AboAbonnieren

WDR weist Verantwortung von sichKostenexplosion bei Filmhaus-Sanierung in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Baustelle des WDR-Fimhaus an der Nord-Süd-Fahrt.

Blick auf die Baustelle des WDR-Fimhaus an der Nord-Süd-Fahrt.

Die Rolle des Verwaltungsrates bei der Sanierung des WDR-Filmhauses sehen Prüfer kritisch. Das Gremium weist die Verantwortung von sich.

Der Verwaltungsrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) fordert nach der Kritik an der Sanierung des WDR-Filmhauses zukünftig ein „stringenteres“ Vorgehen bei Großbauprojekten des Senders. Das neunköpfige Aufsichtsgremium teilte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit, „dass der aktuelle Verwaltungsrat einstimmig der Auffassung ist, dass es in Zukunft wichtig ist, dass vergleichbare Bauprojekte sowohl von der Geschäftsleitung als auch von der Aufsicht stringenter entlang von etablierten Regeln der öffentlichen Hand geplant und realisiert werden“.

Zuvor hatte der Landesrechnungshof NRW die Sanierung des Hauses von 1974 kritisiert, das Vorhaben verzögert sich um Jahre und die Kosten sind auf 240,1 Millionen Euro explodiert. Die Prüfer urteilten: „Der WDR hat im Vorfeld der Entscheidung zur Sanierung des Filmhauses keine ausreichende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchgeführt. Außerdem lag dem Verwaltungsrat vor Projektbeginn kein grober Kostenrahmen für die Gesamtbaumaßnahme vor. Der Verwaltungsrat als Aufsichtsorgan hätte dem Projekt auf dieser Basis nicht zustimmen dürfen.“

Verwaltungsrat weist Verantwortung von sich

Der Verwaltungsrat wird laut Internetseite des WDR auch Sachverständigengremium genannt, es ist 2019 für fünf Jahre gewählt worden. Die Mitglieder sollen unter anderem Experten in Wirtschaftswissenschaften oder der Medienwirtschaft sein, sie überwachen die Geschäftsführung. Zu den Aufgaben heißt es auch: „Investitionen und Verträge bedürfen der Zustimmung des Verwaltungsrats, wenn ihre Kosten einen bestimmten Rahmen überschreiten.“

Der aktuelle Verwaltungsrat sieht sich laut eigener Aussage nicht in der Verantwortung, weil die Entscheidungen für die Sanierung des Gebäudes von 1974 schon 2014 und 2015 getroffen worden sind. Gegenüber dem Rechnungshof hat der Rat „darauf verwiesen, dass die Beanstandungen des Landesrechnungshofs ein Gremium betreffen, das nicht mehr im Amt ist“. Allerdings gehört beispielsweise die jetzige Vorsitzende Claudia Schare dem Verwaltungsrat seit 2012 an, auch Doris Ludwig ist seit 2015 Mitglied.

Gremium fordert Untersuchungen nach objektiven Kriterien

Der Verwaltungsrat teilte mit: „Daher hat auch der Verwaltungsrat ein großes Interesse daran, dass künftig Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen nach objektiven Kriterien und gemäß den üblichen Vorgaben sorgfältig angestellt werden und sich an den geltenden Standards, wie beispielsweise dem Leitfaden zur ‚Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für immobilienwirtschaftliche Maßnahmen des Landes Nordrhein-Westfalen‘, orientieren.“ Das Gremium begrüßt demnach, dass der WDR ein Regelwerk für die Wirtschaftlichkeit angekündigt habe. Der Verwaltungsrat teilte mit, die „Einhaltung bei zukünftigen Projekten, insbesondere Bauprojekten, zu überwachen“. Allerdings endet die aktuelle Amtszeit des Gremiums 2024.

Der WDR hatte in der Vergangenheit mitgeteilt, dass er einige Ausführungen des Landesrechnungshofes in der Vergangenheit schon aufgegriffen habe. „In wesentlichen Punkten kommt der WDR zu anderen Einschätzungen.“ Momentan erstellt der Landesrechnungshof seinen Abschlussbericht. Vor dem Rechnungshof hatte schon die Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) Zweifel an der Wirtschaftlichkeit geäußert und 69,1 Millionen der 240,1 Millionen Euro gesperrt. Der WDR wies die Kritik zurück.

Ob das Filmhaus 2024 für 240,1 Millionen Euro fertig saniert ist, ist unklar. Eine Firma hatte außerordentlich gekündigt, deshalb muss der WDR die Technische Gebäudeausrüstung selbst übernehmen. Der Sender prüft gerade, was das für die Sanierung bedeutet.