StudieMusikszene ist ein Eckpfeiler für die Kölner Wirtschaft

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Köln – Die Kölner Club- und Musikszene ist mit 8000 kulturellen Veranstaltungen und fast vier Millionen Besuchern im Jahr ein wichtiger Eckpfeiler für die Kölner Wirtschaft.

Das ist eine der zentralen Botschaften der im Rahmen der c/o pop Convention vorgestellten Studie zur Kölner Club- und Veranstalterszene. Die Erhebung war gemeinschaftlich von IHK, Stadt Köln und dem Verband Klubkomm an der Uni Köln in Auftrag gegeben worden.

Erstmals wurden hierfür stadtweit und anonym Betreiber von Musikclubs und Konzerthallen, aber auch Veranstalter ohne eigene Spielstätte, befragt.

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Von 220 kulturrelevanten Akteuren nahmen 156 an der Umfrage teil. Ihre Angaben machen auch deutlich, dass noch viel Potenzial, insbesondere durch die Stadtverantwortlichen, verschenkt wird.

Besonders defizitär ist nach Einschätzung der Befragten die Einbindung in das städtische Tourismusmarketing. Gerade einmal sieben Prozent des Gesamtpublikums seien Touristen oder reisen von weiter als 100 Kilometern an.

Martin Steuer, Pressesprecher der Klubkomm: „Wir besitzen ein großes allabendliches Programm in Köln, und das schon seit Jahren. Dieses ist häufig sehr innovativ und somit auch mit Risiken verbunden.

Vielen Personen in der Verwaltung und Politik ist das nicht bewusst“. Bedient wird im Schwerpunkt die Altersgruppe der 24-40 Jährigen, die Zielgruppe selbst definiert sich als „musikalisch interessiertes Publikum“. Im vergangenen Jahr, so die Studie, traten mehr als 10000 nationale und internationale Künstler aus dem Bereich Pop- und Subkultur in Köln auf.

Die meisten von ihnen in kleineren Clubs bis maximal 100 Quadratmeter Fläche; sie machen die Hälfte aller in Köln beheimateten Spielstätten aus.

Klammert man Theater, Kinos, Mehrzweckhallen und Sportstätten aus, ergeben sich in der Summe rund 30000 Besucherplätze. Im Vergleich zu Berlin etwa wird die eigene Angebotsvielfalt allerdings als eher unzureichend eingestuft.

Zum Zeitpunkt der Umfrage beschäftigte die Kölner Musik- und Clubszene 1750 Personen, 350 von ihnen sind hierbei sozialversicherungspflichtig. Da die Mehrzahl der befragten Clubbetreiber die nahe Zukunft positiv bewerten, könnte diese Zahl weiter wachsen: Rund ein Viertel der Arbeitgeber plant zusätzliche Einstellungen.

Dass ein von der Stadt aufgelegtes Förderprogramm notwendig ist, zeigen zwei weitere erhobene Kennzahlen: Trotz eines Umsatzes von 55 Millionen Euro in 2015 gaben lediglich 55 Prozent der Studienteilnehmer an, dass ihre kulturelle Tätigkeit ihren Haupterwerb ausmachen.

20 Prozent erhalten staatliche Förderung

Nur 20 Prozent erhielten eine staatliche Förderung. „Viele Kultur- und Kreativschaffende bereichern die Programmvielfalt mit einem hohen künstlerischen Anspruch, ohne von diesem ökonomisch zu profitieren“, erklärt Soziologe Heiko Rühl, der die Studie mit verantwortet.

Besonderen Handlungsdruck für Veränderungen sieht die Szene zu guter Letzt bei den lokal verantwortlichen Behörden. „Ihre Genehmigungs- und Auslegungspraxis wird als sehr unbefriedigend eingeschätzt“, so Rühl.

Auch Stars, wie Gentleman (l.) im Petit Prince, mögen es kuschelig.

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Für eine Steigerung der Effizienz empfahl sein Team daher die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle innerhalb der Verwaltung, die Verfahren über Ressortgrenzen hinweg koordiniert. Modellcharakter habe in diesem Falle das Kreisverwaltungsreferat München.

Bei Kulturamtsleiterin Barbara Foerster traf dies auf offene Ohren: „Vorhandene Handlungsspielräume müssen ausgeschöpft werden“, fand sie, „Genehmigungsverfahren transparenter werden und das Ordnungsamt muss mit Checklisten arbeiten, um vor allem erstmalige Veranstalter an die Hand zu nehmen“, so Foerster.

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