Ausflug mit Grandezza und StilVon der Renaissance des Picknicks

Lesezeit 3 Minuten
Picknick getty

Ein gut geplantes Picknick hat mehr Stil als viele Grill-Aktionen.

  • Wegen Corona verzichten diesen Sommer viele auf Fernreisen und verbringen die Ferienzeit hierzulande.
  • Das ist nur einer der Gründe, warum das Picknick eine Renaissance erleben könnte, meint unser Autor in seiner Kolumne „Köln kulinarisch”.
  • Mehr Stil als der Einweggrill und die Würstchen von der Tankstelle hat ein gut geplantes Picknick in jedem Fall.

Nach gut einem Monat zeigt sich, dass der erwartete Ansturm auf die Restaurants keiner war. Wohl vor allem deshalb, weil viele zögerlich sind, wenn es darum geht, Mahlzeiten mit Abstand einzunehmen. Alle Hoffnungen ruhen auf dem Sommer und der Außengastronomie. An der frischen Luft schmeckt es sowieso viel besser. Für alle, denen das immer noch zu eng ist, gibt es eine Lösung: Picknick.

Relikte der Picknick-Kultur

Traditionell waren Picknicks in Frankreich und England ein gesellschaftlicher Event, den der Adel favorisierte. Dort etablierten sie sich als Teil der Jagdgesellschaften, die ihre Stärkung standesgemäß im Freien einnahmen. Mit der Zeit entwickelte sich eine eigenständige Kulturform – mit Korb, Besteck, Gläsern und Tellern samt Decke und allem was dazu gehört, um im Freien stilvoll zu speisen. Das Kentucky Derby ist aus dem klassischen Picknick erwachsen. Jedes Cricketspiel sieht bis heute eine 20-minütige Pause zur Einnahme einer Stärkung unter freiem Himmel vor, zu der Gurkensandwiches und Tee gereicht werden.

Picknick wie früher dpa symbol

Picknicken hat eine lange Tradition.

Relikte einer besseren Picknick-Kultur stehen noch heute an fast jeder Autobahn-Raststätte: Heruntergekommene Tisch- und Bankgruppen für die Vesper am Wegesrand der Reise. Daraus wird ersichtlich: Trotz seiner langen Geschichte sah das Picknick schon bessere Zeiten. Der Volkssport Grillen hat ihm in den letzten Jahren eindeutig den Rang abgelaufen.

Unverzichtbar: Der Picknickkorb

Zu Unrecht, denn das Picknick ist eine freudvolle Veranstaltung. Hoffentlich wird der Sommer lang und warm und so zahlreiche Gelegenheiten bieten, uns mit einem gepackten Korb aufzumachen in die Natur. Ein schönes Picknick verlangt zwar eine vorausschauende Planung, aber es adelt den Ausflug mit weitaus mehr Grandezza und Stil, als schnödes Würstchen-Wettgrillen am Aachener Weiher samt Grill und Kohlen von der Nachttanke für 9,99 Euro.

Um dem einst so beliebten Picknick eine neue Renaissance zu bescheren, lohnt es sich, den nächsten Flohmarkt anzusteuern und einen alten Picknickkorb zu kaufen. Damit hat man die Ausrüstung und ist technisch gewappnet für Mahlzeiten unter freiem Himmel. Der Umfang eines Picknicks kann von der einfachen Stulle bis hin zum ausgefallenen Gelage auf der Decke mit Geschirr und kalten Getränken reichen. Ob unterwegs im Königsforst, am Rheinufer, im Blücherpark oder in der Eifel: Mit der richtigen Vorbereitung wächst die Freude über die wohlverdiente Rast beim Ausflug. Ob klassisch bürgerlich mit Kartoffelsalat, Frikadellen oder Würstchen oder französisch mit Salat, Quiche und Wein – die Möglichkeiten bringen Glanz und Format in jeden Ausflug.

Das könnte Sie auch interessieren:

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele von uns dieses Jahr vielleicht auf Fernreisen verzichten und die Ferienzeit hierzulande verbringen. Ein gut gefüllter Picknickkorb sorgt ganz klar für Urlaubsgefühle.

Und seinen Müll kann man nach erfolgreicher Vesper unter freiem Himmel bequem im Picknickkorb wieder mitnehmen.

KStA abonnieren