Zeichnungen auf dem Prüfstand

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Kreidezeichnung: Laokoon-Gruppe von Peter Paul Rubens.

Kreidezeichnung: Laokoon-Gruppe von Peter Paul Rubens.

Im Dezember treffen sich Experten, um über eine sensationelle Kölner Entdeckung zu diskutieren.

Nicht einmal ein Jahr hat es gedauert, ein Kolloquium zu organisieren (und zu finanzieren, Dank der Thyssen-Stiftung), das sich mit der Zuschreibung von drei römischen Zeichnungen beschäftigen soll, die in der Graphischen Sammlung des Kölner Wallraf-Richartz-Museums / Fondation Corboud (WRM) entdeckt wurden, und die Sammlungs-Leiter Uwe Westfehling Peter Paul Rubens zuschreibt. Eine Kreidezeichnung der Laokoon-Gruppe und Skizzen des „Gezähmten Kentauren“ werden vom 5. bis 7. Dezember in Köln auf dem Prüfstand international bekannter Rubens-Experten stehen. Mitveranstalter ist das Wissenschaftliche Forschungsinstitut für Flämische Renaissance- und Barockkunst in Löwen; der Direktor des „Rubenianums“ in Antwerpen, Hans Vlieghe, übernimmt die Moderation an den drei Veranstaltungstagen.

Den einleitenden Vortrag am 5. Dezember wird natürlich Uwe Westfehling halten, um seinen Mitdiskutanten „Drei verschollene Zeichnungen Peter Paul Rubens“ vorzustellen. Die werden gewiss inzwischen seine Beweisführung in Band LXII des „Wallraf-Richartz-Jahrbuchs“ (DuMont Literatur und Kunst Verlag) gelesen haben. Anschließend an die Darlegung der Fakten und Rückschlüsse, basierend auf kunsthistorischen und naturwissenschaftlichen Vergleichen, können dann die Debatten beginnen.

Zu den Gästen gehört die Verfasserin des „Corpus Rubenianum“, also des Werkverzeichnisses, Marjon van der Meulen“. Sie wird über „Rubens after the Antique“ referieren. Ausgangspunkt werden dabei wohl die Rom-Aufenthalte sein, während der Rubens zu Anfang des 17. Jahrhunderts sich mit der Welt der Mythen vertraut machte, indem er die in Marmor gemeißelten Götter und Helden aus unterschiedlichen Blickwinkeln zeichnete.

Anne-Marie Logan bereitet derzeit für das New Yorker Metropolitan Museum und die Wiener Albertina eine große Rubens-Ausstellung vor; außerdem arbeitet sie an einer Gesamtausgabe der Rubens-Zeichnungen. Sie wird zum einen über die geplante Ausstellung sprechen, zum anderen über Rubens' Zeichnung nach dem „Torso Belvedere“.

Über „Rubens' Antikenstudium und seine Wirkungen im malerischen Werk“ wird Ulrich Heinen (Universität Wuppertal) sprechen, und Andreas Thielemann (Bibliotheca Hertziana, Rom) über „Die Senecca-Statue, Kunstmuster und Studienobjekt“. Vergleichsmöglichkeiten zwischen dem Laokoon von Rubens, de Ghey und Glotzius soll der Vortrag von Nils Büttner (Universität Dortmund) bieten. Und aus der Sicht des Papier-Restaurators (am WRM) wird Thomas Ketelsen den Forschungsstand beschreiben.

So werden die Kölner Zeichnungen eingekreist. Und nach bester Forschermanier wird also diskutiert, ob es sich tatsächlich um Rubens-Werke handelt - wofür die bisherige Beweisführung durch Uwe Westfehling überzeugend spricht.

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