Wein-EmpfehlungWas Orangewein ist und warum es sich lohnt, ihn zu probieren

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orange wein getty

Für den optimalen Genuss dieser Weine sollte man ein paar Tipps beherzigen.

  • Romana Echensperger gibt in ihrer Kolumne Tipps und Empfehlungen rund um den Wein.
  • Dieses Mal hat sie sich einen Wein aus der Naturweinszene genauer angeschaut.

Köln – Wenn wir uns ein Glas Grauburgunder aus Baden oder einen Prosecco einschenken, haben wir eine gewisse Vorstellung wie dieser schmecken soll. Die Winzer wissen das und bauen ihre Reben entsprechend an und aus. Fallen die Trauben bei der Ernte nicht wie gewünscht aus, helfen unzählige Hilfsmittel, um den Geschmack zu trimmen. Das kann manchmal vonnöten und gerechtfertigt sein, wenn etwa ein Jahrgang besonders herausfordernd war.

Es wird zum Dauerzustand, wenn finanzieller Druck es nötig macht, die Weinproduktion betriebswirtschaftlich zu optimieren. Ob zu hohe Erträge, der optimale Lesezeitpunkt verpasst oder gar ein großer Anteil fauler Trauben mit der Maschine einfach mitgelesen wurden – ein Arsenal von Enzymen, Reinzuchthefen, Zusätzen oder Hilfsmitteln macht aus fast jedem noch so traurigen Traubenmaterial etwas halbwegs Trinkbares. Allerdings entstehen so seelenlose Getränke, die bestenfalls nach der Rebsorte schmecken, aus der sie erzeugt wurden.

Neue Geschmacksfenster in der Weinwelt

Aufgrund dieses Druckes hat sich vor Jahren die Naturweinszene formiert. In Totalopposition zu konventionellen Kellermethoden, lehnt sie sämtliche Zusätze ab. Anfangs sind dabei recht wilde Kreationen entstanden, die man wohl nur mit einer guten Portion Dogma genießen konnte. Doch die Winzer haben dazugelernt und erzeugen heute köstliche Weine. Damit haben sie neue Geschmacksfenster in der Weinwelt geöffnet und darüber hinaus enorm viel Arbeit bei der Aufklärung der Konsumenten geleistet, die Wein, selbst den Billigsten aus dem Discounter, bislang als reines „Naturprodukt“ wahrgenommen haben.

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Für den optimalen Genuss dieser Weine sollte man ein paar Tipps beherzigen. Oft werden die Weine mit der Feinhefe, also naturtrüb, abgefüllt. Daher sollte man sie vor dem Öffnen hin und her drehen, um die Hefe aufzuwirbeln, damit nicht der letzte Schluck die ganze Hefe enthält. Ein großes Glas ist oft für die Aromenentfaltung hilfreich und Rotweine sollten nicht zu warm sowie weiße als auch orangefarbene Weine nicht zu kühl getrunken werden.

Wein-Empfehlung

Wie etwa dieser Orangewein aus der Sorte Scheurebe, der mit Schalen vergoren und ohne zugesetzten Schwefel naturtrüb abgefüllt wurde. Der Duft ist sauber und klar. In der Nase zeigen sich Aromen von Birne, Apfel, Grapefruitschale, Minze, Johannisbeerblätter und Hefe. Am Gaumen wirkt der Orangewein pikant, salzig, nussig – und trotz seiner leichten 12,5% Alkohol besonders langanhaltend.

Übrigens war er eine geniale Wahl zu einem herzhaften Bergblumenkäse. Wer mehr über diese Weine erfahren und eine große Auswahl für jeden Geschmack kennenlernen will, sollte nach Ehrenfeld fahren. Die rührige Surkki Schrade beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit dem Thema und gilt als eine der versiertesten Expertinnen dazu.

2019 Scheurebe „SANS“ / Weingut Benzinger / Pfalz – 15 Euro

La Vincaillerie – vin naturel / Leostraße 57 / 50823 Köln

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