Beliebte MedienhauptstadtKöln ist häufig Drehort – auch Hollywood-Stars waren schon zu Gast

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Filmteam steht in Köln auf einer Straße.

Für „Collide“ wurde rund um die Zülpicher Straße gedreht, dabei wurden auch einige Straßen gesperrt.

Für Kinofilme muss Köln auch häufig zu einem anderen Ort werden. Location Scout Dorothee Leuck ist dafür zuständig, die richtigen Kulissen zu finden.

Der Grüngürtel wird bei „Rubinrot“ zum Hyde Park, die Rotunde im Jahrhundertsaal des Gerling-Quartiers verwandelt sich für „Die Burma Verschwörung“ in das Genfer Hauptquartier der Vereinten Nationen und der Niehler Hafen wird beim Dortmunder „Tatort“ zum Hafen Dortmund: Köln dient unzähligen Film- und Fernsehproduktionen als Kulisse.

Container im Niehler Hafen.

Ein beliebter Drehort: der Niehler Hafen.

Dorothee Leuck steht am Niehler Hafen und blickt über die Wasserschneise auf die gegenüberliegende Betonwand und die darin eingelassenen Treppen. „Von hier aus könnte man toll filmen, wie Menschen diese Treppe rauf und runter laufen“, sagt sie.

Dorothee Leuck arbeitet seit 2010 als Location Scout in Köln

Als Location Scout sieht Leuck Köln mit anderen Augen. Etwas weiter rechts von den Treppen sind die Container am gegenüberliegenden Ufer meterhoch gestapelt. Direkt im Containerbereich darf man nicht filmen, weiß sie. Sie erinnert sich daran, wie sie für das viel diskutierte Filmdrama „Nymphomaniac“ von Lars von Trier an diesem Ort eine Drehort-Besichtigung machte, im vergangenen Jahr war sie für Christoph Hochhäuslers „Der Tod wird kommen“ hier unterwegs.

Frau steht am Niehler Hafen vor einem Kran.

Dorothee Leuck ist Location Scout.

Leuck ist seit 2010 eine von rund einem halben Dutzend Location Scouts in Köln. Sie ist dafür zuständig, zum Drehbuch und zur Vorstellung der Regisseure, Kameraleute und Szenebildner passende Drehorte zu finden. Ihre ersten Schritte in der Medienbranche machte sie ab 1998 als Setaufnahmeleiterin bei „Die Anrheiner“.

Anne Hathaway, Anthony Hopkins und Kate Winslet drehten in Köln

Neben „Tatort“, „Alarm für Cobra 11“, „Soko Köln“ und Co. werden in Köln auch immer wieder Kinofilme mit bekannten Schauspielstars realisiert. Im vergangenen Sommer etwa war Anne Hathaway für David Lowerys „Mother Mary“ in den MMC-Studios in Ossendorf, die zu den größten und modernsten Standorten für TV- und Filmproduktionen in Europa gehören, zu Gast. Und Lars von Trier hat nicht nur für „Nymphomaniac“ Köln als Drehort gewählt, auch für „Antichrist“ war er im Rheinland unterwegs.

Anthony Hopkins sitzt mit einer Zeitung an einem Tisch im Stiefel.

Anthony Hopkins drehte für „Collide“ in der Kneipe „Stiefel“.

Im Frühjahr 2014 wurde für „Collide“ im Stiefel an der Zülpicher Straße eine Schießerei inszeniert, für die Dreharbeiten des Action-Thrillers mit Anthony Hopkins und Ben Kingsley musste die Straße mehrere Tage gesperrt werden. Beliebter Drehort in Köln ist auch das Gerling-Quartier, Regisseur Stephen Daldry drehte hier etwa mit Kate Winslet in der Hauptrolle „Der Vorleser“. Auch „Der Medicus“, „Die fabelhafte Welt der Amélie“ oder erst kürzlich „Die Tribute von Panem – The Ballad Of Songbirds & Snakes“ entstanden, zumindest zum Teil, in Köln.

Kamerateam und alte Autos im Gereonsviertel.

