Infografik

Notruf in Köln
In diesen Veedeln brauchen Feuerwehr und Rettungsdienst am längsten zum Einsatzort

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Im vergangenen Jahr gingen insgesamt etwas mehr als 17.000 Notrufe bei der Kölner Feuerwehr ein – bei rund 40 Prozent handelte es sich um einen Fehlalarm.

Im vergangenen Jahr gingen insgesamt etwas mehr als 17.000 Notrufe bei der Kölner Feuerwehr ein – bei mehr als 40 Prozent der Fälle handelte es sich um einen Fehlalarm.

Je nachdem, in welchem Veedel ein Notruf abgesetzt wird, dauert es kürzer oder länger, bis die Einsatzkräfte eintreffen.

„Notruf Feuerwehr und Rettungsdienst. Wo genau ist der Unfallort?“: So beginnt das Gespräch, wenn irgendwo in Köln die Notrufnummer 112 gewählt wird. Jeder Anruf landet in der Leitstelle, von wo die sogenannte Disposition der Einsatzmittel beginnt. 

Im vergangenen Jahr ist das in Köln fast 223.000 Mal geschehen. Rund 206.000 Alarmierungen betrafen den Rettungsdienst, etwa 17.000 die Feuerwehr. Bei letzteren kommt es allerdings häufig zu Fehlalarm: 2023 in mehr als 40 Prozent der Fälle.

Wenn ein Notruf in der Leitstelle eingeht, beginnt – je nachdem, was Anruferin oder Anrufer schildern – ein festgelegter Ablauf. Für jedes Stichwort, sei es „Feuer mit Menschenrettung“, „Person hinter Tür“ oder „Verkehrsunfall“, ist genau festgelegt, welche und wie viele Einsatzkräfte ausrücken. Sie haben dann 90 Sekunden Zeit, ihre Schutzausrüstung anzulegen und in die Fahrzeuge zu steigen.

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Dann geht es so schnell wie möglich zum Einsatzort – je nachdem, in welchem Veedel dieser liegt, gibt es enorme Unterschiede, wie rasch die Einsatzkräfte dort eintreffen. Das zeigen Zahlen, die die Stadtverwaltung unserer Redaktion auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat.

Wie lange brauchen Feuerwehr und Rettungsdienst in Köln zum Einsatzort?

Die Zeit, die zwischen Notruf und Eintreffen am Einsatzort vergeht, wird als Hilfsfrist bezeichnet. Für den Rettungsdienst gilt eine Hilfsfrist von 8:00 Minuten, für Notärzte von 12:00 Minuten. Für die Feuerwehr beträgt sie 9:30 Minuten. Die gute Nachricht: Im vergangenen Jahr konnten Feuerwehr und Rettungsdienst die vorgegebenen Hilfsfristen in den meisten Fällen einhalten. 

Beim Blick auf den Rettungsdienst, der von elf Feuer- und Rettungswachen sowie fünf weiteren Rettungswachen ausrückt, fällt auf, dass ein Rettungswagen im Schnitt 7:41 Minuten braucht, um am Einsatzort einzutreffen. Während in manchen Veedeln die Hilfsfrist deutlich unterboten wird, brauchen Rettungswagen dennoch in 34 der insgesamt 86 Kölner Veedel länger als die vorgegebenen 8:00 Minuten. Grob lässt sich sagen: Je näher am Stadtrand ein Veedel gelegen ist, desto länger dauert es, bis der Rettungswagen eintrifft; lediglich Weiden, Lövenich und Eil bilden hier die Ausnahme.

Rettungswagen braucht am längsten zu Einsätzen in Libur

Am längsten auf den Rettungswagen warten müssen Einwohnerinnen und Einwohner in Libur, Kölns südlichstem Stadtteil: Hier brauchen die Einsatzkräfte im Schnitt 11:35 Minuten. Im benachbarten Lind, ebenfalls direkt am Stadtrand gelegen, vergehen durchschnittlich 10:14 Minuten, in Merkenich im Kölner Norden 10:08 Minuten.

