunklere Putz des Sockels, der bei näherem Hinsehen aus grauem Zement mit Einsprengseln aus schwarzen, weißen und ockerfarbigen Bröckchen besteht: Lemonakis geht davon aus, dass es sich dabei um Quarz, Marmor und zerstückelte Klinker handelt, die sich auch in der Fassade des Altbaus aus der Kaiserzeit finden. Auch dieser Putz wird ersetzt. „Das geht nicht mit Lagerware“, sagt der Bauleiter. Er hat Kontakt zu einer Firma aufgenommen, die Erfahrung mit den nötigen Beimischungen hat. Aufgefallen ist Lemonakis, wie eng die beiden Putzschichten miteinander verbunden sind. „Da wurde nass in nass gearbeitet“, erläutert er, die Verbindung habe überall am Gebäude gehalten. Rund 150 000 Euro soll der neue Putz insgesamt kosten.

Architekt unbekannt

Unbekannt ist, welcher Architekt Anfang der 1930er Jahre für den Neubau verantwortlich zeichnete. Barbara Guckelsberger hebt hervor, dass der Anbau nur in einem kleinen Zeitfenster vor der Machtergreifung der Nazis habe realisiert werden können. Denn die hatten für den futuristischen Stil und das geniale Prinzip „Form folgt Funktion“ nicht viel übrig. „Fünf Jahre später, und man hätte etwas ganz anderes gebaut.“

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Begonnen hat auch der Bau des Aufzugs, der eine wichtige Rolle bei der Barrierefreiheit spielen soll. Im Altbau wird er vier Etagen, im Bauhaus-Anbau drei Stockwerke verbinden. Dabei müssen unterschiedliche Niveaus ausgeglichen werden, so dass der Lift insgesamt sechs Haltestationen bekommt. Hinzu kommen zusätzliche Toiletten, neue Bodenbeläge in den Treppenhäusern, neue Fenster für die gegenüberliegende Turnhalle und Maßnahmen, die dem Brandschutz Rechnung tragen.