Die Dreharbeiten zu „Der Vorleser“ fanden teilweise im Gereonsviertel statt.

Allein das Ordnungsamt stelle jährlich rund 1200 Drehgenehmigungen aus, heißt es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ von der Stadt Köln. Viele weitere Drehanfragen gingen demnach zusätzlich bei den verschiedenen Ämtern der Stadt Köln ein. Besonders beliebt seien dabei Drehorte in der Innenstadt, die einen großen Wiedererkennungswert bieten.

Ordnungsamt stellt jährlich rund 1200 Drehgenehmigungen für Köln aus

Drehgenehmigungen für diese Orte zu bekommen ist aber nicht immer leicht, da diese Orte auch für andere Veranstaltungen gerne genutzt werden. Einige Plätze und Straßen sind währenddessen gleich ganz für Dreharbeiten gesperrt: Für den Roncalliplatz, den Alter Markt und den Brüsseler Platz stellt die Stadt etwa keine Drehgenehmigungen aus. Auch Dreharbeiten in sozialem Wohnungsbau seien in Köln schwer, sagt Location Scout Leuck. „Das wird häufig torpediert – und zwar nicht von den Bewohnern, sondern von den Eigentümern.“ Einige kooperative Eigentümer gebe es in Köln, aber: „Man kann auch nicht immer im gleichen Haus in Chorweiler drehen.“

Die vielen in Köln ansässigen Sender, Studios, Produktionsfirmen und Kameraverleihe, aber auch die Film- und Medienstiftung NRW und die Kölner Hochschullandschaft mit der Internationalen Filmschule (ifs) und der Kunsthochschule für Medien (KHM) sorgen dafür, dass so viel in Köln gedreht wird. Laut einer Schätzung im Rahmen einer Studie für Filmproduktionen in NRW, die im Auftrag der Staatskanzlei NRW für die Jahre 2021 und 2022 durchgeführt wurde, werden rund 30 Prozent der in Deutschland ausgestrahlten Fernsehminuten in Köln produziert.

Männer in historischen Kostümen fechten im Park.

In dem Film „Rubinrot“ stellte der Grüngürtel in Köln den Hyde Park dar. Hier wurde eine Fechtszene gedreht.

Aber auch internationale Kinofilme entstehen hier. Um Hotelkosten und Zeit zu sparen soll Leuck immer wieder Orte in Köln und Umgebung suchen, die nicht nach Köln aussehen. „Köln bietet sehr viel“, sagt Leuck, trotzdem stoße sie dabei auch manchmal an Grenzen. Für eine aktuelle Kinoproduktion musste sie kürzlich etwa in Köln eine Tankstelle suchen, die im Film dann in Minnesota verortet sein soll – die Suche blieb erfolglos.

Wenn Leuck für einen Film beauftragt wird, dann liest sie zuerst das Drehbuch, darauf folgen Gespräche mit dem Regisseur, dem Kameramann, dem Szenenbildner und der Produktion. Nicht selten müsse sie dabei Träume platzen lassen, weil von vornherein klar ist, dass bestimmte Drehort-Ideen nicht verwirklicht werden können. „Aber wir sind dann auch dafür da, Lösungen und Alternativen zu finden.“

Die Suche nach Drehorten findet teils per Internetrecherche statt, oft fährt sie auch einfach mit dem Fahrrad quer durch Köln. Für „Der Buchspazierer“, der vergangenes Jahr mit Christoph Maria Herbst in Köln gedreht wurde, radelte sie quer durch die Stadt. Wenn sie dann zum Beispiel einen Hinterhof sieht, der passen könnte, wirft sie einen Zettel in den Briefkasten des Hauses – diese Zettel hat Leuck auf Drehortsuche immer dabei.

Soll in einer Wohnung gedreht werden, kann sich das für die Bewohner finanziell richtig lohnen: Etwa eine Monatskaltmiete zahlen Produktionen pro Drehtag, verrät Leuck. Die Suche nach den passenden Drehorten kann schnell gehen, manchmal dauert es auch mehrere Monate bis zu einem halben Jahr. Und dann heißt es: „Bitte Ruhe, wir drehen!“

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