Die Hilfsfrist für das sogenannte NEF, das Notarzt-Einsatzfahrzeug, beträgt in Köln zwölf Minuten. In der Regel sind Notärztinnen und Notärzte deutlich schneller am Einsatzort, stadtweit liegt der Durchschnitt bei 8:55 Minuten. Lediglich in vier Veedeln konnte die Hilfsfrist im vergangenen Jahr nicht eingehalten werden: in Langel, Libur, Lind und Wahnheide. Erneut liegt Libur auf dem letzten Platz: Hier brauchen Notärztinnen und Notärzte im Schnitt 13:37 Minuten zum Einsatzort. Am schnellsten geht es in Weidenpesch, dort vergehen im Schnitt nur 5:49 Minuten.

Größere Fahrzeuge im Stadtverkehr: Feuerwehr braucht deutlich länger als Rettungsdienst

Die schlechtere Erreichbarkeit am Stadtrand zeigt sich auch bei Feuerwehr-Einsätzen: Zwar kann in der stadtweiten Auswertung die Hilfsfrist von neun Minuten eingehalten werden – die Fahrzeuge benötigen im Schnitt 8:32 Minuten zum Einsatzort.  In 22 Veedeln jedoch wurde die Hilfsfrist im vergangenen Jahr überschritten, teilweise um mehr als fünf Minuten.

Wie wichtig die Einhaltung der Hilfsfrist ist, erklärt die Feuerwehr Köln mit Verweis auf eine Studie zu tödlichen Brandgeschehen: Demnach ist lediglich in zehn Prozent der Fälle eine Verbrennung die Todesursache, in etwa 90 Prozent der Fälle hingegen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung: „Unumstritten ist die Tatsache, dass bei einer anhaltenden Einwirkung des Brandrauches auf eine Person deren Überlebenschance innerhalb weniger Minuten deutlich sinkt.“ 

Dennoch kommt es immer wieder vor, dass die Frist nicht eingehalten werden kann. Neben unterschiedlichen Distanzen zu den Wachen, von wo die Rettungskräfte starten, ist nach Angaben der Stadt meist der Verkehr Schuld für Verzögerungen: „Im Gegensatz zum Rettungsdienst sind hier Großfahrzeuge unterwegs, die unter anderem bei hohem Verkehrsaufkommen oder geänderten innerstädtischen Verkehrsführungen nur verlangsamt unterwegs sein können", erklärt eine Sprecherin.

Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit der Freiwilligen Feuerwehr eingeschränkter ist als früher: „Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr gehen ihrer Arbeit nach, studieren oder absolvieren Ausbildungen. Viele Mitglieder arbeiten nicht in dem Stadtteil, in dem sie leben“, erklärt die Feuerwehr am Beispiel der Löschgruppe Porz-Langel. Das führt zu einer Tagesverfügbarkeit von etwa sechs Personen.

Technische Hilfe: Hilfsfrist kann oft nicht eingehalten werden

Noch schlechter in puncto Hilfsfrist sieht die Lage bei Feuerwehr-Einsätzen zur Technischen Hilfe (TH) aus, die beispielsweise notwendig wird bei Verkehrsunfällen auf Autobahnen oder im Rhein treibenden Personen. Auch hier liegt die vorgegebene Hilfsfrist bei 9:30 Minuten. Eingehalten kann diese in den meisten Fällen nicht. Stadtweit benötigten Einsatzkräfte der Technischen Hilfe im vergangenen Jahr im Schnitt 9:52 Minuten bis zum Eintreffen am Einsatzort, lediglich in 40 der 86 Kölner Veedel konnte die Frist eingehalten werden.

Ein Grund ist auch hier die Tatsache, dass die Großfahrzeuge oft nicht so schnell durch den Stadtverkehr kommen. Hinzu kommt ein weiteres Problem, wie die Sprecherin der Stadt erläutert: „Besonders bei TH-Einsätzen sind die Angaben zum Schadensort nicht immer eindeutig. Dann dauern die Adressermittlung und die Anfahrten länger, bis der Einsatzort erreicht wird.“

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