JubiläumsfeierMusikkneipe „Lotta“ feiert 20-jähriges Bestehen

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Seit 20 Jahren Kultkneipe in der Südstadt: Diana Jüttner (l.) und Claudia Kruse sind die Inhaberinnen der „Lotta“.

Seit 20 Jahren Kultkneipe in der Südstadt: Diana Jüttner (l.) und Claudia Kruse sind die Inhaberinnen der „Lotta“.

Innenstadt – Die Leopardenfelltapete ist einfach hängengeblieben. „Wir hatten eine Karnevalsparty mit Krimi-Motto, und da sollte es hier ein bisschen nach Rotlicht-Milieu aussehen“, erzählt Diana Jüttner. Die 43-Jährige ist Geschäftsführerin der Kneipe „Lotta“ am Kartäuserwall.

Seit ein paar Jahren schon haben die Oberschränke hinter der Bar nun ein Leopardenfellmuster. Sie sind, wie die Kneipe selbst, ein Beispiel dafür, wie aus einer spontanen Idee eine Institution werden kann. Im September feiert die „Lotta“ ihr 20-jähriges Bestehen.

Rote Sterne kleben an den Fenstern, auch die Wände sind rot gestrichen; die Farbe zeigt nicht etwa die Nähe zum Milieu an, sondern ist Ausdruck einer linksalternativen Haltung. Lotta startete 1995 als Antifa-Treff, damals noch in einem kleinen Lokal in der Achterstraße. Benannt ist sie nach der Lotta Continua, einer außerparlamentarischen Gruppe der italienischen Linken, die zur Zeit der Studentenbewegung aktiv war.

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„Ich hatte immer schon die Idee einer eigenen Kneipe“, sagt Jüttner, die im Jahr 2000, kurz vor dem Umzug der Lotta an den Kartäuserwall, als Aushilfe zum Team stieß. Nach Abschluss ihres Pädagogik-Studiums an der Uni Köln hat die gebürtige Dresdnerin die Geschäftsführung übernommen. Als DJane legt sie zudem regelmäßig Punkrock und Indie-Pop auf.

Initiative „Kein Kölsch für Nazis“

Vom 25. bis 27. September wird das 20-jährige Bestehen der Kneipe Lotta, Kartäuserwall 12, gefeiert. Am Freitag, 25. September, steigt ab 22 Uhr vor Ort die Party „20 Jahre Lotta Continua“. Am Samstag, 26. September, findet im Gebäude 9, Deutz-Mülheimer Straße 127-129, ab 19 Uhr ein Konzert mit den Bands Spermbirds, Eigelstein Royal und Kick Joneses und anschließender Party statt. Am Sonntag, 27. September, öffnet die Kneipe um 15 Uhr zum Frühschoppen mit Live-Auftritt des Shanty-Chors „Rock-A-Way“. (asp)

„Es ist schön, ein Teil von etwas zu sein, wo ich mich wohlfühle“, sagt Jüttners Geschäftspartnerin Claudia Kruse. Die 30-Jährige finanzierte zunächst ebenfalls ihr Studium als Thekenkraft in der Lotta, hat das Studium dann abgebrochen und ist Teilzeit-Wirtin geworden. Daneben macht die gebürtige Weselerin eine Ausbildung zur Krankenschwester. „Wir sind zwar die Chefinnen, aber Entscheidungen werden im Kollektiv getroffen“, sagt Jüttner.

Rund 15 Menschen zwischen 30 und 55 Jahren bilden den festen Kern des „Lotta“-Teams. „Manche sind seit den Anfängen dabei, aus Liebhaberei“, sagt Jüttner.

Die Initiative „Kein Kölsch für Nazis“ etwa sei aus einer Idee des Teams entstanden. Gemeinsam entwickle man auch das Motto für die jährliche Karnevalsparty – „da spinnen wir alle gemeinsam rum“ – und die Getränkekarte. Kölsch und ein mexikanischer Schnaps sind gesetzt, darüber hinaus wechselt das Angebot. „Da darf sich jeder mal was wünschen und wir sind auch für Anregungen von Gästen offen“, so Jüttner.

Fußball gehört dazu

Die Discokugel im Hinterraum wirft Lichtreflektionen über die Tische aus unbehandeltem Holz, die Tanzfläche und über einen Kickertisch. Die Lotta ist auch Fußballkneipe. Alle Partien des FC werden hier gezeigt, ebenso wie die des FC St. Pauli, „weil einer aus unserem Team aus Hamburg kommt“, erläutert Jüttner.

Die steigenden Kosten des Sky-Abos machen der „Lotta“, wie so vielen Fußballkneipen, zu schaffen. „Wir haben ernsthaft überlegt, ob wir weitermachen“, sagt Jüttner, „aber der Fußball gehört dazu.“ Kruse sagt: „Fußball alleine zu Hause zu gucken finde ich ganz seltsam.“

Gewöhnungsbedürftig sei für die Wirtinnen die Umsetzung des Rauchverbots gewesen: „Ich mache meinen Gästen nicht gern Vorschriften“, sagt Kruse. Die Toleranz hört in der „Lotta“ seit nunmehr 20 Jahren erst am rechten Rand auf: „Kein Fußball den Faschisten“ steht auf einem Banner, das im Schankraum über einem schwarz-weiß-Foto des Hamburger Millerntor-Stadions hängt.

Ist die „Lotta“ mit ihrer linksalternativen Haltung inzwischen nicht ein wenig aus der Zeit gefallen? „Zwischendurch gab es sicher Zeiten, in denen das so war“, sagt Jüttner, aber aktuell zeige doch unter anderem die Hogesa-Bewegung in Köln, dass dieser Ort als Kontrapunkt wieder wichtig sei.

Geöffnet hat die „Lotta“, Kartäuserwall 12, täglich, außer an Neujahr und Aschermittwoch, ab 19 Uhr. Montags bis donnerstags und sonntags bis 2 Uhr, freitags und samstags bis 4 Uhr. An Bundesligaspieltagen öffnet die Kneipe bereits um 15 Uhr.

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