Goldschmiede-WorkshopGlitzer-Kleidung für den Hals

Lesezeit 4 Minuten
Theresa Thiering (l.) und Verena Metzen arbeiten seit einem Jahr gemeinsam in einem Atelier.

Theresa Thiering (l.) und Verena Metzen arbeiten seit einem Jahr gemeinsam in einem Atelier.

Ordentlich liegen Ziselierhammer, Kugelhammer und Niethammer nebeneinander auf einem Tisch. Daneben stehen, nach Größen geordnet, glänzende Kugelpunzen und ein Behälter mit Feingehalt- und Logostempeln. In dem kleinen Braunsfelder Schmuck-Atelier hat alles seinen festen Platz auf den fünf Goldschmiedearbeitsplätzen, die sich um eine große alte Ziehbank in der Mitte der Werkstatt anordnen. Das muss auch so sein. Denn seit einem guten Jahr teilt sich die selbstständige Goldschmiede-Meisterin Verena Metzen mit ihrer Kollegin Theresa Thiering das Atelier an der Stolberger Straße. „Da muss ein bisschen Disziplin schon sein“, betont Verena Metzen und räumt ein, dass ihre Kollegin aber doch ein bisschen penibler beim Aufräumen sei als sie selbst.

Nein, in die Quere komme man sich in der Werkstattgemeinschaft nicht, betonen die beiden. Vielmehr genießen die Frauen den fachlichen Austausch bei der Arbeit. Das Urteil der jeweils anderen schätze man sehr. Schließlich kenne man sich schon seit vielen Jahren aus der gemeinsamen Zeit bei einem Eifeler Goldschmied. Zudem seien auch die Aufträge sehr unterschiedlich. Während Theresa Thiering sich nach ihrer Zusatzausbildung zur Restauratorin im Handwerk unter anderem auf das Restaurieren von alten Schmuckstücken oder Kircheninventar spezialisiert hat, liegt das Augenmerk von Verena Metzen darauf, ganz individuelle Schmuckstücke für ihre Privatkunden zu fertigen, oder: zu schneidern, wie sie selber sagt. Denn für die 36-Jährige ist ein Schmuckstück nicht nur Beiwerk zur Kleidung, sondern eigenständiger Bestandteil.

Nicht ohne Stolz holt sie ihr Meisterstück aus dem Tresor hervor: Einen aufwendig gestalteter Metallkragen aus Silber. Eben keine einfache Kette, sondern ein schmuckes Kleidungsstück für den Hals. „Meine Inspirationen dafür hole ich mir eher aus Mode- und Architektenzeitschriften als aus reinen Schmuck-Magazinen“, erzählt sie.

Schmuck-Workshop: Kreieren Sie Ihren ganz persönlichen Silberring!

Samstag, 18. April, 10-18 Uhr

Schmuck ist nicht nur ein Accessoire, sondern trägt wie ein Kleidungsstück dazu bei, der Persönlichkeit eines Menschen Ausdruck zu verleihen. Kreieren Sie in unserem Workshop angeleitet von Verena Metzen und Theresa Thiering Ihre eigene Ring-Kreation aus Silber. Begrenzte Teilnehmerzahl!

Ort: Werkstatt Die Schmuckschneiderin, Stolberger Str. 114, 50933 Köln

Preis: 99 Euro (Abocard 95 Euro) zzgl. – je nach Verbrauch – Silberpreis nach Tageskurs, vor Ort zu zahlen. Tickets sind erhältlich im Servicecenter Breite Str., sowie bei Kölnticket unter ☎ 0221/ 2801

www.Koelnticket.de

www.abocard.de

Offenes Atelier

Freitag, 21. November, 16-21 h

Samstag, 22. November, 11-19 h

In ihrer „guten Stube“ in der Stolberg Str. 114 laden Schmuckschneiderin Verena Metzen und Goldschmiedin Theresa Thiering ein zu Kaffee und Tee und präsentieren zwei Tage lang die Ergebnisse ihrer Arbeit.

Trotz unterschiedlicher kreativer Nischen: In einem sind sich Schmuckschneiderin Metzen und Restauratorin Thiering einig. „Wir wollen nicht mal eben auf die Schnelle und nebenbei etwas machen, sondern es muss handwerklich in Ordnung sein. Wir wollen gute Vertreter unseres Gewerks sein“, betont Theresa Thiering. Ein Gewerk freilich, von dem beide befürchten, dass es in seiner Vielfalt auszusterben droht. „Seit der Handwerksreform 2003 ist es nicht mehr zwingend notwendig, einen Meistertitel zu erwerben, wenn man sich selbstständig machen will“, erklärt die 39-Jährige Theresa Thiering. Die Folge sei, dass viele alte Techniken, die früher Goldschmiede auf dem Weg zum Meister in den unterschiedlichen Stationen ihrer Gesellenzeit kennenlernten, verloren gingen.

Die Kunst des Niello

Tatsächlich gebe es immer weniger Goldschmiede, die etwa noch das Ziselieren beherrschten. Dabei wird das Edelmetall frei modelliert, indem es über eine Unterlage aus Kitt mit Hammer und Punzen getrieben wird, so dass reliefartige Formen entsehenen. Auch die Kunst des Niello – einer Verzierung auf Silber oder Gold, die aus eingravierten und mit einer schwarzen Masse aus Silber, Kupfer, Blei oder Schwefel ausgefüllten Zeichnung besteht – werde heute nur noch selten angewandt.

Ganz bewusst laden die beiden Goldschmiede-Meisterinnen deshalb auch gerne ab und zu Kunden ein, in ihrer kleinen Werkstatt individuelle Schmuckstücke selbst zu fertigen. „Das ist immer ein schönes Event, auch für uns“, sagt Verena Metzen. Auch weil sich die Besucher in dem liebevoll im 50er-Jahre-Look gestalteten Ausstellungsraum des Ateliers heimisch fühlen können „wie in Omas guter Stube“.

Wichtiger aber ist den beiden Schmuck-Expertinnen, dass ihre Kunden dabei erkennen, wie vielfältig die Arbeit des Goldschmieds ist. Schmelzen, feilen, sägen, löten, walzen – all das können und sollen die Teilnehmer in den Kursen selbst ausprobieren. Und nicht selten stellten sie dann nach stundenlanger Arbeit fast entschuldigend fest: „Jetzt weiß ich, warum Schmuck seinen Preis haben muss“, erzählt Verena Metzen.

„Uns geht es darum, den Leuten zu vermitteln, dass das, was wir machen, nicht eine einfache Bastelarbeit ist, sondern eine handwerkliche Tätigkeit“, sagt sie. Eine Tätigkeit, die den Frauen allerdings immer auch genügend Raum für die eigene Kreativität lässt. Davon können sich Interessierte am Wochenende bei einer Werkschau im Atelier der beiden überzeugen.

KStA abonnieren