Traditionscafés mitten in der StadtVier Besuche in Kölner Kaffeehäusern

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Kuchen im Café Reichard.

Kuchen im Café Reichard.

Köln – Die Kölner Innenstadt durchzieht eine Achse der hochkalorischen Köstlichkeiten – Kaffeehäuser, an denen Trends und Moden weitgehend schadlos vorbeiwehen. Das kann man langweilig nennen oder aber zeitlos und wunderschön nostalgisch.

Vier Besuche in Cafés, in denen es sich vortrefflich pausieren lässt.

Café Eigel

Kuchen im Café Eigel

Kuchen im Café Eigel

Kölns größtes Lebkuchen-Hexenhaus im Schaufenster verrät es: Die Vorweihnachtszeit hat im Café Eigel längst begonnen. Es gibt jede Menge weihnachtlicher Leckereien, allen voran den preisgekrönten Butterstollen mit Marzipan. Uns ist beim Besuch Anfang November aber eher nach Kaffee und klassischem Backwerk zumute – wobei die Auswahl aus mehr als 30 allesamt gut aussehenden Torten eine Herausforderung ist. Genauso übrigens wie die Platzwahl. Lichtdurchfluteter Wintergarten, Business-Lounge oder traditionelles Kaffeehaus-Ambiente? Wir bevorzugen letzteres bestellen ebenso traditionell Schokosahne-Torte und gedeckten Apfelkuchen mit Sahne. Die üppigen Kuchenstücke kommen prompt (ca. 4 Euro) und schmecken prima. Cremig und schokoladig die Torte, mürbe und angenehm säuerlich der Apfelkuchen, der allerdings von der Sahnemasse fast erschlagen wird. (aho)

Brückenstr. 1, 50667 Köln

☎  0221/ 2575858, Mo-Fr: 9-19 Uhr

Sa 9-18 Uhr, So 14-18 Uhr

Café Fassbender/Jansen

Kuchen im Café Fassbender, früher Jansen

Kuchen im Café Fassbender, früher Jansen

Nicht die Fassbender-Filiale an der Mittelstraße, sondern das frühere „Café Jansen“ in der Altstadt bewegt den nur vermeintlich schweren Odem geschichtsträchtiger Kaffeehäuser (immerhin gibt es das Lokal bereits seit anno Tobak). Heute ist der runde Gastraum mit den grünsamtenen Chaisen eine kleine Sensation, und dass Fassbender die Kuchen backt ein Glücksfall. Man könnte das alles hier als altbacken geißeln. Aber in Wirklichkeit findet sich hier Haltung statt Steifheit. Haltung zum Stil des Hauses, zum Genuss-Anspruch, zum Service-Gedanken – die Bedienung ist aufmerksam und ausgesprochen freundlich. Das färbt auch auf die Kunden ab, die durchaus nicht altbacken sind. Aber das ist auch mal schön: Keiner daddelt, alle sprechen gedämpft aber lebhaft, keine Musikdudelei. Ach so, der handwerklich einwandfreie Kuchen, jüngst Himbeer-Maracuja-Schokosahne (3,80 Euro), schmeckt sehr gut. (don)

Obenmarspforten 7, 50667 Köln

☎ 0221/2727390

Mo-Fr 9- 18.30, Sa 9-19/ So 11-18 Uhr

Café Reichard

Kuchen im Café Reichard.

Kuchen im Café Reichard.

Das Entree ist verheißungsvoll: Das gold-geschwungene „R“, der Hinweis „seit 1855“ und die hell erleuchteten Fenster am dunklen Novembernachmittag lassen gediegene Caféhaustradition erahnen. Innen empfangen den Besucher eine beeindruckende Torten- und Pralinentheke, süße Schokoladenschwaden, sanfte Klaviermusik. Man vermutet gestärkte Schürzen und Vorhangrüschen – stattdessen erschlägt einen die Renovierungskunst der 1980er Jahre in der Optik „Traumschiff“ in Messing-Rosé. Egal. Die Lage am Dom ist magisch, das Gebäck prächtig. Die Schwarzwälderkirschtorte gleicht einem sahnigen Gedicht, der Schnaps kommt deutlich zur Geltung, nur die massive Buttercreme, in der die Kirschen versunken sind, so üppig wie der Preis: 4,50 Euro. Der Mailänderkirschkuchen mit gezuckerter Mandelschicht (4,50 Euro) ist prima, wer Salziges vorzieht, sollte Genfer Rösti wählen. (eva)

Unter Fettenhennen 11, 50667 Köln

☎  0221/ 2578542

täglich von 8.30 - 20 Uhr

Café Wahlen

Kuchen im Café Wahlen.

Kuchen im Café Wahlen.

Gerüschte Vorhänge, Teppichboden, florale Stofftapeten, geschwungene Deckenlampen mit Schirmchen, Messinggarderoben, Servicekräfte mit Spitzenschürzchen – im Café Wahlen ist die Zeit stehen geblieben. Wirtschaftswunderästhetik par excellence. Hier sitzen die reiferen Herrschaften mit Perlenkette und Siegelring und bestellen Toast Hawaii, Ragout Fin mit Fleuron, kaltes Geflügel auf Toast und Crevettencocktail. Das ist nicht ironisch kokettierend gemeint, sondern das ist Tradition. So verhält es sich auch mit dem Süßwarenangebot: Savarin au rhum (2,80 Euro), Mohrenkopf (2,70 Euro), Trüffelsahnetorte (3 Euro) und Pfirsich Melba – im Café Wahlen findet man diese goldenen Klassiker der Konditorkunst. Die prächtigen Torten stehen genauso stramm in der Vitrine, wie die Damen in den gestärkten Blusen daneben. Die Flockensahne (3 Euro) ist wohl über die Stadtgrenze hinaus bekannt. (jfl)

Hohenstaufenring 64, 50674 Köln

☎ 0221/231625

Mo-Sa 10-18 Uhr, So 11-18 Uhr

** Diese Cafés haben wir zuletzt im November 2016 besucht.**

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