„Kleine Fluchten“Ausflug zur Bruder-Klaus-Kapelle

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Mechernich – Wegen einer kleinen Feldkapelle nach Wachendorf (Mechernich) in die Eifel zu reisen, mag eher ungewöhnlich sein. Wer sich darauf einlässt, wird aber belohnt. Nach der Anreise müssen die Besucher noch knapp 15 Minuten Fußweg entlang der Felder bis zur „Bruder-Klaus-Kapelle“ in Kauf nehmen. Vom Parkplatz aus wirkt sie in der Ferne vor den dahinter aufragenden Bäumen eher unauffällig. Doch sie wächst mit jedem Schritt, den man sich nähert. Wie ein fremder Solitär in der Landschaft ragt der helle kantige Betonbau mit seiner Grundfläche von wenigen Quadratmetern immerhin zwölf Meter in die Höhe. Nur ein kleines Kreuz über einer schweren Metalltüre weist darauf hin, dass es sich um einen sakralen Raum handelt.

Ganz anders sieht es im Inneren aus: Dunkel und niedrig ist es auf den ersten Metern, in denen ein kurzer geschwungener Gang bis in den eigentlichen Andachtsraum führt. Dieser Raum öffnet sich dann bis in die offene Spitze, so dass Licht (und Regen) ungehindert in die Kapelle fallen. Das Loch oben ist entstanden, weil 112 Fichtenstämme aus der Gegend für das Innengerüst der Kapelle zunächst zeltartig zusammengestellt wurden. Darüber wurde in 24 Schichten der Beton aus rötlich-gelbem Sand, Flusskies und weißem Zement gegossen. Anschließend wurden die Baumstämme durch ein wochenlanges Schwelen ausgeköhlert, wodurch sich das Holz wieder vom Beton löste und leicht ausgebaut werden konnte. So ist der Innenraum nun dunkel und rund – ganz anders als von außen vermutet. Hier und in der Landschaft rund um die Kapelle kann der Besucher durchatmen, sich am Rauschen der Bäume und am Gesang der Vögel erfreuen und zur Ruhe zurückfinden. Die Landwirtsfamilie Scheidtweiler hat die Kapelle gestiftet und mit etlichen Freunden 2006/07 selbst errichtet. Gewidmet ist sie dem Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe, einem Bauern, Richter und Ratsherren, der im 15. Jahrhundert lebte. Irgendwann beendete er sein bürgerliches Leben und wurde zum Einsiedler, der als Ratgeber gefragt blieb und 1481 die zerstrittenen Eidgenossen vor einem Bürgerkrieg bewahrte.

Durch einen glücklichen Zufall gewann Scheidtweiler den renommierten Schweizer Architekten Peter Zumthor: Dessen Mutter verehrte den Bruder Klaus. Zumthor übernahm den Auftrag und verzichtete für den außergewöhnlichen Entwurf sogar auf sein Honorar. Für Architekturfreunde aus vielen Ländern ist Wachendorf inzwischen zu einem beliebten Ziel geworden – weshalb man die Kapelle selten „für sich“ hat.

Öffnungszeiten: Während der Sommerzeit Dienstag bis Sonntag, 10-17 Uhr, (in der Winterzeit 10-16 Uhr). Der Eintritt ist kostenlos, Spenden sind willkommen. Besuchergruppen von über zehn Personen müssen eine Spende in einer vorher zu vereinbarenden Höhe leisten und sich per Fax anmelden unter 02256/957090. Informationen unter www.feldkapelle.de

Anreise: Mit dem Auto die A 1 bis Bad Münstereifel/Mechernich, nach der Abfahrt zunächst rechts ab und an der ersten Möglichkeit links abbiegen Richtung Holzheim/Weiler a.B. (L499), weiter über Weiler und Rißdorf bis zur Ortschaft Lessenich. Dort in der Ortsmitte nach rechts abbiegen Richtung Wachendorf. Nach zwei Kilometern dem Hinweis zum Parkplatz folgen. Mit dem Zug (RE 10173) von Köln West bis Mechernich, von dort mit dem Taxibus (ALT 809, Dienstag bis Freitag) nach Wachendorf Kapelle. Der Taxibus (Aufpreis ein Euro pro Person) muss spätestens bei der Abfahrt in Köln telefonisch vorbestellt werden (01804/151515). Auch die Rückfahrzeiten des Zuges beachten und an die Bestellung des Taxibusses denken. (wif)

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