Serie mit Hunde-Therapeut Masih SaminWie man sich Hunden nähert und was sie dabei gar nicht mögen

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Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin mit seiner Hündin Thea.

Eine vertrauensvolle und höfliche Begrüßung findet am besten auf Augenhöhe mit dem Tier statt.

Hunde einfach so anfassen? Geht gar nicht. In Teil 4 unserer Serie, erklärt Masih Samin, wie man richtig auf die Tiere zugeht.

Wer einen Hund dabei hat, erlebt es ständig beim Spazierengehen oder im Café: Fremde Menschen kommen auf einen zu und wollen den Hund streicheln. Es ist schön, wenn andere Menschen den eigenen Hund mögen. Aber einfach so anfassen dürfen sie ihn nicht. 

Hundehalter wissen das natürlich, aber nicht allen Menschen ist klar, wie man richtig auf die Tiere zugeht. Kein Wunder, dass diese Situation zu den am häufigsten genannten Problemen gehört, die unsere Leser nach unserem Aufruf in dieser Zeitung geschickt haben. Der Kölner Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin erklärt, wie man sich am besten verhält, damit Menschen und Tiere sich wohlfühlen.

Viele der eingesandten Fragen waren übrigens so individuell, dass sie sich nicht einfach so in Text und Video klären lassen und stattdessen eine persönliche Beratung benötigen. Unsere Serie greift deshalb typische Situationen heraus, die sich gut erklären lassen. Wichtig zu wissen: Es geht dabei immer um ein harmonischeres Zusammenspiel zwischen Mensch und Hund, nicht um reine Erziehung.

Teil 4: Richtig auf Hunde zugehen

Kinder machen es meistens richtig, weil sie fast immer fragen: „Darf ich den streicheln?“ Vorher den Besitzer fragen und einen Hund nicht einfach so anzufassen, ist schonmal die halbe Miete. Wenn der Besitzer oder die Besitzerin einverstanden ist, sollte der Kontakt mit dem Hund möglichst begleitet und angeleitet werden. „Dazu gehört vor allem, selbst abzuwägen, ob der eigene Hund den Kontakt möchte oder nicht“, macht Masih Samin klar. Denn nicht jeder Hund hat Lust darauf, mit einer fremden Person zu interagieren. 

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Masih Samin hat zudem die Erfahrung gemacht, dass auch Menschen übergriffig sein können, die meinen, sich mit Hunden auszukennen: „Sie fassen den Hund bei der Begrüßung grob von oben oder hinten an oder kommen viel zu schnell zu nahe.“ Auch ein grobes Gewuschel durch das Fell mögen viele Hunde gar nicht. Es ist also wichtig, dass die Begegnung mit Hund und unbekanntem Menschen moderiert wird. Das kann manchmal sogar bei bekannten Personen nötig sein. 

Dem Hund genügend Raum lassen

Wer sich einem Hund höflich annähern möchte, sollte ihn zunächst mit seinem Namen ansprechen. Das gilt besonders dann, wenn das Tier mit dem Rücken zu einem steht oder liegt und nicht sehen kann, dass sich ihm jemand nähert. „Das Verhalten des Menschen muss für den Hund transparent und erkennbar sein“, sagt Samin. 

Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin und seine Hündin Thea bei einer Begrüßungssituation.

Zur Begrüßung am besten in die Hocke gehen und den Hund auf sich zukommen lassen.

Bei der Begrüßung ist ebenfalls Freundlichkeit Trumpf. Der Mensch sollte sich dazu auf die Höhe des Hundes hinab begeben und in die Hocke gehen. „Geben Sie dem Hund den Raum, auf Sie zuzukommen“, fügt Samin hinzu. Dazu gehört vor allem ausreichend Platz nach hinten, damit der Hund bei Bedarf ausweichen kann, wenn er sich nicht wohlfühlt. Erst danach dürfen Sie vorsichtig mit dem Streicheln beginnen. Der Hunde-Profi hat noch einen Tipp: „Wenn Sie wieder aufstehen, stützen Sie sich mit den Händen am Boden ab und richten Sie sich gerade auf. So vermeiden Sie, dass Sie sich aus Versehen über den Hund beugen.“  

Deutliche Signale, dass ein Hund sich nicht wohlfühlt

Es ist für Hunde nicht immer so einfach, die menschliche Annäherung und Motivation nachzuvollziehen, vor allem dann, wenn die Tiere schlechte Vorerfahrungen gemacht haben. „Es gibt bei Hunden einige Signale, die deutlich zeigen, dass sie sich nicht wohlfühlen – übrigens fast die gleichen wie bei uns Menschen. Die Tiere zeigen damit, dass ihnen ein Kontakt zu schnell geht“, erklärt Samin. 

Masih Samin nähert sich seiner Hündin von oben an, die weicht zurück.

Hunde mögen es gar nicht, wenn man sich ihnen zu schnell und von oben nähert. Diese Geste ist Masih Samin deshalb bei seiner Hündin sehr schwergefallen.

Wenn ein Hund sich abwendet und den Kopf zur Seite dreht, ist das ein klares Zeichen dafür, dass keine Nähe gewünscht ist. Gleiches gilt, wenn der Hund dem Menschen den Rücken zudreht. Subtilere Zeichen sind, wenn der Hund den Blick abwendet oder sich über die Schnauze leckt.  Sich vom Tier lieber entfernen sollte man auch, wenn es die Pfote einzieht, die Stirnhaut glättet oder die Ohren anlegt. Unter Hunden sind all das klar verständliche Beschwichtigungsgesten. Bloß wir Menschen begreifen das nicht immer. Masih Samins Rat: „Wenn Ihr Hund dieses Unwohlsein zeigt, stehen Sie für ihn ein und sagen Sie dem sich nähernden Menschen, dass er sich übergriffig verhält.“ 

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