Dreharbeiten in KölnEin Tag am Set der Verfilmung von Carsten Henns „Der Buchspazierer“

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Carl Kollhoff (Christoph Maria Herbst) und Schascha (Yuna Bennett)

Christoph Maria Herbst und Yuna Bennett beim Dreh für „Der Buchspazierer“ in Köln.

Wie läuft eigentlich der Dreh eines Kinofilms ab? Wir waren am Set von „Der Buchspazierer“ in Köln.

Ein ganz normaler Freitagmittag, ein unauffälliges, braunes Wohnhaus in Köln-Braunsfeld. Aber schon von weitem ist klar, dass sich hier etwas Nicht-Alltägliches abspielt: Auf dem Fußweg vor dem Haus in der Braunstraße steht allerlei Technik, Menschen mit Funkgeräten wuseln umher. „Drehfertig, bitte“, „bitte Ruhe“ und „wir drehen“ schallen durch den Innenhof, Startschuss für die Schauspieler.

Wüsste man nicht, dass der Mann mit Hut und braunem Lederrucksack Christoph Maria Herbst ist, man würde ihn womöglich nicht erkennen. Er sieht deutlich älter aus als seine 57 Jahre mit dem dichten, grauen Bart und den aufgemalten Altersflecken, die in den Drehpausen aufgefrischt werden. Neben Herbst steht die Nachwuchsschauspielerin Yuna Bennett, zusammen gehen sie auf den Hauseingang an der rechten Gebäudeseite zu. Vor der Tür bleiben sie stehen. Stichwort für den Paketboten (Zejhun Demirov), der von hinten kommt und sich zwischen die beiden stellt. Er grinst sie an, Herbst und Bennett schauen unbehaglich zurück. Jemand klatscht, der Paketbote unterbricht den Blickkontakt und betritt das Wohnhaus, Herbst und Bennett folgen. „Das machen wir nochmal!“, ruft Kameramann und Regisseur Ngo The Chau. Und das Ganze geht von vorne los.

Neuer Film mit Christoph Maria Herbst in Köln gedreht

Es ist der 28. Drehtag für „Der Buchspazierer“, letzter Drehtag in Köln. Da schaut auch Carsten Henn, Autor der Romanvorlage und Gastro-Kritiker des „Kölner Stadt-Anzeiger“, am Set vorbei. „Die Szene erkenne ich aus dem Buch“, freut er sich. „Der Buchspazierer“ erzählt die Geschichte eines eigenwilligen und zurückgezogenen Mannes, der Bücher austrägt. Die Titelrolle des Carl Kollhoff spielt Christoph Maria Herbst, an seiner Seite spielt Yuna Bennett die neunjährige Schascha, außerdem sind Ronald Zehrfeld, Edin Hasanović, Hanna Hilsdorf, Tristan Seith und als Gast Maren Kroymann mit dabei.

Das Team posiert für ein Gruppenfoto.

v.l.n.r.: Björn Vosgerau (Wüste Film), Nina Ritter (Studiocanal), Carsten Henn (Romanautor), Annegret Weitkämper-Krug (Gretchen Film), Maren Kroymann (Rolle Frau Langstrumpf), Christoph Maria Herbst (Rolle Carl Kollhoff), Levin Hübner (Wüste Film), Yuna Bennett (Rolle Schascha), Ngo The Chau (Regie/DoP), Christina Bentlage (Film & Medienstiftung NRW), Sandrine Mattes (Studiocanal)

Die Produktion wird gefördert mit Mitteln der Film- und Medienstiftung NRW und MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und dem DFFF Deutscher Filmförderfonds. Entsprechend waren die Hauptdrehorte in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Hamburg wurde im Juni schon gedreht. Ein Großteil der Außenaufnahmen wurde in Stollberg gemacht, in Köln wurde neben Lindenthal etwa am Leonardo-Da-Vinci-Gymnasium in Nippes gedreht. „Die besonders Aufmerksamen werden vielleicht auch einen Straßenanschnitt von Köln entdecken“, meint Ko-Produzent Levin Hübner von Wüste Film West. Größtenteils wurden hier aber Innenaufnahmen gemacht.

Eine kuriose Szene bietet sich Kölnerinnen und Kölnern am Freitagnachmittag auf einem Parkplatz: Das Produktionsteam muss für Nahaufnahmen eine Achterbahnfahrt simulieren. Vor aufgespanntem grünem Hintergrund sitzt Yuna Bennett in einem Achterbahnsitz, der auf einem Metallgestell befestigt ist. Ein Mann neigt den Sitz von rechts nach links, ein anderer bläst ihr seitlich mit einem Föhn Luft entgegen, sodass ihre Haare wild umherfliegen. Bennett streckt die Arme aus und jubelt begeistert. Im Film werden die Aufnahmen aus Köln dann mit Achterbahn-Aufnahmen aus dem Movie Park bei Bottrop zusammengeschnitten. Viel Aufwand für ein paar Schnittbilder.

„Wir drehen etwa drei Minuten Filmmaterial pro Tag“, erklärt Hübner. Allein die kurze Szene am Hauseingang in Braunsfeld braucht mindestens fünfzehn Durchläufe. Jedes Bild wird in verschiedenen Einstellungen gedreht und jede Einstellung durchschnittlich fünfmal wiederholt, bis sie sitzt. Um trotzdem schnell durchzukommen, wird so oft wie möglich mit zwei Kameras gleichzeitig gedreht. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Zeit, die Kinder am Stück drehen dürfen, streng reguliert ist.

„Kinderpause“ heißt es dann, wenn Yuna Bennett, die als eine der Hauptrollen fast immer dabei ist, eine Pause machen muss. Trotzdem liefen die Dreharbeiten nach Plan, am Donnerstag soll alles abgedreht sein, heißt es von der Produktion. Wann genau „Der Buchspazierer“ in den Kinos anläuft, steht noch nicht fest. Er wird aber definitiv im Laufe des kommenden Jahres seine Premiere feiern.

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