Sölsch, Gölsch oder „kölsch style“Kölsch wird immer öfter gefälscht – in ganz Europa

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Kölsch Fälschungen 2

Kölsch muss aus Köln sein (oder aus Wiehl oder aus Brühl)

Köln – Stilvoll sieht die kleine Bierflasche aus Portugal aus, die in sozialen Netzwerken aktuell viele Anhänger findet. „Seleccao 1927 Kölsch“ steht auf dem Etikett, daneben steht ein für Kölsch untypisches Glas, das eher für den Genuss von Champagner geeignet scheint. Das Produkt meint gut gemacht sein, die Idee vielleicht sogar Köln schmeicheln. Doch das vermeintliche Kölsch aus Portugal ist illegal, praktisch eine Fälschung.

„Kölsch ist doppelt geschützt in Europa, einmal als Marke, zum anderen als sogenannte „geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.)“, sagt Christian Kerner, Kölner Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands, vor dem „Tag des Biergartens“, der in Köln am 20. Mai gefeiert wird.

Kölsch-Fälschung

Kölsch-Fälschung aus Portugal

Kerner ist quasi der personifizierte Wächter über das Kölsch, beziehungsweise die Kölsch-Konvention. Diese ist nicht etwa eine folkloristische Karnevals-Vereinbarung, sondern eine rechtsverbindliche Regel. Bei der „Kölsch-Konvention“ handelt es sich um Wettbewerbsregeln des Kölner Brauerei-Verbandes zum Schutz und zur Förderung der Wirksamkeit des Wettbewerbs. „Sie wurden 1985 vom Bundeskartellamt genemigt“, sagt Kerner. Und seitdem ist nicht nur verbindlich festgelegt, wie genau Kölsch gebraut werden muss, sondern vor allem auch, dass es nur aus Köln stammen darf. Und da Portugal nunmal nicht zu Köln gehört, geht Kerner vor Gericht gegen das portugiesische Plagiat vor.

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Zahl der Kölsch-Fälschungen steigt

Das „Seleccao 1927 Kölsch“ ist zu Kerners Bedauern kein Einzelfall. „Die Zahl der Verstöße gegen die Kölsch-Konvention nimmt seit Jahren stetig zu“, sagt Christian Kerner. 16 bis 18 solcher Fälle registriert der Verbandschef inzwischen pro Jahr, Tendenz steigend.

Noch laufend etwa ist die Abmahnung an „Sölsch“ aus Tirol. Einige Jungunternehmer wollen unter diesem Namen Kölsch aus Sölden verkaufen und in Österreich produzieren. Die Internetpräsenz existiert noch, einen Export nach Deutschland hat Kerner bereits unterbinden lassen. Am Ende soll der Vertrieb in der ganzen EU unterbleiben, eine vernehmliche Einigung mit den Brauern klappte laut Kerner nicht. Auch Fölsch und Gölsch gab es schon und wurden vom Brauerei-Verband unterbunden, zu ähnlich sind die Namen dem Wort Kölsch, auch W2Kölsch musste vom Markt verschwinden. Selbst eine hessische Brauerei, die unter der Bezeichnung Colonius ein Bier brauen wollte, scheiterte. In Italien gab es Versuche, Biere mit dem Zusatz „kölsch-style“ zu verkaufen, auch das ist nicht erlaubt.

Kölsch muss aus Köln sein – oder aus Brühl oder Wiehl

Aber warum sind die Kölner so streng wenn es um ihr Kölsch geht? „Der Markenschutz ist wichtig, um den Markenkern zu schützen. Kölsch muss eben ein Kölner Bier sein“, sagt Kerner. Auch wenn viele junge Craftbeer-Brauer gar nicht in böser Absicht handelten.

Außerhalb der EU verzichtet der Verband aus Kostengründen auf Klagen. So kommt es, dass etwa die Eisenbahn-Brauerei im brasilianischen Blumenau ein Kölsch braut. Auch in den USA und Kanada gibt es mehrere Dutzend Firmen, die Biere mit dem Zusatz „kölsch-style“ versehen und unbehelligt davon kommen.

Das Bonner „Bönsch“ hingegen ist kein Kölsch-Plagiat. „Bönsch ist ein trübes Bier und damit eh kein Kölsch, außerdem ist der Name zu unähnlich.“

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Dennoch gibt es Biere, die echte Kölschs sind, aber nicht aus Köln stammen. Zum einen Zunft-Kölsch, das im oberbergischen Wiehl gebraut wird. Zum anderen Bischoff-Kölsch aus Brühl. „Die brauten schon Kölsch vor der Konvention und genießen daher weiter Bestandsschutz“, erklärt Kerner.

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