Kolumne SchönTrinkenDas Bistro Keimaks in der Kölner Südstadt kann alles – nur keine Cocktails

Lesezeit 3 Minuten
Tische und Stühle vor dem Bistro Keimaks

Im Keimaks in der Südstadt sitzt man phantastisch – drinnen und draußen.

Das Keimaks in der Südstadt gilt als das charmante Wohnzimmer im Veedel, vor allem bei Sonnenschein. Nur mit den Mixturen ist es so eine Sache.

Ist Ihnen das Phänomen September-Panik bekannt? Es erscheint nicht jährlich. Es rührt nicht vom Anblick gestapelter Spekulatiustürme in den Supermärkten bei 28 Grad, dieser Horror poppt zuverlässig jedes Jahr auf. September-Panik hingegen tritt nur dann ein, wenn stabile Hochs herrlichste Altweibersommer bescheren. Wie 2023 – und dieses Mal sogar noch Anfang Oktober. Mit der Folge, dass jeder strahlende Tag von der Angst begleitet ist, es könnte der letzte sein.

Für die Gesundheit nicht ganz unkritisch, verbringt man deshalb sehr viel Zeit auf Balkonen, Parkbänken oder belegt allabendlich Plätze mit Außengastronomie. Schon deshalb lohnt sich ein Ausflug in die Südstadt. Auf nahezu jedem Bordstein, in jeder Parkbucht, sind Tische und Stühle aufgeklappt. Und wenn der Platz nicht reicht, werden zügig von innen weitere nach draußen geholt, wie im Keimaks, bekannt als das zweite Wohnzimmer der Südstädter, eine Institution seit 1997.

Der Schwerpunkt liegt auf Restaurant und Bistro

Früher war das Lokal mehr Bar, als Kai und Max eröffneten; seit Eleni Tsami die Führung übernommen hat, liegt der Schwerpunkt auf Restaurant und Bistro. Die herzliche Griechin bereitet frische Küche mediterraner und levantinischer Herkunft. Mezé-Teller, Ziegenkäse-Variationen, frische Fischgerichte, saisonale Köstlichkeiten, zu finden auf der Schiefertafel. Das freundliche Personal jongliert an der Hauswand entlang. Kein Platz mehr für fünf? Ruckzuck steht ein weiterer Tisch in einer dieser lauen Spätsommernächte da.

Blick aus dem geöffneten Bistro Keimaks auf die Straße.

Das Keimaks in der Kurfürstenstraße bietet viele schöne Plätze zum Draußensitzen an.

Eine Vielzahl offener Weine schenkt Tsami aus, belgische Biere, unter Cocktails listet sie an die 50 saftige oder hochprozentige Mischungen, was eindeutig zu viele sind, wie sich herausstellt. Vielleicht eine Reminiszenz an die Gründerzeiten? Jedenfalls bringt der Barkeeper nicht annähernd so viel Liebe oder Zeit oder beides dafür auf wie früher. Der Gast hat die Wahl zwischen Classics, Sweets, Sours, Champagne Cocktails, Non Alcoholics, Herbal Cocktails, Exotics.

Die erfreuliche Ausnahme ist der Espresso Martini

Der Whiskey Sour ist nicht ausgiebig geshaked und wird deshalb zu flüssig serviert. Im Mojito wurde der Zucker vergessen, Himbeer-Caipirinha schmeckte wässrig, Southside, eigentlich kein Hexenwerk, mit Gin, frischen Minzblättern, Limettensaft und Zucker – ergab ebenfalls keine stimmige Mixtur. Die erfreuliche Ausnahme ist der Espresso Martini: Bevor er ins klassische Martiniglas gefüllt wurde, war er lang genug im Shaker und wurde sowohl mit erhoffter Standhaftigkeit als auch ausgewogenem Wodka-, Espresso-, Likör-Verhältnis samt Kaffeebohnen serviert.

Bar und Regal mit Flaschen im Hintergrund

Auch drinnen lohnt das Verweilen: zum Beispiel am Tresen mit den Jugendstilkacheln und der Wiskeysammlung an der Wand.

Es lohnt sich auf alle Fälle an dieser charmanten und quirligen Adresse Halt zu machen und alles zu probieren – außer vielleicht Cocktails. Aber möglicherweise hatte der Barkeeper auch nur einen schlechten Tag … Lecker und lauschig ist es unter Schirmen oder an der Hauswand allemal und das Personal serviert durchweg freundlich, egal wie voll es ist.

Sollte der Spätsommer 2023 doch irgendwann enden, dann ist die Lokalität ohnehin ein Highlight: Der Grund ist ein schmucker Tresen vor originalen Jugendstilkacheln mit üppigem Blumenschmuck und einer ansehnlichen Whiskeyflaschensammlung aus Schottland, Irland, Kanada und USA im gläsernen Regal. Besser, man hält sich an die puren Dinge im Keimaks.

Das Keimaks in Kürze:

Was muss man unbedingt probieren?

Beim Espresso Martini (11 Euro) stimmt alles. Einige andere Mixturen sind weniger gelungen.

Was kosten die Cocktails?

Zwischen 9 und 14 Euro. Champagne Cocktails sind mit Crémant gemacht.

Was gibt es sonst?

Offene Weine, belgische Biere, Flaschenweine.

Wer geht dahin?

Südstädter, die dieses charmante Lokal zum zweiten Wohnzimmer erklären.

Wie alt sind die Gäste?

Von Studenten bis 99

Welches ist der beste Tag?

Jeder Tag kann gut sein, am Wochenende ist erfahrungsgemäß mehr los.

Musik?

Hier dominiert das Gespräch.

Gibt es was zu essen?

Eine köstliche Auswahl unkomplizierter mediterraner Küche. Mezze-Teller, Antipasti, tagesfrischen Fisch, Fleisch, vegane Gerichte. Kleinigkeiten ab 5 Euro.

Keimaks, Kurfürstenstraße 27, 50678 Köln, Öffnungszeiten Mo - Do 18 - 1 Uhr, Fr + Sa 18 - 2 Uhr 

KStA abonnieren